Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
sauer«, meint er. »Weil du diese Sache über mich gepostet hast und ich es deswegen nicht aufs Brown geschafft habe. Außerdem hast du mich auffliegen lassen.«
»Auffliegen lassen?«
»Klar, du hast es verraten. Dass ich einer von den 318ern bin.«
»Willst du mich verarschen?«
Cooper zuckt mit der Achsel, kippt den Rest seines Drinks runter, steht auf, durchquert den Klub und stellt sich an den Tisch, an dem die 318er stehen. Jetzt sitze ich also allein in diesem riesigen Separee. Ich blicke auf den Platz neben mir, nur für den Fall, dass Cooper vielleicht, nur vielleicht, doch das Notizheft mitgebracht und es zufällig hier liegen gelassen hat. Doch selbstverständlich ist der Sitz neben mir leer.
Ich bahne mir meinen Weg zurück zu Clarice und Marissa, und mein Kopf dreht sich von der Hitze im Klub und vom Alkohol und wegen dem, was gerade geschehen ist.
»Was hat er gesagt, was hat er gesagt?«, will Clarice wissen. Sie ist von ihrem Sitz hochgesprungen und hüpft aufgeregt herum, vor und zurück von einem Bein aufs andere, vor und zurück auf ihren hochhackigen silbernen Sandalen.
»Er meinte«, erkläre ich, »ich soll den Typen da drüben zum Tanzen auffordern.«
»Welchen Typen denn?«, erkundigt sich Marissa neugierig. Ich deute mit dem Finger auf ihn.
»Oooh, der ist aber süß«, meint Clarice. »Hast du ein Glück, Mädel.«
»Das ergibt doch keinen Sinn«, sagt Marissa, und offensichtlich erfasst sie den Ernst der Lage ein bisschen schneller als Clarice. »Warum sollst du denn den Typen zum Tanzen auffordern?«
»Keinen Schimmer«, sage ich und starre ihn an. »Vielleicht ist er ja ein total durchgeknallter Stalker oder so, und sie wissen genau, wenn ich ihn frage, dann ende ich tot und zerstückelt irgendwo in einer Mülltonne.«
Doch kaum sind diese Worte über meine Lippen, wird mir auch schon klar, dass das nicht der Grund ist. Denn mir ist etwas eingefallen. Etwas, das in meinem lila Notizbuch steht. Etwas, das ich im vergangenen Jahr reingeschrieben habe, eines Abends, nachdem Kate aus dem Cure heimgekommen war und es so aussah, als hätte sie einen wirklich, wirklich tollen Abend gehabt. Und dieser Eintrag lautete: »In einem sexy Outfit ins Cure gehen und den schärfsten Typen dort zum Tanzen auffordern.«
Und dann dämmert es mir. Irgendwie haben die 318er wohl beschlossen, mich all die Dinge tun zu lassen, die in meinem Heft stehen. All die Dinge, vor denen ich so schreckliche Angst habe. Die Dinge, die ich mir seit der siebten Klasse notiert habe. Und wenn ich nicht tue, was die sagen, dann stellen sie den Inhalt ins Internet, und dann kennt jeder in der Schule, ach was, jeder, der einen Internetzugang hat, all meine Geheimnisse. Eine Sekunde lang fühlt es sich so an, als würde mein eigener Hals mein Herz verschlucken, und mir schnürt es ganz kurz die Luft ab. Im Grunde bleibt mir nur ein Ausweg. Ich verberge mein Gesicht in den Händen und fange an zu heulen.
3
20:03 Uhr
Im Endeffekt hab ich mir die ganze Sache selbst zuzuschreiben. Ich meine, wenn ich nicht so blöd gewesen wäre zu glauben, dass Cooper Marriatti ernsthaft ein Date mit mir will, dann würde ich gar nicht erst in diesem Schlamassel stecken. Aber als er damals bei mir in der Arbeit aufgetaucht ist, sah er so dermaßen süß aus und machte so einen netten Eindruck, dass ich es vermutlich einfach glauben wollte, und so kam es auch.
Ich arbeite als Aushilfe in einem Paintball-Park, da war auch schon vor ihm der ein oder andere scharfe Typ unter den Besuchern gewesen. Wenn ich ehrlich bin, war es fast so, als würden bei uns nur die heißesten Jungs reinschneien. Natürlich schenkten die meisten von ihnen mir keinerlei Beachtung, und der Großteil von denen hatte, na ja, Probleme mit der Selbstbeherrschung, weshalb sie ja auch in erster Linie zum Paintball-Spielen vorbeikamen.
Aber Cooper war irgendwie anders gewesen. Wie er sich bei uns an den Empfangstresen gelehnt und sich mit mir unterhalten hat, wie er mir haufenweise Fragen gestellt hat zum Thema Paintball, selbst als klar wurde, dass er längst genauestens Bescheid wusste.
Logisch hatte ich gewusst, wer Cooper war – allerdings hatte ich ihn nie groß beachtet. Er war ein Kerl, nach dem die Mädchen sich die Finger lecken, ein Typ von der Sorte, die auf meine Schwester Kate steht. Ich ließ nie zu, dass ich mich allzu sehr in solche Jungs verguckte – die himmelte man am besten aus der Ferne an, wie ein Gemälde oder einen Schauspieler im
Weitere Kostenlose Bücher