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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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Gras oder auf Decken oder auf tragbaren Stühlen niedergelassen hatten. Stühle, wie er sie vor fünfzig Jahren zu Picknicks oder Sportereignissen mitgenommen hatte. Aber diese Stühle hatten Sitze aus alten Vorhangresten und Armlehnen aus abgebrochenen Holzstücken oder umgemodelten Plastikteilen. Ein paar Hunde hatten sich neben ihren Herrchen und Frauchen niedergelassen und dort drüben zur Linken hatte ein Mann gerade seine Gitarre weggelegt.
    Das Feuer gab etwas zu viel Hitze ab für einen warmen Juli-Abend, also war da ein leerer Graskreis drum rum. Die Sonne war gerade am Horizont angekommen und in ein oder zwei Stunden würde ihr Verschwinden die Welt in gefährliche Dunkelheit tauchen. In der Luft lag noch der Rest vom Grillrauch und hinter der Menschenmenge hing immer noch das Skelett von dem gerösteten Schwein an dem Grillspieß. Ein paar Meter weiter befanden sich die verstreuten Gebäude, aus denen die Siedlung bestand – das größte davon war ein alter McDonalds. Das große gelbe M auf der Säule war meilenweit zu sehen und sah ein bisschen wie zwei Berge aus – woher der Name Yellow Mountain wohl auch stammte.
    „Hot Dogs machte man natürlich nicht aus kleinen Welpen! Wer würde schon so ein süßes, kleines Wuschel essen wollen?“, sagte Vonnie mit einem kleinen Lachen, nachdem eines der Mädchen entsetzt aufgekreischt und ihren eigenen Hund etwas fester an sich gedrückt hatte. „Es waren Fleischstücke, lang und dünn, diese Hot Dogs“, fuhr sie erklärend fort zu einer Gruppe von Kindern, die in der ersten Reihe saßen und mit großen Augen zu ihr hochschauten. „Und du hast sie in ein spezielles, langes Brot gelegt, dass man Brötchen nannte, das dann wie eine Art Mantel dafür war. Die haben sooooooo gut geschmeckt, ganz besonders mit Ketchup drauf. Und die Prinzessinnen liebten es, sie zu essen, und es gab eine Menge kleiner Läden in dieser magischen Welt, wo du die kaufen konntest oder eine andere leckere Sache, die sich Corn Dog nannte.“
    In Theos Magengrube regte sich plötzlich etwas schmerzhaft. Immer dann, wenn das passierte – eine schmerzhafte Erinnerung daran, was er alles durchlebt hatte, wie es alles vorher gewesen war. Wie viele Hot Dogs hatte er schon verspeist, bis er so alt war, wie diese Kinder dort drüben? Wie alt waren sie, acht, vielleicht neun? So um den Dreh? Und in dieser Welt hier würde keiner von ihnen auch nur einen davon in seinem Leben gesehen oder probiert haben.
    Nicht dass der Mangel von industriell verarbeitetem Essen etwas wäre, worüber man sich beschweren müsste.
    „Und es gab etwas, das nannte sich Zuckerwatte “, fuhr Vonnie fort, selbst ihre Augen wurden groß und ein breites Lächeln machte ihr die Backen rund. Ihre Stimme sank auf ein verzücktes Flüstern herab, als sie sich zu dem jungen Publikum runterbeugte. Theo lächelte. Hier war ihr sonstiger Überschwang zum ersten Mal etwas gewichen, das mehr geplant war, etwas mehr auf ein Ziel Bedachtes hin ausgerichtet, als wenn sie in der Küche werkelte oder wenn sie sich um Selenas Patienten kümmerte.
    Selena.
    Theo sah da zu der sogenannten Todeslady rüber, die auf einer kleinen Erderhebung über und hinter Vonnie saß. So befand sie sich genau in seinem Blickfeld, ohne dass er sich drehen musste, um sie anzuschauen. Er konnte sie heimlich betrachten und musste nicht einmal den Kopf drehen. Ausgezeichnet.
    Und interessant, dass es ihm etwas ausmachte.
    Er grübelte kurz über diesen Gedanken nach, ließ es sich durch den Kopf gehen.
    Etwas stieß Theo sanft gegen die Rippen und die Wärme eines Körpers, der neben ihn glitt, brachte ihn wieder zu seinem eigenen Sitzplatz hier im Gras zurück. Jen war, kurz bevor die Geschichte angefangen hatte, von ihrer Gruppe wegspaziert und jetzt war sie zurückgekehrt, um ihren Platz zwischen Theo und einer weiteren jungen Frau wieder einzunehmen.
    Jens langes, nacktes Bein rieb gegen seinen Knöchel, als sie sich auf dem Gras neben ihm niederließ. Nackte Zehen, ohne Ringe, aber irgendwie zartrosa angemalt, versanken in den kühlen, grünen Grashalmen. Der Duft einer Blume umgab sie, den er nicht zuordnen konnte, was ihm auch nicht viel ausmachte – er wusste nur, dass es ein netter Mädchenduft war. Dann kicherte sie und flüsterte ihrer Freundin etwas zu, stieß dabei mit ihrem Arm gegen Scarlett.
    Vor etwa zwei Stunden waren Theo und Jen, zusammen mit Sam und Frank in einem Pferdewagen in Yellow Mountain eingeritten. Sie waren früh genug für

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