Die Verraeterin
machen willst?«, fragte Xander den Arzt leise, als er das leichte Zittern in den Händen des alten Mannes bemerkte, während dieser beobachtete, wie das Fahrzeug auf sie zukam.
Bartleby senkte den Kopf und bedachte Xander mit einem durchdringenden Blick. »Ihr Jungs seid die einzige Familie, die ich habe. Ihr seid für mich wie Söhne, und ich würde alles für jeden von euch tun«, erwiderte er sanft. Dann schürzte er die Lippen. »Aber bilde dir ja nichts darauf ein. Dein Ego ist sowieso schon groß genug.«
Xander salutierte, wobei er ein Lächeln unterdrücken musste.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schloss er die Tür. Mit raschen Schritten ging er auf das Taxi zu, wobei er mit seinen Fingern einen Pfiff ausstieß. Der Wagen blieb sogleich stehen, und Bartleby stieg ein. Xander beobachtete vom Fahrersitz aus, wie der Van an ihm vorbeiglitt und dann langsam die Straße hinunterfuhr, eher er durch die Tore des Tierheims verschwand. Der Fahrer sprach einen Moment lang in eine Gegensprechanlage, die an der Mauer neben dem Tor angebracht war. Eine Weile passierte nichts. Dann erschienen zwei bewaffnete Wächter im Eingang des Heims und eilten auf das Taxi zu. Einer von ihnen – groß und kräftig – wechselte ein paar Worte mit Bartleby durch das Autofenster und nahm dann die Dokumente entgegen, die ihm gereicht wurden. Er betrachtete sie kurz und nickte dann.
Es ertönte ein Ruf, und die Journalisten sprangen aus ihren Übertragungswagen wie eine Schar Heuschrecken. Doch es war bereits zu spät. Der falsche Dr. Hermann Parnassus war schon ausgestiegen und eilte mit seinem Stahlkoffer in einer Hand davon. Er erreichte den inneren Bereich des umzäunten Parkplatzes, bevor die Reporter ihn sich schnappen konnten. Die Tore schlossen sich mit einem dumpfen Dröhnen hinter ihm, und die Wächter mit ausdruckslosen, stummen Mienen folgten Bartleby ins Innere des Gebäudes. Die Journalisten riefen ihm vergebens noch einige Fragen nach.
Xander ließ den Wagen wieder an und fuhr durch Seitenstraßen und dunkle Gassen, um nicht aufzufallen. Er parkte das Auto hinter dem Tierheim – nahe genug, um seine Freunde tragen zu können, falls es nötig sein sollte, jedoch weit genug entfernt, um weder von den Reportern noch von irgendeiner Sicherheitskamera bemerkt zu werden. Er plante, entweder von hinten oder über das Dach ins Gebäude zu gelangen – je nach dem, was praktischer war –, während Bartleby für Ablenkung sorgte, falls jemand die Jungs bewachte.
Alles schien recht einfach zu sein. Xander hatte in seinem Leben bereits unzählige Missionen durchgeführt, die gefährlicher und komplizierter gewesen waren, doch ein Gefühl der Unzufriedenheit ließ ihn nicht los, als ob er etwas Wichtiges übersehen hätte.
Nachdem er die Tasche mit Waffen geschultert hatte und lautlos die Straße hinunterlief, wobei die kühle Nachtluft um sein Gesicht streichelte, traf es ihn plötzlich wie ein Schlag in der Magengrube.
Bewaffnete Wächter. Stacheldrahtzaun.
Warum war ein normales Tierheim von Stacheldrahtzaun umgeben?
29
Julian wusste, dass man ihn mit irgendetwas vollgepumpt hatte, weil sich seine Glieder weigerten, das zu tun, was ihnen sein Gehirn befahl. Er hatte das Gefühl, eine schwere Zunge zu haben und völlig benebelt zu sein. Sein Kopf schien tausend Pfund zu wiegen. Vielleicht sogar mehr.
»Und der Neocortex ist wesentlich länger und gerillter als erwartet«, erklärte eine aufgeregte männliche Stimme in der Nähe. »Er ist sogar weiter entwickelt als bei einem menschlichen Gehirn, was sowohl auf einen höheren evolutionären Status als auch auf außerordentliche Intelligenz hinweist. Doch das Auffallendste an diesem Säugetier ist ein kleines Organ, das sich direkt neben dem Sinusknoten befindet. Dieses Organ lässt vermuten, dass wir es mit einer bisher unbekannten Spezies zu tun haben, auch wenn sie körperlich zur Familie der Panthera zu gehören scheint.«
Ein Klicken war zu hören, dann ein Rascheln und weiteres Klicken. Überraschtes Murmeln begleitete die Stimme, als diese fortfuhr.
»Wie Sie sich sicher erinnern, dient der Sinusknoten dem natürlichen Schrittmacher des Herzens, indem er elektrische Impulse aussendet, die jeden Herzschlag einzeln auslösen. Auf diesen Kernspinaufnahmen kann man sehen, wie tief das Nervensystem zwischen den Ventrikeln des Herzens, des Sinusknotens und diesem neuen, unbekannten Organ verwurzelt ist. Meiner Meinung nach dient dieses Organ möglicherweise als
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