Die verratene Nacht
das Abendessen eingetroffen, und um sich zu einer Ansammlung von etwa zwanzig jungen Leuten zu gesellen. Theo nahm an, dass er da gut reinpasste, zumindest vom Äußeren her, mit den Mitt-Zwanzigern, von denen zwei schwanger waren und die sich alle auf die sozialen Events des Abends freuten. Mehrere Flaschen Wein und Bier hatten, während sie aßen, die Runde gemacht und nun waren so ziemlich alle recht munterer Stimmung.
Das Leben war ziemlich gut, wenn man die Tatsache mit einkalkulierte, dass er vor drei Tagen tot gewesen war.
„Zuckerwatte war wie rosa oder blaue Wolken“, sagte Vonnie und breitete die Arme aus, um es zu demonstrieren. „Und sie schmolz im Mund der Prinzessin, so süß und so klebrig! Unter der heißen Sonne verfärbte es ihre Finger, so dass sie rosa und blau wurden, und wenn sie ihrer Mama einen Kuss gab, hinterließ sie einen klebrigen blauen Kussmund auf ihrer Wange.“
Jen flüsterte ihrer Freundin neben ihr etwas über ihr Haar zu, wobei sie mit der Hand über die blondbraune Länge ihres eigenen Haars strich. Sie hob es hoch und fasste es zusammen, drehte es sich hoch oben auf dem Kopf zu einem Knäuel und drapierte es sich dann über der Schulter und lachte leise. Dann lehnte sie sich zurück, um zu dem jungen Mann hinter ihr etwas zu sagen, etwas über seine Giga Jeans, die über einem Knie eingerissen war und dann in scharfem Kontrast mit dickem, schwarzen Faden am Saum abgenäht war. Ein paar verknotete Fäden hingen von den zerrissenen Rändern der Jeans herunter.
Wieder stieß sie gegen Theo und ob nun zufällig oder absichtlich, schaffte sie es, auch noch ihren Arm an ihm entlang gleiten zu lassen. Ihr langes Haar, jetzt offen, fiel ihr in sanften Wellen über die Schulter und glänzte im Sonnenlicht, als es kurz über Theos Arm fiel.
Zurückhaltend konnte man sie nicht nennen.
Aber sie war jung, rank und schlank und sie roch gut. Vielleicht würde es ihr gelingen, dass er Sage mal vergaß.
In der Tat, Jen erinnerte ihn in vielem an Sage, obwohl Jen nicht so distanziert und still war wie der Rotschopf. Vielleicht lag es daran, dass sie so jung war. Er hatte diese Jugend und Offenheit in Jens Augen bemerkt, das spontane Lachen und das häufige Lächeln, das hier allen so leicht fiel. Das Kichern, das Reden über Kleider und Haare ... einfache Dinge.
Während die Dinge, über die er nachdachte, immer so viel größer und weitreichender waren.
„Und so kletterte die Prinzessin in eine große Teetasse“, sagte Vonnie und hob eine handtellergroße Porzellantasse mit Untertasse hoch, die irgendwie ganz geblieben war, trotz all der Gewalt, wodurch die Erde verwüstet worden war. „Sie sah fast so aus wie diese hier, aber sie war vieeeel größer. Sie war faktisch so groß, dass sechs Leute hineinpassten! Sie war rosa mit verschlungenen, roten Mustern außen drauf gemalt.“
„War sie aus Glas gemacht?“, piepste da eine winzige Stimme laut. „Oder Plastik?“ Vonnie schürzte die Lippen und tat, als würde sie nachdenken, und dann schaute sie auf die Tasse in ihrer Hand und beugte sich vor, um zu antworten. „Sie war gemacht aus etwas Magischem “, sagte sie. Dann hob sie das Gesicht, um die gesamte Menschenmenge anzuschauen, und wiederholte: „Etwas Magisches .“
„Was hat das Magische denn gemacht?“
„Es hat gemacht, dass die Tasse fliegen konnte, rund herum und rum und rum ... so schnell, dass die Prinzessin kicherte und lachte. Der Wind fuhr ihr über das Gesicht und kitzelte, und wehte ihr durch das Haar. Und in ihrem Bauch spürte sie, wie er sich einrollte und flatterte, wie wenn Tausend Schmetterlinge darin wären!“
Jen zitterte neben Theo – oder zumindest schlang sie ihre Arme fester um sich und rieb sich an den Oberarmen, wobei sie etwas wie brrr murmelte. Während er sein Lächeln unterdrückte, setze Theo sich so hin, dass sie sich in seinen Arm kuscheln konnte, und er dachte darüber nach, wie weich ihre Haut war und wie hübsch sie war, wenn sie lächelte.
Und wie jung, so unglaublich jung. So jung, dass Klugheit und Lebenserfahrung noch nicht aus ihrem klaren Blick abzulesen waren und noch keine Spuren auf ihrer Haut hinterlassen hatten. Fröhlich und unbeschwert genoss sie das Leben.
Während er sich alt und verbraucht fühlte.
Theo blickte noch einmal zu Selena rüber. Ganz allein saß sie hoch oben und weit weg von allen, mit ihren Armen locker um die angewinkelten Knie geschlungen. Trotz der Tatsache, dass er mitten unter Menschen
Weitere Kostenlose Bücher