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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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los?«
    Er holte tief Atem, und sie löste sich aus seinen Armen. Aufmerksam starrte sie ihn an, das Bettlaken um sich gewickelt. »Mateo, Tomás und …« Seine Stimme bebte. Er schluckte und fuhr dann fort: »… Julian. Es gab einen Kampf. Mit diesen anderen Ikati. Man hat sie erwischt.«
    Morgan riss den Mund auf. Sie zog das Laken bis zum Kinn. Den schlechten Traum hatte sie schon vergessen. »Erwischt?«
    Er nickte und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, die ihr über das Auge gefallen war. »Man hält sie in einem Tierheim in der Nähe gefangen. Ich muss sofort los und ihnen helfen. Verstehst du? Bartleby kommt auch mit. Du wirst also hier eine Weile alleine sein.« Wieder schluckte er und sah sie gequält an.
    »Du glaubst doch nicht …« Sie brach ab, zog die Knie zur Brust hoch und schlang die Arme um ihre Beine. »… du glaubst doch nicht, dass ich weglaufe, oder?«
    Er blinzelte überrascht. »Nein. Ich weiß, dass du das nicht tun wirst. Ich vertraue dir. Ich finde nur die Vorstellung furchtbar, dich jetzt alleine zu lassen.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und seine Stimme wurde leiser. »Ich will nicht von dir getrennt sein.«
    Ihr lief ein freudiger Schauder über den Rücken. Einen Moment lang erlaubte sie sich, den Augenblick zu genießen, während sie einander ansahen. Sie hoffte, dass sie sich eines Tages daran erinnern würde, wie sich das anfühlte. Mit ihrem ganzen Herzen wünschte sie sich, dass zumindest ein winziger Widerhall dieses Gefühls in ihr bleiben würde. Denn selbst die schwächste Erinnerung daran würde sie über die schweren Jahre hinwegtragen, die ihr bevorstanden.
    Allerdings nur, wenn sie die nächste Woche überlebte. Sie hatten zwar etwas Außergewöhnliches miteinander geteilt, doch Xander war noch immer derselbe. Wenn sie die Expurgari nicht fand …
    Der Gedanke schwemmte das warme Gefühl der Freude aus ihrem Körper, und sie wandte den Blick ab. Ihr Herz pochte wild. »Ich werde schon zurechtkommen«, flüsterte sie.
    Er stand vom Bett auf, wobei er ihre plötzliche Blässe gar nicht zu bemerken schien, und drückte einen weichen, flüchtigen Kuss auf ihre Wange. Das Handy auf dem Nachttisch klingelte erneut.
    »Ich weiß, dass du das wirst.« Er schob einen Finger unter ihr Kinn, sodass sie den Kopf leicht nach hinten legte und ihm direkt ins Gesicht sah. »Meine kühne, kleine Kriegerin. Aber ich bin mir nicht sicher, dass ich es werde.« Seine Augen verdüsterten sich, und einen Moment lang sah er gequält aus. Nachdenklich strich er mit dem Daumen langsam über ihre Unterlippe. »Mein Gott, Morgan«, flüsterte er, hielt ihr Kinn und sah auf sie hinab. »Was tust du nur mit mir?«
    Das Handy klingelte noch immer. Xander wandte kein einziges Mal den Blick von Morgan ab.
    »Geh«, drängte sie und schob seine Hand fort. »Geh zu ihnen. Ich werde hier sein, wenn du zurückkommst.«
    Er nickte und wich einen unentschlossenen Schritt zurück. Dann lief er durch das Zimmer und nahm das Handy. Er warf einen Blick auf das Display und die Nummer, die darauf vermerkt war, ehe er das Telefon mit einem düsteren Seufzer einsteckte. Dann eilte er zur Tür.
    Morgan sagte schwach: »Sei vorsichtig.«
    Er hielt mit der Hand auf dem Türknauf inne und warf einen Blick über seine Schulter zu Morgan. Seine intensiven Augen wanderten über ihr Gesicht, ihre Haare, ihre nackten Schultern und ihre Arme über dem Bettlaken. Einer seiner Mundwinkel zuckte, ehe er die Tür aufzog und das Zimmer verließ.
    Mitternacht gilt mehr oder weniger auf der ganzen Welt als Geisterstunde, zu der die übernatürlichen Wesen erscheinen und die schwarze Magie am mächtigsten ist. Doch Xander wusste aus langjähriger Erfahrung, dass drei Uhr morgens – die Stunde des Teufels, wenn es am dunkelsten war und alle schliefen – die beste Zeit war, um Beute zu jagen. Oder in diesem Fall um eine riskante, hastig inszenierte Rettungsaktion zu starten. Es war kurz vor drei Uhr, als er und Bartleby im Schatten eines Pinienhains anhielten, der einen kleinen Stadtpark umgab. Sie schalteten den Motor des riesigen, schwarzen SUV aus, den Xander sich von einem der Nachbarn auf dem Aventin »geliehen« hatte – einem bulligen Russen, den er, wegen der Automatikwaffen, die er dort gefunden hatte, wo eigentlich der Reservereifen hingehörte, für einen Waffenhändler hielt.
    Wenn alles gut ging, würden sie in weniger als einer Stunde zurück sein, und der Nachbar würde nichts von der Aktion

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