Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
Marissa und nickt, sodass ich mich ein bisschen beruhige. »Dass man wegen so was nervös ist.« Über den Tisch wirft sie Clarice einen Blick zu. »Ich möchte mal sehen, wie du das machst.«
Clarice zuckt mit der Schulter und springt von ihrem Stuhl auf. Sie streicht ihr Top über den Brüsten glatt, dann macht sie einen Schritt auf den Typen in der Ecke zu, den ich eigentlich hätte fragen sollen, ob er mit mir tanzen will.
»Neeein!!«, hätte ich beinahe gerufen und packe sie am Arm. »Den da darfst du nicht zum Tanzen auffordern, den soll ich übernehmen.«
»Gut«, sagt sie und zuckt mit den zierlichen Schultern. »Dann suche ich mir eben einen anderen.« Und damit verschwindet sie in der Menge, und ich sehe, wie sie auf die gegenüberliegende Ecke zusteuert, irgendeinen Typen auffordert und ihn dann auf die Tanzfläche führt. Und dabei tanzt da sonst fast noch keiner! Obwohl es langsam ein bisschen voller wird hier drinnen. Immer mehr Leute strömen zur Tür rein, Mädchen in kurzen Röcken und Kleidern, Jungs in Jeans und T-Shirt. Warum dürfen die Jungs eigentlich Jeans und T-Shirt anziehen und die Mädchen müssen hohe Absätze und enge Klamotten tragen? Die weit wichtigere Frage lautet allerdings, warum ich mich überhaupt dazu habe zwingen lassen, hohe Absätze und total freizügige Klamotten zu tragen. Das passt so gar nicht zu mir. Ich seufze und zerre den Ausschnitt meines Tops ein kleines bisschen hoch.
»Wow«, meint Marissa, während sie beobachtet, wie Clarice dem Typen den Arm um den Nacken schlingt. »Hat sie wohl ernst gemeint, als sie sagte, sie habe keine Angst.«
»Tja, vermutlich nicht«, bestätige ich mürrisch. Obwohl ich wahrscheinlich auch kein Problem damit hätte, wenn ich so aussähe wie sie.
»Warte nur, bis der Kerl, mit dem sie tanzt, rausfindet, dass er von ihr nichts zu erwarten hat«, erklärt Marissa. »Der wird so was von angepisst sein.« Sie wirft immer mal wieder einen Blick in die andere Richtung, wo Jeremiah in ein Gespräch mit Julia vertieft ist.
Mein Handy vibriert in der Tasche, ich hol es raus. Eine neue Textnachricht. Cooper. » DIE ZEIT LÄUFT «, steht da. Die Zeit läuft? Was soll das denn heißen? Hat doch keiner einen Ton darüber verloren, dass das Ganze zeitlich begrenzt ist. Ich meine, wofür hält er denn diese ganze Chose, für eine Folge von 24 ? Ich sollte mir doch wenigstens Zeit lassen dürfen. Ich gucke rüber in die Ecke, wo Cooper immer noch mit ein paar von seinen dämlichen Freunden steht, in Ruhe seinen Drink leert und mit ihnen lacht, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
»Was steht in der SMS ?«, will Marissa wissen. Sie drängt sich an mich heran und liest. » DIE ZEIT LÄUFT? « Sie runzelt die Stirn. »Was soll das heißen?«
»Das heißt«, erkläre ich, »dass sie, wenn ich nicht tue, was die sagen, mein Notizbuch ins Internet stellen.« Okay. Tief durchatmen. Ich schaffe das. Was ist schon eine Sekunde der Demütigung im Vergleich zu einem ganzen Leben in völliger Schande? Denn, sehen wir den Tatsachen doch mal ins Auge, das ist es, was passiert, wenn der Inhalt meines Hefts an die Öffentlichkeit gerät. Da lass ich mich doch lieber von einem x-beliebigen Typen auslachen, den ich nicht mal kenne, als dass die ganze Schule mein Geheimnis kennt.
»Oh-oh«, sagt Marissa.
»Was denn?«, frage ich. Ich sehe auf die Tanzfläche, die sich allmählich mit Leuten füllt. Clarice tanzt immer noch mit dem scharfen Typen, nur dass sie ihren Rücken nun an seine Vorderseite drängt, und er hat die Hände auf ihre Hüften gelegt. Wow. Ich wusste gar nicht, dass Clarice ein derart gutes Rhythmusgefühl hat. Sie ist ja ein richtiges kleines Luder.
»Ich meine nicht Clarice«, sagt Marissa und rempelt mich mit dem Ellbogen. »Sieh mal.«
Ich folge ihrem Blick quer durch den Klub, bis meine Augen auf dem Typen landen, den ich eigentlich fragen soll, ob er mit mir tanzt. Vorhin saß er noch ganz allein da und wippte ziemlich dämlich mit dem Kopf im Takt der Musik. Und jetzt sind da auf einmal rechts und links von ihm zwei Mädchen! Und mit denen unterhält er sich.
Na ja, nicht mit beiden. Eins von ihnen spricht mit einem Freund von ihm. Wie? Wo kommt denn der Freund auf einmal her? Vor zwei Sekunden war er doch noch allein? Jetzt muss ich ihn also vor seinem Freund fragen, ob er mit mir tanzt! Und vor zwei Mädchen, die beide extrem langes blondes Haar haben und beide extrem braun gebrannt sind. Im November. Hallo, ihr Tussis,
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