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Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Titel: Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Schmidt , Jared Cohen
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wenn die Kommunikationstechnologie neue Verbindungen herstellt und neue Freiräume der Meinungsäußerung eröffnet, viele revolutionäre Bewegungen geben wird. Genauso sicher scheint es, dass Mobiltelefonie und Internet die Mobilisierung der Massen und die Verbreitung von Information weiter erleichtern werden.
    Doch obwohl es mehr Revolutionen gibt, werden wenige erfolgreich verlaufen und in dramatischen politischen Umwälzungen enden. Tiefgreifende Veränderungen (zum Guten wie zum Schlechten), wie sie die arabischen Revolutionen zu Beginn des Jahres 2010 gebracht haben, werden durch einen Mangel an Führungspersönlichkeiten einerseits und raffiniertere Reaktionen der betroffenen Staaten andererseits verhindert werden. In der Vergangenheit wurden Revolutionen zwar durch die jeweiligen Technologien der Zeit inspiriert und in ihrem Verlauf geprägt, doch sie waren nur dann erfolgreich, wenn sie durch eine bestimmte institutionelle Struktur, Unterstützung von außen und kulturellen Zusammenhalt gekennzeichnet waren. Die Geschichtsbücher sind voller gescheiterter Aufstände, denen diese Elemente fehlten, von den russischen Erhebungen vor 1917 über den Aufstand der irakischen Schiiten im Jahr 1991 bis zur Grünen Revolution im Iran im Jahr 2009 . So einflussreich die moderne Technologie auch sein mag, und so sehr sie die Erfolgsaussichten der Revolutionäre verbessert – sie kann keine Wunder bewirken.
    Wenn in Zukunft so viele Menschen an so vielen Orten vernetzt sind, wird die Zivilgesellschaft aktiver, offener und globalisierter sein als jemals zuvor in der Geschichte. Während sich revolutionäre Bewegungen formieren, wird der Lärm der virtuellen Welt eine wirkungsvolle Unterdrückung der Bürger durch den Staat verhindern, und die Revolution nimmt ihren Lauf. Doch die Revolutionäre werden von ihrer eigenen Geschwindigkeit überrumpelt, denn nun müssen sie in der physischen Welt der Parlamente, Verfassungen und Wahlkämpfe operieren, und sie bringen weder die nötigen Fähigkeiten noch die Erfahrung mit, um hier zu bestehen.

Kein neuer Frühling
    Wenn sich in den nächsten Jahren immer neue Gesellschaften vernetzen, wird mancher nach neuen regionalen Revolutionen und Dominoeffekten Ausschau halten. Angeblich ist der nächste Kandidat Lateinamerika, weil hier die wirtschaftliche Ungleichheit gravierend, die Regierungen schwach und die Führungen alt sind und weil hier viele Menschen dieselbe Sprache sprechen. Dagegen wird behauptet, dass als Nächstes Afrika an der Reihe ist, weil hier die Staaten schwächer sind als andere Länder weltweit und weil sich die Mobiltelefonie explosionsartig verbreitet. [248] Auch Asien ist im Gespräch, weil hier mehr Menschen unter autokratischen Regimes leben als in anderen Erdteilen, die Wirtschaft rasant wächst und große gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Spannungen herrschen. In Vietnam, Thailand, Malaysia und Singapur gab es bereits erste Versuche, Massenproteste und Demonstrationen zu organisieren, die sich im Laufe der Zeit vermutlich intensivieren werden.
    Doch obwohl sich diese Regionen weiter vernetzen und ihre Bürger zunehmend über Ereignisse und Probleme in anderen Ländern informiert sind, gibt es noch keinen Hinweis darauf, dass es hier zu ähnlichen Dominoeffekten kommen könnte wie im Arabischen Frühling. (Trotzdem wollen wir festhalten, dass sich solche Effekte leichter einstellen werden. Ein Beispiel dafür sind die Proteste gegen das berüchtigte Video
The Innocence of Muslims
, die im September 2012 Dutzende Länder erfassten.) Anders als andere Regionen verfügt die arabische Welt über eine einmalige Identität, die in den vergangenen Jahrzehnten durch Einigungsversuche und panarabische Bewegungen weiter gefestigt wurde. Natürlich haben auch die gemeinsame Sprache, Kultur und Religion sowie die Ähnlichkeit der politischen Systeme ihren Teil dazu beigetragen. Wie bereits angemerkt, haben die modernen Kommunikationstechnologien die Netzwerke der Aktivisten und Demonstranten im Nahen Osten nicht initiiert, sondern nur verstärkt.
    Dazu kommen die starken religiösen Netzwerke, die unter autokratischen Regimes viele Aufgaben der Zivilgesellschaft übernehmen: Diese Nichtregierungsorganisationen waren am besten organisiert und oft auch am bürgerfreundlichsten. Sämtliche Führer, die im Arabischen Frühling ihre Macht verloren – Ben Ali in Tunesien, Mubarak in Ägypten, Gaddafi in Libyen und Ali Abdullah Salih im Jemen –, hatten

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