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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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vergrößern. Innerhalb weniger Generationen wird so der feindliche Genpool unwiederbringlich geschädigt und letztendlich zerstört werden.
    So wird der Homo sapiens zusammen mit seinem schrecklichen Erbe des Kriegs, der Ignoranz und seiner gnadenlosen Gier für immer vom Angesicht der Erde verschwinden.
    Dominus legte seinen Füller auf die Tischplatte, klappte das Notizbuch zu und atmete tief durch.
    Und so wird ihre Welt untergehen, dachte er mit großer Befriedigung, während er Horus anstarrte. Genau wie es T.S. Eliot vorhergesagt hat. Nicht mit einem lauten Knall, sondern mit einem Wimmern. Und ich werde die Ursache dafür sein. Er sperrte das Notizbuch wieder in die Schublade und stand auf, um in die Fovea hinüberzuschlendern. Hoffentlich hatte Silas daran gedacht, seine Lieblingspeitsche zusammen mit der Blondine dorthin zu bringen.
    Das Klopfen an der geschlossenen Schlafzimmertür klang so vorsichtig wie Bartlebys Stimme.
    »Xander«, murmelte er durch das Holz.
    Xander schlang die Arme noch fester um Morgan und zog sie an sich. Sie hatten den ganzen Tag im Bett verbracht, miteinander geschlafen und waren im Halbdunkel immer wieder weggedöst. Sie sprachen von nichts und niemandem außerhalb der Wände dieses Zimmers. Er spürte, dass es draußen allmählich dämmerte, aber er war noch nicht bereit aufzustehen. Nichts war ihm wichtiger, als jeden Moment zu genießen, der ihm mit Morgan noch blieb.
    »Jetzt ist es ungünstig, Doktor«, sagte Xander leise und blickte auf Morgans Gesicht. Sie strahlte noch immer die Hitze des Fiebers aus, das jedoch allmählich schwächer wurde. Bald würde es vorüber sein … und dann war es auch mit ihnen vorbei.
    »Es tut mir leid, dich zu stören. Aber da gibt es etwas, was du sehen solltest.« Bartleby räusperte sich. Er klang besorgt. »Es ist wirklich wichtig.«
    Morgan gab einen leisen Ton im Schlaf von sich und schmiegte sich enger an Xanders Brust. Er steckte seine Nase in ihre dunkle Haarmähne und sog ihren Duft tief in sich ein, während er sich fragte, ob dies das letzte Mal sein würde, dass er das tun konnte. Der Gedanke versetzte ihm einen schmerzhaften Stich.
    » Amada «, murmelte er. Geliebte. Er strich mit einer Hand über ihren Arm. »Ich muss ganz kurz weg.«
    Sie gab einen weiteren schläfrigen Laut von sich, der so klang, als ob sie protestieren würde. Er presste einen Kuss auf ihre Schläfe. »Ich will es ja auch nicht, aber ich bringe dir zumindest etwas zu essen mit«, flüsterte er und knabberte kurz an ihrem Hals. Sie drängte sich an ihn, da sie seine Berührungen selbst im Schlaf spürte, und ihre Finger vergruben sich in seinen Haaren. Er wurde sogleich steif, wieder voll Verlangen nach ihr. Doch da klopfte Bartleby erneut vorsichtig an die Tür, und er seufzte.
    Nur ein paar Minuten. Er würde nur ein paar Minuten brauchen, und dann wäre er wieder bei ihr – zurück in ihrem Duft, bei ihrer Haut und diesem langsamen, frechen Lächeln, das sein Herz schmelzen und seinen Körper brennen ließ …
    Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es war, sie nicht mehr zu berühren, sie nicht mehr küssen zu können. Jetzt nicht mehr, nicht mehr, nachdem sie sich stumm, fasziniert und verwundert tief in die Augen geblickt hatten, während sich ihre Körper und Seelen miteinander verbanden. Immer und immer wieder. Er vermutete in einem dunklen, fernen Ort seines Herzens, dass er sein Versprechen, am nächsten Tag die Dinge zwischen ihnen zu beenden, nicht würde halten können.
    Sie würde ihn einen Lügner nennen, doch ihm waren die Folgen egal.
    Er drückte einen raschen Kuss auf die Stelle am Hals, wo ihr Puls schlug, und stand auf. Dann zog er das Laken über ihren nackten Körper. Sie murmelte etwas ihm nicht ganz Verständliches – Kobolde? – und sank dann wieder tiefer in den Schlaf.
    Xander zog sich rasch an, bewaffnete sich mit seinen Messern, die er nie zurückließ, und ging zur Tür.
    »Es tut mir leid«, sagte Bartleby erneut, als Xander auf den Flur hinaustrat. Leise zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
    »Was ist los?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf und wies auf die Treppe. »Ich möchte, dass du das siehst.« Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte den Flur entlang. Xander folgte ihm auf dem Fuß.
    Sie stiegen die Treppe hinauf und betraten den großen Medienraum mit seinem dunklen, maskulin wirkenden Mobiliar. Die Wände waren schiefergrau gestrichen, es gab schwarze Ledersofas sowie

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