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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Sekundarschule oben auf dem Berg und ist gerade so eine Art Schutzengel für mich. » Komm, Sarah. Ich bring dich nach Hause.«
    Ich drängle mich an meinen Mitschülern vorbei, und niemand versucht mich daran zu hindern.
    » Ich soll eigentlich auf Mum warten.«
    » Keine Sorge. Wir treffen sie bestimmt unterwegs.«
    Ich bin Danny unendlich dankbar. Er ist immer nett zu mir gewesen, auch wenn Charlie von ihm verlangt hat, mich nicht zu beachten. » Danke, dass du mich vor ihnen beschützt hast.«
    » Das sind doch alles kleine Arschlöcher. Ich bin gerade aus der Schule gekommen und hab dich gesehen.« Danny beugt sich zu mir herunter und kommt mit seinem Gesicht ganz dicht heran. » Sarah, wenn jemand versucht, dich wegen Charlie zu ärgern, sag ihnen einfach, sie sollen sich verpissen. Und wenn sie dich nicht in Ruhe lassen, dann sag mir Bescheid. Ich schaff sie dir vom Hals.« Er ballt seine Hände zu Fäusten. » Ich werd es ihnen zeigen. Keine Angst, ich pass auf dich auf.«
    » Bis Charlie wiederkommt«, sage ich und bereue es sofort, als ich sehe, wie sich sein Gesicht verfinstert.
    » Ja, bis Charlie wiederkommt.« Danny schaut nach vorn und stupst mich an. » Da kommt deine Mum. Los, renn schnell hin.«
    Noch ehe ich etwas sagen oder mich auch nur verabschieden kann, ist Danny über die Straße verschwunden, ohne sich noch einmal umzusehen. Mum steht mit ärgerlicher Miene an der Ecke. Als ich bei ihr ankomme, schimpft sie mit mir. » Ich habe dir doch gesagt, dass du auf mich warten sollst.«
    Ich rieche, dass sie wieder getrunken hat, und zucke die Schultern. » Ich wusste ja nicht, ob du noch kommst oder nicht.«
    Erst klingt es, als wolle sie mir widersprechen, doch sie seufzt nur. Den restlichen Heimweg gehen wir schweigend nebeneinander her. Ich denke an Danny und wie er gesagt hat, dass er auf mich aufpassen will. Zum ersten Mal seit langer Zeit wird mir wieder warm ums Herz.

9
    Letzten Endes musste ich zu Fuß nach Hause gehen. Als Carol fertig war, raffte sie ihre Sachen zusammen und hastete aus dem Café, ohne sich noch einmal umzudrehen und selbstverständlich ohne mir anzubieten, mich in ihrem Auto mitzunehmen. Auf dem Heimweg verschlechterte sich meine Laune im selben Maße, wie die Schmerzen in meinem Knie zunahmen. Ich hoffte inständig, vor ihr nicht zu viel preisgegeben zu haben.
    Als ich in unsere Straße einbog, ertappte ich mich dabei, wie ich immer wieder zu Danny Keanes Haus hinübersah. Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe. Mir war inzwischen klar geworden, dass ich ihm nicht mehr länger aus dem Weg gehen konnte. Zu wichtig war die Verbindung, die er zu Charlie darstellte. Es war allerhöchste Zeit und längst überfällig, mit ihm zu reden – ganz egal was zwischen uns vorgefallen war. Obwohl mich der Gedanke daran immer noch erröten ließ. Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich mich damit der Erinnerung entledigen. Ich durfte nicht zulassen, dass eine Demütigung aus meiner Jugendzeit zwischen mir und der Wahrheit stand. Dass ich gelesen hatte, was den Keanes Schlimmes widerfahren war, machte es mir leichter. Wir waren beide Überlebende. Wie kein anderer würde er verstehen, was mich trieb.
    Das Haus der Keanes war in einem miserablen Zustand. Auf dem Pflaster im Vorgarten hatte ein Auto Öl verloren und einen Fettfleck in der Form Australiens hinterlassen. Zwischen den Platten spross das Unkraut. Die Klingel war abgebaut, und aus der offenen Fassung hingen Drähte heraus, die nicht ganz ungefährlich aussahen. Die Gardinen an den Fenstern waren ein Zugeständnis an vorstädtische Konventionen, wenngleich schmutzig grau verfärbt und stellenweise zerrissen. Das gesamte Haus machte einen lieblosen Eindruck, was es mit jenem gemein hatte, das ich selbst bewohnte. Beide Gebäude sahen aus wie seelenlose Wracks.
    Obwohl Dannys Motorrad nicht draußen stand, klopfte ich auf gut Glück, falls er wider Erwarten doch zu Hause war. Die Tür war ein billiges Kunststoffmodell, das ein dumpfes Geräusch erzeugte, als ich mit den Fingerknöcheln dagegenhämmerte. Es war die einzige Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen, denn die Aussparungen für einen Türklopfer waren nie genutzt worden. Jemand hatte sie mit Toilettenpapier zugestopft, damit keine Zugluft eindrang.
    Ich fühlte mich ziemlich unbehaglich und hoffte, dass Mum mich nicht gesehen hatte. Außerdem fragte ich mich, wie lange ich warten sollte, ehe ich nochmals klopfte oder aufgab. Nach einer Weile war hinter der

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