Die verratene Nacht
wie ein weiteres Gewehr aussah und ... oh, Shit ... einen Computer. Während Theo zuschaute, wurde der Computermonitor – eines dieser großen, klobigen Dinger, die schon vor dem Wechsel die gleiche Reise wie die Dinosaurier angetreten hatte – auf den Boden fallen gelassen. Seattle trat vor und benutzte sein Gewehr, um die Bildschirmscheibe zu zertrümmern.
Suuuper, Arschficker.
Er fuhr fort alles mit stetig anwachsender Wut zu beobachten. Auch als die Eindringlinge etwas zertrümmerten, was wie eine Art Automotor aussah, das sie von hinter einem Gebäude hervor gezerrt hatten. Und einen weiteren Computer. Interessanterweise schien es kein Problem mit Fernsehern oder DVD-Playern zu geben – zumindest nicht, soweit Theo das beurteilen konnte.
Also nahm er an, dass die Eindringlinge nicht unbedingt auf der Suche nach Menschen hergekommen waren, sondern nach verbotenen Waren: Waffen. Fahrzeuge. Computer.
Dinge, die die Menschen in Netzwerken miteinander verbinden würden und ihnen ermöglichten sich selbst zu beschützen.
„Was ist in den Fässern?“, fragte er sich leise. Die Menschen von Yellow Mountain schienen keinen Widerstand zu leisten, als sie diese Seattle und seinen Kameraden übergaben.
Just in dem Augenblick fiel ihm ein Kopfgeldjäger auf, der erst da aus dem Fahrzeug kletterte. Theo erkannte auch den wieder und seine bösen Vorahnungen verdichteten sich. Ian Marck.
Theo hatte mehr als eine Auseinandersetzung mit Ian und seinem Vater Raul gehabt. Wenn Seattle zu der verblödeten, großspurigen, gewalttätigen Gefahrensorte zählte, war Raul Marck ein gieriger, bösartiger Dreckskerl – und er war klug.
Aber nicht, so dachte Theo, ganz so schlau wie sein Sohn Ian.
Er runzelte die Stirn, beobachtete das Grüppchen der Kopfgeldjäger weiterhin, fragte sich, was Ian Marck mit solchen Gestalten wie Seattle am Hut hatte – der ganz eindeutig den Oberbefehl hatte. Ian war nicht die Sorte Kerl, die Befehle von irgendjemanden annahm. Und es war aus der Körpersprache der anderen Kopfgeldjäger – darin eingeschlossen Seattle – klar, dass sie Marck nicht nur respektierten, sondern sich auch vor ihm in Acht nahmen.
Und als Ian sich umdrehte, um mit einem anderen Begleiter zu sprechen, einem zierlich gebauten, zerbrechlich aussehenden Kerl, der seinen Kopf nach hinten neigte, um zu ihm hochzuschauen, erstarrte Theo.
Von seinem Aussichtspunkt in dem Baum hatte er die perfekte Sicht. Das war gar kein Kerl. Es war eine Frau mit unglaublich blauen Augen und nachtschwarzem Haar.
Keine zwei Monate zuvor hatte sie mit einer Pistole auf ihn, Sage, Wyatt und Simon gezielt.
Die Enkelin vom berüchtigten Remington Truth.
Dem Mann, den die Fremden seit über fünfzig Jahren suchten.
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DREIZEHN
Selena wischte die Haare aus Sams Gesicht. Er öffnete die Augen, verzog die Lippen zu einem etwas brüchigen Lächeln.
„Hallo Mom“, sagte er. Das hohle Pfeifen des Todes lag schon in seiner Stimme und Selena versuchte es zu ignorieren.
„Wie fühlst du dich?“, fragte sie. „Hast du Schmerzen?“
„Ein wenig.“
„Ich werde Vonnie sagen, sie soll den Bong herholen“, sprach Selena zu ihm. „Möchtest du ein bisschen von diesem Tee trinken?“
Er nickte. „Ich habe Durst.“
Sie hob die Tasse an und mit ihrer Hilfe schlürfte er davon. Die silbergraue Wolke schwebte über ihm und würde bald zu Blau übergehen. Die Zombies hatten ihm nicht nur Haut und Muskeln zerfetzt, sondern auch einiges von seinen Organen. Er hatte innere Blutungen und es gab nichts, was man tun konnte, außer es ihm so bequem wie nur möglich zu machen.
„Mom“, sagte er und bewegte seine Hand, wie um ihre zu berühren. „Es tut mir Leid. Ich hätte nicht ... rausgehen sollen.“
Jähe Tränen brannten ihr da in den Augen. „Sammy ... entschuldige dich bitte nicht bei mir. Bitte. Ich liebe dich, und ich will nur, dass du wieder gesund wirst.“ Ein Feuerball aus Wut drehte sich ihr im Magen. Es hätte auch ganz einfach sie sein können, die mit Ganga-Verletzungen hier lag. Es war in der Tat ein Wunder, dass sie es nicht war. Oder eine Tragödie. All diese Male, die sie da raus gegangen war, all die Gefahren, denen sie sich ausgesetzt hatte ... die Rollen hätten genauso gut vertauscht sein können.
Und bei Gott, sie wünschte, es wäre so.
„Ich war ... dumm. Ich wollte ... nur ... Jennifer sehen.“
Die Wut brannte jetzt noch heißer und Selena zwang sich, sie zu verbergen. Es war nicht die Schuld des
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