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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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ich die beiden an. » Jenny? Wie das denn? Was hatte sie denn in diesem Haus zu suchen?«
    » Genau das wüssten wir gern«, entgegnete Blake, und ich fühlte mich wie Alice, die in das Kaninchenloch hinabfällt. Ich fühlte, wie der Boden unter mir nachgab. Nichts ergab noch Sinn, außer dass ich nun wenigstens wusste, warum das kindliche, unterentwickelte Mädchen, das in meinen Englischstunden gesessen hatte, im vierten Monat schwanger war.
    » Und was ist mit Paul?«, fragte ich schließlich. » Er kann einfach nichts damit zu tun gehabt haben.«
    Vickers wirkte bekümmert. » Ich weiß, er ist noch ein Kind, Sarah. Und ich weiß, es geht ihm schlecht. Aber so traurig es ist: Wir haben den dringenden Verdacht, dass er aktiv daran beteiligt war.«
    » Sie haben uns selbst erzählt, dass er sich bestens mit Computern auskennt«, gab Blake zu bedenken. » Wie es momentan aussieht, war er für die technische Seite verantwortlich. Die Computer stehen alle in seinem Zimmer.«
    Vickers seufzte. » Falls Ihnen Einzelheiten bekannt sind, die den Jungen entweder be- oder auch entlasten, dann würde ich sie gern erfahren. Jetzt sofort oder auf der Wache.«
    Schweigend starrte ich ins Leere. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte nur das Gefühl, dass Paul niemals freiwillig eine Rolle in einem so erbärmlichen und bösartigen Unterfangen übernehmen würde, doch im Moment häuften sich wohl gerade die Beweise gegen ihn.
    » Ich weiß nicht«, sagte ich nach einer Weile. » Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass ich ihn als nett erlebt habe.«
    Blake rührte sich wieder. » Viele Menschen wirken nett und unschuldig. Manchmal ist es schwer für uns, gleich zu Beginn die Schuldigen herauszupicken, aber meistens kommen wir ihnen früher oder später auf die Spur.« Mit einer Geste verwies er auf den Stapel von Gegenständen, die ich als meine identifiziert hatte. » Denken Sie nicht, dass Sie uns mittlerweile einige Erklärungen schuldig sind?«
    » Ich? Sind Sie verrückt geworden? Damit habe ich absolut nichts zu tun. Ich weiß nichts darüber.« Selbst in meinen Ohren hörte sich das wie eine Lüge an. Ich sah von einem zum anderen. » Sie müssen mir glauben.«
    » Sie haben das Mädchen gekannt«, verkündete Vickers. » Sie wohnen in derselben Straße. Gegenstände von Ihnen befinden sich hier. Sie sind das verbindende Glied, Sarah. Wie ich schon immer gesagt habe, Sie sind das Bindeglied.«
    » Sie können doch nicht ernstlich annehmen, dass ich damit etwas zu tun habe.« Allerdings deutete nichts in ihren Gesichtern darauf hin, dass sie mir glaubten. Vickers’ Augen waren kalt und blau wie Gletschereis, und Blake schaute finster drein. Ich spürte einen Anfall schierer Panik, konnte ihn jedoch vorerst abwehren. Sie spielten hier eine Art Spiel– ich kannte nur nicht die Regeln.
    » Sarah, es wäre wirklich besser, wenn Sie uns jetzt sagen, was sich abgespielt hat, bevor das alles weitere Kreise zieht.«
    » Da gibt es nichts zu sagen. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Der Tag war so schon lang genug, und ich bin müde.« Das klang launisch und gereizt, aber das war mir egal. » Ich gehe jetzt nach Hause. Sie finden am besten selbst heraus, was sich hier abgespielt hat, und sagen mir Bescheid, wenn Sie es wissen. Ich jedenfalls habe nichts damit zu tun und bin genauso ratlos wie Sie.«
    Als Schlusswort fand ich das gar nicht übel, und ohne eine Antwort abzuwarten, wandte ich mich zum Gehen. Es waren nur noch zwei Schritte bis zur Tür, als mich eine Hand am Arm packte und dahin zurückzog, wo ich gerade gestanden hatte.
    » Lassen Sie mich los!«, fauchte ich Blake wütend an.
    » Geht leider nicht.«
    Vickers warf mir einen müden Blick zu. » Wenn Sie nicht mit uns reden, Sarah, bleibt uns nur eine Möglichkeit.«
    » Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    » Ich meine, dass wir Sie dann zwingen müssen, mit uns zu reden.«
    Damit drängte er sich an mir vorbei durch die Tür und ließ mich stehen, sodass ich über seine Worte nachdenken konnte. Ich hörte, wie er sich im Flur halblaut mit jemandem besprach, den ich nicht sehen konnte.
    » Sie können doch nicht ernstlich annehmen, dass ich damit etwas zu tun habe.« Ich versuchte, etwas aus Blakes Gesicht zu lesen, und wartete darauf, dass er endlich damit herausrückte, dass das alles nur ein Scherz war und dass sie das natürlich nicht ernst meinten.
    » Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte er, und seine Stimme klang schroff, ganz

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