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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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länger abzuwarten.
    Der Arzt wirbelte herum und hielt inne, als er den alten Mann da stehen sah. „Wer zum Teufel sind Sie?“ Bevor Lou auch nur einmal blinzeln konnte, hatte er schon eine Pistole in der Hand.
    „Ich erinnere mich an Ihr Foto, als es das Titelbild des TIME Magazine schmückte“, sagte Lou wie nebenbei. „Aber ich hätte nie gedacht, dass ich Sie mal wirklich treffen würde. Ich hatte angenommen, dass Sie mit allen anderen während dieser Hölle 2010 gestorben wären.“
    „Wer sind Sie?“, fragte Ballard noch einmal und er spannte den Hahn der Pistole.
    „Das ist unwichtig. Aber ich bin sehr neugierig, was Sie hier machen. Es sieht nicht so aus, als würden Sie den hippokratischen Eid sehr ernst nehmen, Lester.“
    „Stellen Sie Ihr Gewehr dort drüben ab und gehen Sie langsam und vorsichtig zu der Wand da drüben.“ Ballard schein an einem Gespräch nicht sonderlich interessiert – zumindest nicht mit Lou. „Sie unterbrechen gerade einen sehr wichtigen Prozess und ich habe keine Zeit zu verlieren.“
    Lou ging langsam dorthin, wohin die Pistole zeigte, erleichtert, dass die Position, die Ballard ihm zugewiesen hatte sich an der Mauer gegenüber der Tür befand, durch die Theo kommen würde. Wenn er ihn weiter ablenken könnte, würde Theo die Chance bekommen, hinter ihm ins Zimmer zu schlüpfen.
    Pistole. Er dachte die Nachricht kurz und hart an seinen Bruder rüber, als er seinen Platz an der Wand einnahm. Die Pistole immer noch mit einer ruhigen Hand auf ihn gerichtet, näherte Ballard sich und legte Lou rasch Handschellen an. In der Zwischenzeit hatte die Frau weitergehustet und so heftig, dass sie fast erstickte, was Ballard veranlasste, immer wieder zu ihr rüber zu blicken.
    „Um Sie kümmere ich mich gleich“, sagte er zu Lou und eilte zurück zu der Frau. „Es läuft nicht gut.“
    „Was tun Sie denn da? Wollen Sie sie wiederbeleben?“
    Ballard war zu dem Tisch mit den Instrumenten rüber gegangen und legte seine Pistole da ab, genau auf der anderen Seite und somit unerreichbar für Lou. „In gewisser Weise, ja. Sie reagieren normalerweise nicht so heftig, nachdem man sie rausgeholt hat. Sie muss etwas schwächlich veranlagt sein. Aber...“ Seine Stimme wurde leiser, als er sich nun völlig darauf konzentrierte, eine riesige Kanüle aus der Reihe auf dem Tisch zu nehmen, ganz nah bei Lou.
    Theo. Beeil Dich!
    „Aber jetzt, meine Liebe“, sagte Ballard und richtete seine Stimme in Richtung der Frau. „Wenn Sie sich nur ein bisschen entspannen würden – vielleicht noch ein paar Fragen beantworten –, dann hätten Sie jetzt nicht solche Beschwerden. Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie gemacht haben, bevor all das hier passiert ist?“
    Lou schaute zu, wie der Arzt all seine Schritte mit absoluter Effizienz erledigte: Er prüfte die Nadel, füllte sie mit der Flüssigkeit in der kleinen Schale und suchte dann mit großer Sorgfalt einen der orangenen Kristalle aus und steckte den dann in die Kanüle der Spritze, wo er dann in der Flüssigkeit herumschwamm. Oh, das kann nicht gut sein.
    Der Kristall leuchtete und der Arzt wandte sich wieder seiner Patientin zu, die dem Anschein nach verschrumpelte und faltiger wurde, je mehr Zeit verstrich. Der ganze Vorgang erinnerte Lou an eine Meereskreatur, die man aus dem Ozean heraus geholt hatte und die dann zusammenschrumpfte und austrocknete ... während sie immer noch zu atmen versuchte, nach Luft schnappte.
    „Was tun Sie denn da?“, fragte er erneut, zur gleichen Zeit dachte er Theo!
    Die Tatsache, dass keiner von beiden ihm antwortete, verursachte Lou ein ganz, ganz schlechtes Gefühl.
    Die Frau schien versucht zu haben, auf die letzte Frage des Arztes zu antworten, aber ihre Antwort kam eher wie ein Keuchen oder ein Seufzen raus als alles andere.
    „Wie war das nochmal?“, der Arzt beugte sich weiter zu ihr, um verstehen zu können. „Eine Lehrerin? Ist das–nein? Eine Beamtin? Oh, eine Polizei beamtin. Jetzt verstehe ich.“ Er ging zum Kopf der Frau und tastete sie oben am Schädel ab, während sie noch versuchte sich zu bewegen und gegen die Gurte anzukommen. „Das ist wirklich schade“, murmelte er und hielt die Spritze hoch und betrachtete sie. Dann schob er – während Lou in schweigendem Horror zusah – mit einer wohlüberlegten Bewegung die zehn Zentimeter lange Nadel in den Schädel der Frau und drückte den Kolben runter.
    Sie schrie auf und wand sich, hustete und keuchte, ihre Augen weit

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