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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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erzählen, unseren Freunden?
    Wieder ein Überfall der Außenbewohner. Eine ganze Horde. Die Sentinel vom Kommando haben ihr Bestes gegeben, unsere Elitestudenten zu beschützen, aber alle vier Wächter sind tot, gefallen bei der Ausübung ihrer Pflicht …
    »Ein Gruß an Ria?« Fleming unterbricht meine Gedanken. In seinen Augen sehe ich blankes Erstaunen, während er meinen Salvator eingehend betrachtet. »Normalerweise kommunizieren nur Mitarbeiter des Medcenters über die Salvatoren.«
    Es geht also, man kann Botschaften schicken. Niemand hat uns das je gesagt.
    »Hast du auch eine Nachricht bekommen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Leider nicht.«
    Je länger wir stehen, desto kälter wird mir. Ich stecke meine Hand wieder unter die Decke.
    Jetzt zu Hause sein. Der Gedanke an mein Quartier treibt mir fast die Tränen in die Augen. Mein Bett. Der Studierplatz mit der Ladestation für mein Datenterminal. Die großen Fenster, die freien Ausblick auf die Schneewüste außerhalb bieten, auf all das wunderschöne Weiß, dem man die grausame Kälte nicht zutraut, solange man es von einem sicheren Platz aus betrachtet.
    Nun setzt auch noch Wind ein, stärker als bisher. Tomma schluchzt auf.
    »Ich kontrolliere die Salvatoren, sobald wir einen Unterschlupf gefunden haben.« Tychos Zähne schlagen beim Sprechen leicht aufeinander. Es ist zu kalt, wir müssen weitergehen, in Bewegung bleiben und darauf hoffen, dass wir auf einen geschützten Ort stoßen, wo wir Rast machen können.
    Das Gelände geht nun leicht bergauf und binnen Kurzem schmerzen meine Beine, aber immerhin wird mir wärmer.
    Dann mischt sich ein Geräusch in das Pfeifen des Windes. Ein Heulen. Erst einstimmig, dann mehrstimmig.
    Wölfe.
    Ich wechsle einen raschen Blick mit Aureljo. Dann hole ich, ohne anzuhalten, die Gartenharke aus meinem Rucksack. Sie wird uns nicht retten, aber sie gibt mir wenigstens das Gefühl, nicht völlig wehrlos zu sein.
    In Außenkunde haben wir das Thema Wölfe durchgenommen, als ich zwölf war – wir fanden das Thema aufregend wie kaum ein anderes. Sie jagen in Rudeln, laufen täglich rund zwanzig Kilometer, fressen Rehe und Hirsche – wenn sie welche finden – oder kleinere Tiere wie Ratten.
    Sie töten auch Menschen.
    Wir haben oft Jäger und Wolf gespielt, wenn wir nach dem Unterricht Zeit hatten, dabei waren die Jäger immer zu zweit und das Wolfsrudel zu fünft oder sechst. Ich habe es geliebt, ein Jäger zu sein und das Rudel durch Tricks auf eine falsche Spur zu locken.
    Hier wird mir das nicht gelingen. Echte Wölfe wittern ihre Beute und sie nähern sich leise. Sobald wir sie sehen, ist es zu spät. Sie nutzen die Beschaffenheit des Geländes, das sie so viel besser kennen als wir, und sie laufen ungleich schneller.
    Meine Augen suchen den Horizont nach einem Versteck ab, irgendetwas, das sechs Menschen Schutz bieten könnte. Ein wenig Zeit, um sich einen Plan zu überlegen.
    Wieder ein Heulen. Ich würde mir gerne einreden, dass es der Wind ist, aber die Fähigkeit zum Selbstbetrug hat Grauko mir abtrainiert.
    Die anderen hören es auch, natürlich. Aureljo und Tycho an der Spitze unserer erbärmlichen Truppe haben an Tempo zugelegt.
    Aureljo nimmt meinen Arm und zieht mich hinter sich her, mit seiner freien Hand deutet er schräg nach rechts. »Dort. Kannst du es sehen?«
    Es liegt im Schatten eines Hügels, halb verdeckt von krummen, kahlen Bäumen. Ein Haus, ein altes aus Stein, wie man sie früher gebaut hat. Beziehungsweise eine gut erhaltene Ruine. Wenn wir uns beeilen, können wir in zehn Minuten dort sein.
    Fragt sich, wie viel Zeit uns die Wölfe lassen.
    Dantorian und Fleming haben Tomma in ihre Mitte genommen und zerren sie mit sich, nun geht es schneller. Warum ist ihre Kondition eigentlich so schlecht? Hat sie ihr Körpertraining vernachlässigt?
    Ich spüre, wie Wut in mir aufflackert, wahrscheinlich anstelle der Angst, die dahinter lauert. Ein Reflex, aber kein sinnvoller.
    Neben Aureljo und Tycho falle ich in leichten Trab, sie geben ein gutes Tempo vor. Ich konzentriere mich auf jeden Schritt, jetzt nicht stolpern, nicht an die Wölfe denken, vielleicht sind sie noch weit entfernt, haben noch keine Witterung aufgenommen.
    Das Gebäude kommt näher. Es scheint wirklich gut erhalten zu sein, das ist mehr Glück, als ich erhofft hatte.
    Dann sehe ich die Spuren.
    Sie stammen von keinem Tier, das ich kenne. Viel eher von einem Menschen in Fellschuhen, dazu passt auch die Schrittlänge.
    Prims. Wir

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