Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing
kann dafür sorgen, dass Sie nie wieder ein Wort für den Elmview Examiner schreiben. Eddie Briggs ist ein guter Freund von mir, und er ist nicht gerade ein Bewunderer von Ihnen, Mrs. Shapley, obwohl er Ihr Chef ist. Und dann hätten wir da außerdem noch Ihr Auto– ich bin mir ganz sicher, dass ich bei genauerem Hinsehen ein paar gute Gründe finde, die eine Beschlagnahmung ratsam erscheinen lassen– im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit, versteht sich.« Er lächelte sie an und fügte hinzu: » Kleiner Tipp für Sie am Rande: Legen Sie sich nicht mit der Polizei an. Wir gewinnen sowieso.«
» Wollen Sie mir drohen?«
» Ja«, erwiderte Vickers schlicht. » Und wenn Sie schlau sind, dann vergessen Sie das hier ganz schnell. Miss Finch ist vollkommen unschuldig, davon bin ich absolut überzeugt. Auf dem Polizeirevier befragt wurde sie aus rein operativen Gründen. Sie war sehr hilfreich und verständnisvoll und hat ein bisschen Respekt für sich und ihre Privatsphäre mehr als verdient.«
» Warum tun Sie das?« Carols Lippen waren schmal, und es kam mir so vor, als könne sie nur mühsam die Tränen zurückzuhalten. » Warum setzen Sie sich so für sie ein?«
Er beugte sich nach vorn, sodass sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. » Weil ich Paparazzi nicht ausstehen kann, Mrs. Shapley, und weil ich Ihren Arbeitsstil nicht mag. Ich werde Sie im Auge behalten. Keine anonyme Weitergabe von Informationen. Falls ich auch nur ein einziges Wort über Miss Finch in einer Zeitung finde oder eine einzige Silbe über sie in irgendeiner Nachrichtensendung höre, mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nie wieder eine Information von der Polizei in Surrey erhalten. Mir wird jedes Mittel recht sein, um Ihnen das Leben schwer zu machen. Und glauben Sie mir, Mrs. Shapley, ich meine das genau so, wie ich es sage.« Er drückte ihr die Kamera in die Hand. » Haben wir uns verstanden?«
Sie nickte beleidigt.
» Lasst ihn los, Jungs.«
Die zu Hilfe geeilten Polizisten ließen von dem Fotografen ab, und er rappelte sich auf. Seine Kleidung war arg mitgenommen und schmutzig und sein Blick voller Abscheu.
» Geben Sie meine Kamera her!«
Carol gab sie ihm, und er besah sich das Gerät, fuhr mit der Hand darüber und rubbelte über eine zerkratzte Stelle. » Das ist eine sehr teure Technik. Wenn sie beschädigt ist…«
» Wenn sie beschädigt ist, schicken Sie die Rechnung an Carol. Und jetzt verschwinden Sie endlich. Ich kann Sie nicht mehr sehen, alle beide.« Sein Auftreten ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht die geringste Lust auf weitere Diskussionen hatte. Klugerweise machten sich die beiden, ohne noch ein Wort zu verlieren, aus dem Staub. Carol ließ es sich allerdings nicht nehmen, mich noch mit einem wütenden Blick zu bedenken. Ich hielt diesem Blick stand, obwohl der unverhohlene Hass in ihrem Gesicht mir eine Gänsehaut machte.
Vickers nickte den beiden Uniformierten zu. » Danke, Jungs.«
» Keine Ursache«, antwortete der eine mit einer derart tiefen Stimme, dass seine Worte sich wie ein Grollen anhörten. » Aber immer doch. Können wir sonst noch was für Sie tun?«
» Im Augenblick nicht. Gehen Sie einfach Ihrer Wege.«
Die beiden Beamten verschwanden über den Parkplatz und wirkten dabei so gelassen, als sei das, was gerade passiert war, nichts Besonderes– aber vermutlich war es das für sie auch nicht.
Ich war überrascht, wie gekonnt Vickers den Fotografen in Schach gehalten hatte, doch das war wahrscheinlich unnötig. Bestimmt hatte auch er seine Zeit im uniformierten Streifendienst absolviert, nur dass es inzwischen schon ein paar Jährchen zurücklag.
» Alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte er sich.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich zitterte und meine Hände ganz feucht waren. » Ja, ich denke schon. Vielen Dank für das eben.«
Vickers lachte. » Keine Ursache. War mir ein Vergnügen. Diese Shapley ist eine üble Figur. Und sie hat Ihnen wahrlich schon mehr als genug Ärger eingebracht.« Er musterte mich mit einem Seitenblick. » Außerdem gefällt mir der Gedanke, dass ich mich damit ein wenig für die andere Sache von heute revanchieren konnte.«
» Das hier wäre nicht passiert, wenn Sie mich gar nicht erst verhaftet hätten«, erinnerte ich ihn.
» Wie Recht Sie doch haben. Und dann schulde ich Ihnen ja außerdem noch einen Gefallen, weil Sie sich bereit erklärt haben, uns mit Paul zu helfen. Keine Sorge,
Weitere Kostenlose Bücher