Die verratene Nacht
die sie sich kümmern musste. Dinge, die im Allgemeinen allen Dingen wie Leidenschaft oder Sex einen Dämpfer versetzten.
Welcher Typ wollte mit einer Frau schlafen, die auf Hautkontakt mit Zombies ging, um deren Seelen zu retten?
„Was?“, fragte Jen.
„Nichts“, antwortete sie. „Ich habe nur vergessen, dass ich etwas überprüfen wollte. Wie geht es Maryanna?“
Aber während Jen über die junge Frau weiterplapperte, konnte Selena ihre Augen nicht ganz von dem Fenster wegbringen. Sie fragte sich, wie die Farbe seiner Haut, ein satter Ton wie Oliv, wohl gebräunt aussehen würde. Und sie wusste, wie glatt und muskulös sein Rücken war. Wie er sich elegant in breite Schultern und zu einem runden Bizeps kurvte.
„Denkst du dran?“
Mit einem Aufzucken schaute Selena wieder zu Jen. „Uhmm“, setzte sie an.
„Du hast es versprochen“, erinnerte das jüngere Mädchen sie. „Vonnie wird stinksauer sein, wenn du es wieder verschiebst. Und Mom und Dad kommen und bleiben hier, also kannst du mitkommen.“
Richtig. Heute Abend hielt Vonnie ihr allmonatliches Geschichten-Erzähl-Dings in Yellow Mountain ab. Jeder, absolut jeder, aus der umliegenden Gegend – etwa hundert Leute – nahm an dem Spanferkel-Grill und der gebotenen Unterhaltung teil. Teilweise weil Vonnie unglaubliche Bilder mit Worten malte und teilweise weil es eine soziale Interaktion war, die sie alle zusammenbrachte und ihnen eine Pause von der täglichen Arbeit bescherte.
„Ja, ja, ich werde da sein.“ Sie lächelte – aber ein bisschen gezwungen.
Nicht etwa, weil sie nicht gehen und mit Leuten reden wollte, aber sie musste bei so etwas vorsichtig sein. Sie hatte ihre Lektion damals in Niketown gelernt. Und noch einmal in Crossroads. Sie durfte niemanden allzu nahe an sich ranlassen, denn wenn sie erst einmal herausfanden, was sie tat, konnte es hässlich werden.
Während Selena von sich selbst nie dachte, dass sie alleine wäre – denn sie hatte Sam und Vonnie und Frank –, fühlte sie sich oft einsam. Sie hatte keinen Partner. Jemanden, um den sie sich weder kümmern musste, noch mit ihrem Muttergetue in den Wahnsinn trieb. Nur ... ein Gleichberechtiger. Jemanden zum Zuhören. Um zu reden. Um mit ihm zu lachen. Und ... andere Dinge.
Jemanden, der nichts von ihr brauchte .
Aber vielleicht heute Nacht ... vielleicht würde sie einfach nur Spaß haben. Ein bisschen Wein trinken. Ein bisschen entspannen.
Vielleicht würde sie eine Menge Wein trinken. Aus irgendeinem Grund wanderte ihr Blick wieder zum Fenster. Sie wusste, was passieren würde, wenn sie eine Menge Wein trank. Es war schon lange her ... sie durchforstete ihr Gedächtnis ... drei Jahre? Vier?
Nein, Grundgütiger ... sechs . Sechs Jahre, denn es war an Sams Party zu seinem zehnten Geburtstag gewesen, das letzte Mal, als sie sich gestattet hatte ein bisschen zu entspannen. Spaß zu haben.
Kein Wunder, dass sie ein bisschen angespannt war.
Und daher ... vielleicht heute Nacht. Eine Nacht, wo sie einfach tun konnte ... was sie wollte.
Selena konnte nicht verhindern, dass sie wieder zu dem Fenster blickte. Wäre es dann ganz so fürchterlich, wenn sie mit einem Kerl jünger als sie ein bisschen flirtete? Ganz besonders mit einem, der aussah wie Theo? Außerdem: Er war nicht von hier, sicher würde er auch nicht mehr lange hier sein.
„Ich werde Theo fragen, ob er auch mitgehen will“, sagte Jen gerade. „Er kann mit uns dorthin gehen.“
Selena lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder da weg, ihre Gedanken plötzlich wie Scherben um sie. Genau. Er würde perfekt zu der Gruppe passen, mit der Jen sich normalerweise abgab. Jung, lebendig und voller Energie.
Sie wandte sich ab. Es war schon eine Weile her, dass sie sich so gefühlt hatte.
Jung. Lebendig. Voller Lebensfreude.
~*~
Seit man ihm mitgeteilt hatte, dass das hier Brad Blizeks Haus war, waren Theo einige Dinge durch den Kopf geschossen. Abgesehen von der Erkenntnis, dass es hier einige Pläne oder Prototypen von Blizeks noch nicht vermarkteten Geisteskindern geben könnte (und ihm lief beim Gedanken, die in die Finger zu bekommen, fast das Wasser im Mund zusammen), konnte er nicht umhin zu glauben, dass irgendwo hier ein top ausgestattetes, NASA-Level Technik-Center wäre.
Das vielleicht sogar noch funktionierte.
Sobald er damit fertig war, Frank mit einer Reihe unterschiedlicher Aufgaben auf dem Hof zu helfen, fragte er also danach. Und wurde belohnt, als der alte Mann mit ihm zwei Stockwerke Treppen
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