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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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unterscheiden.
    Dieser scheinbare Widerspruch ist deshalb möglich, weil die existierenden menschlichen Klone – sie haben bestimmt schon welche getroffen – auf natürliche Weise entstanden sind. Es handelt sich um eineiige Zwillinge. Da sie aus einem einzigen Ei entstehen, das sich in zwei Hälften teilt, beginnen sie zwar mit derselben DNS, entwickeln sich aber bis zum Erreichen des Erwachsenenalters zu vollkommen einzigartigen Individuen. Oftmals sehen sie nicht einmal mehr identisch aus.
    Eineiige Zwillinge weisen nicht nur feine Unterschiede in ihrer Lebenswelt auf, während sie heranwachsen (sie können nicht exakt dasselbe erleben), sondern entwickeln sich auch biologisch unterschiedlich. Erstens ist unser genetischer Code bei der Geburt noch nicht zu hundert Prozent festgelegt. Jeder Mensch akkumuliert schrittweise Veränderungen. Wenn sich zum Beispiel eine Zelle teilt, was in unserem Körper andauernd passiert, wird DNS dupliziert. Bei diesem Vorgang können Fehler auftreten, die zu ganz kleinen Veränderungen des Gencodes führen. In diesem Sinne sind wir alle Mutanten.
    Darüber hinaus sind Gene nicht ständig im Einsatz. Wie wir gesehen haben, werden sie an zahlreichen Punkten unseres Lebens an- und abgeschaltet, kontrolliert von externen Substanzen. Diese epigenetische Seite ihrer Entwicklung kann gewaltige Unterschiede zur Folge haben, und das An- und Ausschalten der Gene ist zweifellos vom Umfeld beeinflusst. Als Resultat dieser Einflussfaktoren auf Zwillinge entstehen schließlich zwei einzigartige Individuen, keine Klone im Sinne identischer Kopien.
    Der Unterschied zwischen Klonen und Kopien wurde mit einer gewissen Ironie nachgewiesen (zumindest, was die Namen betraf), als an der texanischen A&M University die erste geklonte Katze geschaffen wurde. Man nannte sie Copycat oder Cc (deutsch: Nachmacher; oder cc für carbon copy , Durchschlag), doch erwies sie sich als alles andere denn als Kohledurchschlag ihres Elternteils. Dieses war mehrfarbig, wohingegen Cc getigert und weiß war. Dabei schien es sich um einen epigenetischen Effekt gehandelt zu haben, da Ccs Leihmutter ebenfalls eine Tigerkatze war. Es bringt also nichts, das eigene Lieblingshaustier klonen zu lassen, damit man es länger um sich hat. Der Klon wird wahrscheinlich ein ganz anderes Tier.
Hello Dolly
    Als das Schaf Dolly im Jahr 1996 geklont wurde, schien es nur eine Frage der Zeit, bis jemand auch ein menschliches Wesen klonen würde. Die ethischen Aspekte dieser Sache sind fragwürdig, doch es ist schwierig, den Geist wieder zurück in die Flasche zu bekommen. Einige Organisationen behaupteten sogar, sie hätten bereits einen Menschen geklont, wenngleich sie nie einen Beweis dafür lieferten. Wahrscheinlich ist es noch nie geschehen, lehrt doch die Erfahrung aus dem Dolly-Experiment, dass das Klonen eine äußerst schwierige Angelegenheit ist.
    Bei der menschlichen Reproduktion (wie bei den meisten anderen Tieren auch) stammt für gewöhnlich die Hälfte des Genmaterials derneuen Person von einem Elternteil und die andere Hälfte von dem anderen. Um einen Klon zu erschaffen, ist es erforderlich, dass man die gesamte DNS aus einem einzigen Individuum in ein Ei bringt. Im Fall von Dolly stammte diese DNS aus dem Euter eines längst verstorbenen Schafs (die Zelle stammte aus einer Kultur, die im Labor am Leben erhaltenen wurde). Deshalb wurde dieses berühmte Tier nach der Sängerin Dolly Parton benannt, deren Brüste ja auch unübersehbar sind. Die DNS aus dieser Zelle wurde in das unbefruchtete Ei eines anderen Schafes injiziert, dessen natürlicher Inhalt zuvor abgesaugt worden war.
    Daraufhin wurde dem Ei in bester Frankenstein-Manier ein kleiner Elektroschock verpasst, um den Prozess in Gang zu bringen. Schließlich wurde es in eine Leihmutter eingesetzt, wo es völlig normal zu wachsen begann – mit dem Ergebnis, dass Dolly, ein ganz gewöhnliches, gesund wirkendes Lamm, das Licht der Welt erblickte. (Beachten Sie übrigens, dass der Klon wie jedes andere Baby auch selbst heranreifen muss – man kann nicht einfach über Nacht ein voll ausgebildetes Tier klonen, wie es manche Filme vorgaukeln.)
    Das klingt wie ein einfacher Prozess, weshalb auch das Klonen eines Menschen eigentlich nur einen Schritt weiter entfernt sein müsste – doch so einfach ist es in der Wirklichkeit nicht. Zunächst einmal mussten die Forscher, die Dolly erzeugten, Zellen in den exakt richtigen Zustand bringen, da diese nicht automatisch anfangen,

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