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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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er und ballte die Hände zu Fäusten.
    Xander runzelte die Stirn. Es klang beinahe so, als ob der andere wütend auf ihn wäre, weil er ihn zuerst getötet hatte. Ihm blieb jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken, was das bedeutete, denn der Kerl stürzte sich wie ein Wahnsinniger mit gefletschten Zähnen auf ihn. Xander wartete mit leicht angewinkelten Knien darauf, dass er näher kam. Dann trat er blitzschnell, wie er das schon viele hundert Male getan hatte, zur Seite. Der Schwung, mit dem der andere auf ihn zurannte, wurde nun zu dessen Nachteil, denn Xander schubste ihn noch im Laufen so stark nach vorne, dass er in die zweite Balkontür fiel, die noch nicht kaputtgegangen war.
    Der riesige Ikati traf mit dem Gesicht zuerst auf die Scheibe, die wie eine Bombe detonierte.
    Mit wild rudernden Armen flog er durch rasiermesserscharfe Glaskanten und landete mit der Brust und einem hässlichen, dumpfen Geräusch auf dem rosafarbenen Marmor. Dort lag er einen Moment lang regungslos, während die Glassplitter um ihn herum zu Boden regneten. Das Licht fing sich in ihnen wie bei einem Diamanten. Xander, dem noch immer pures Adrenalin durch die Adern pumpte, stürmte durchs Zimmer und landete in der Hocke neben dem Mann, zog ein weiteres Messer aus seinem Stiefel und bohrte es tief in dessen Nacken, um sein Rückgrat zu durchtrennen.
    Der Kerl zuckte und atmete dann spuckend aus. Auf dem Marmor unter seinem Körper bildete sich eine rasch größer werdende Blutpfütze.
    Xander keuchte. Er spürte einen scharfen Schmerz in seinem Bauch, der heiß pulsierte. Als er aufstand und an sich herabsah, bemerkte er zu seiner Überraschung einen immer größer werdenden Kreis aus Blut, der sich auf seinem Hemd zeigte.
    »Xander.«
    Morgans Stimme riss ihn aus seiner Überraschung. Er drehte sich um. Sie stand im Vorraum der Suite und lehnte zitternd an dem Beistelltisch, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihr schönes Gesicht war totenbleich.
    »Bist du verletzt?«, sagte er und kämpfte gegen ein plötzliches Schwindelgefühl an. Instinktiv griff er nach hinten und entdeckte in seinem Rücken ein großes Stück Glas, das in einem steilen Winkel aus seinem Hemd herausragte. Vorsichtig berührte er es, was eine Welle von Schmerzen durch seinen ganzen Körper sandte. Warme Flüssigkeit lief über seine Haut und sammelte sich um seine Taille.
    Der Couchtisch. Er war auf dem Couchtisch gelandet und hatte sich in dem zerbrochenen Glas gerollt.
    »Bist du verletzt?«, wiederholte er, wobei seine Stimme diesmal harscher klang. Er trat über die Schwelle ins Zimmer zurück und kam auf Morgan zu. Der elfenbeinfarbene Teppichboden war voller Blut.
    »Nein.« Ihr Blick wanderte zu seiner Taille. Er legte eine Hand auf seinen Bauch und spürte, wie sein Blut warm und dickflüssig durch seine Finger quoll. Ein winziges Stück Glas drückte auf seine Fingerkuppe.
    Mein Gott. Das Glas hatte ihn völlig durchbohrt. Er hatte genug Messerverletzungen gesehen, um zu wissen, dass ein verletzter Darm keinen hübschen Anblick bot. Er blutete wie ein Schwein, was bedeutete, dass höchstwahrscheinlich eine der Bauchschlagadern verletzt worden war. Wenn er irgendeine Überlebenschance haben wollte, dann brauchte er Hilfe.
    Und zwar schnell.
    »Hör mir genau zu, Morgan«, sagte er mit seltsam belegter Stimme. »Hol mein Handy aus dem ledernen Aktenkoffer auf dem Schreibtisch, und wähl die erste Nummer der Kurzwahlliste. Niemand wird etwas sagen, wenn abgehoben wird, aber du erklärst, dass du bei mir bist und ich verletzt bin. Wenn man danach fragt, nennst du das Passwort: Esperanza .«
    Ihm war sowohl heiß als auch kalt. Schweiß breitete sich auf seiner Brust aus, als er einen weiteren Schritt auf Morgan zuging und beinahe ins Straucheln kam. Sie trat mit ausgestreckten Armen auf ihn zu und kam näher.
    »Hast du verstanden? Hast du mich verstanden, Morgan?«
    »Du blutest.« Ihre Stimme klang gebrochen. »Hier, setz dich auf das Sofa. Lass mich sehen, ob ich dir helfen kann.« Sie führte ihn zu der Couch, was er ohne Protest geschehen ließ. Schmerzen strahlten nun in pulsierend heißen Wellen von der Wunde aus, und trotzdem gelang es ihm, völlig regungslos zu bleiben, während sie rasch sein Hemd aufknöpfte, es über seine Schultern schob und ihn dann auszog. Sie kniete sich neben ihn und berührte seine Seite. Dabei ging sie so vorsichtig vor, dass sich ihre Finger wie Federn auf seiner nackten Haut anfühlten. Ihre Bewegungen waren

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