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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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Art leuchten dort auf – hunderte von Zeilen davon. Sie hatte im echten Leben noch nie einen Computer gesehen, der so funktionierte. Nur auf DVDs, und da sah das, was auf dem Bildschirm zu sehen war, ganz anders aus – fast wie eine DVD. Das hier sah deutlich weniger aufregend aus.
    Nichtsdestotrotz prickelte ihre Haut mit einer Art Sorge. Es war gefährlich. Er sollte nicht hier sein.
    „Ja, ganz besonders, wenn sie ohne Vorwarnung verschwinden“, merkte er an und hielt ihren Blick nun mit seinem dunklen fest. „Gestern Nacht ... ist dir der Gedanke gekommen, dass ich mir um deine Sicherheit vielleicht etwas Sorgen gemacht habe, als du losgezogen bist? Da, jenseits der Mauern?“
    „Ist dir der Gedanke gekommen, dass ich eine erwachsene Frau bin und sehr gut in der Lage bin, für mich selbst zu sorgen?“, erwiderte sie in einem sehr sanften Ton. Sie wollte sich nicht wieder mit ihm darüber streiten und brauchte das jetzt auch wirklich nicht. Er schien wieder etwas neben ihren Füßen oder auf dem Boden anzuschauen. Sie hoffte, dass er nicht wieder eine Spinne sah – oder etwas noch Schlimmeres –, aber sie würde jetzt nicht nachfragen, da die Wahrscheinlichkeit dafür höher stand, als ihr lieb war.
    Dann ging ihr urplötzlich die Bedeutung von dem auf, was sie bis dahin ignoriert hatte, und ihr Gehirn stellte sich um. „Du weißt wirklich, wie man damit arbeitet?“ Sie machte eine Handbewegung, die alle Maschinen in dem Raum mit einschloss.
    „Ja.“ Er blickte hoch zu ihr.
    „Wie das denn?“, fragte sie. Ein kleiner Stachel, der prickelte, raste über ihren Körper hinweg, als die Erinnerung ihr wieder durch den Kopf schoss. Theos Erinnerung. Der vor einem Bildschirm wie diesem hier saß – aber viel kleiner als die, die hier die ganze Wand einnahmen. Der sich da sehr wohl fühlte.
    „Ich arbeite schon länger damit, als du dir vorstellen kannst. Ich bin eine Art Genie mit Computern und Elektronik.“ Der Anflug eines Lächelns kehrte wieder auf seine Lippen und in seine Augen zurück. „Mein Zwillingsbruder und ich sind beide ziemlich gut, mit all dem hier.“
    „Es gibt zwei von euch?“ Die entsetzten Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie es realisierte. Dann lachte sie ein bisschen, bei dem hochamüsierten Ausdruck auf seinem Gesicht. „Bei euch muss eure Mutter ja schon graue Haare gehabt haben, bevor ihr zehn wart.“
    „Irgendwie macht Leo nicht den Eindruck ganz so durchgeknallt zu sein, wie die Leute es von mir anzunehmen scheinen.“
    „Du hältst dich nicht für durchgeknallt?“, fragte sie ganz ungläubig.
    „Ich lebe noch, oder etwa nicht?“, antwortete er. Dann hob er das Gesicht an und ihre Blicke waren ineinander gefangen. „Dank dir“, fügte er hinzu, seine Stimme war jetzt tiefer.
    Der Hals war ihr wie ausgedörrt und alles, woran sie sich erinnern konnte, war, wie er sie gestern Nacht gegen seinen sehr starken, sehr nicht -kindlichen Körper gezogen hatte. Sie war sich der Tatsache überaus bewusst, dass sie alleine waren. Wieder einmal. Und dass er sie auf eine gewisse Art anschaute.
    Keine Küsse aus Mitleid mehr.
    „Letzte Nacht war ganz bestimmt nicht ein Kuss aus Mitleid“, sagte er. „Selena.“
    „Habe ich das gerade laut gesagt?“, sagte sie und schlug sich dann überrascht die Hand vor den Mund. „Ja“, antwortete er, wieder mit diesem Lächeln um die Lippen. Er stand jetzt auf und schob den Stuhl mit den Rollen hinter sich. Er erschien ihr größer als in ihrer Erinnerung. Und breiter. Und welchen Ärger er auch immer verspürt haben mochte wegen ihres Verschwindens in Yellow Mountain, das war jetzt verflogen. „Ich muss dir was sagen“, sagte Theo, der jetzt direkt vor ihr stand, „ich kann nicht aufhören an dich zu denken.
    Er schüttelte den Kopf, während er die Arme vor der Brust verschränkte, und fuhr im Plauderton fort – als würden sie über etwas wie das Wetter reden und er nicht so ganz verstand, warum es regnete, wo doch den ganzen Tag die Sonne geschienen hatte. „Ich bin ganz fasziniert von dir, von den Dingen, derentwegen du dich nachts hinausschleichst, was du da um den Hals trägst und von dem du willst, dass niemand es zu sehen bekommt ... wie es ist, die Todeslady zu sein und den sterbenden Menschen die Hand zu halten. Und wie du es jeden Tag machst, ohne Unterlass.“ Er nickte, seine Augen hielten ihre fest. „Wie du so stark geworden bist und warum du tust, was du tust. Und andere Dinge, wie die Tatsache, dass du nicht

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