Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
schleppen uns die Straße entlang in Richtung von Kates Studentenwohnheim.
»Warum hast du das getan?«, schnauzt Clarice mich an. »Du weißt genau, dass das nicht gut ist!«
»Ja, aber das kapiert sie doch nicht, und sie wird es erst kapieren, wenn sie ihn anruft und am eigenen Leib erfährt, was für ein Arsch er ist.«
Clarice wirkt nicht überzeugt. »Wir sollten auf sie aufpassen«, meint sie.
»Aber in der Hinsicht haben wir einfach keinen Einfluss auf sie«, erkläre ich.
»Ich weiß. Ich bin verhaftet worden!«, kreischt Marissa gerade hinter uns in ihr Handy. »Das war vielleicht verrückt. Nein, ich kann dir nicht erklären warum. Das würde alles gar nicht in ein einziges Telefonat passen.« Ich hoffe, ihr ist klar, dass sie Jeremiah unter gar keinen Umständen erzählen darf, was heute Abend geschehen ist. Ich werfe einen Blick zu ihr nach hinten, und sie sieht mich an, nach dem Motto: »Keine Sorge, ich sag schon nichts.«
»Okay!«, flötet sie gerade überglücklich. »Bis dann.« Sie beendet das Gespräch, dann vollführt sie mitten auf der Straße eine Pirouette, sodass ihr Schatten unter den Straßenlaternen wild umhertanzt. »Er will mich zurückrufen«, jubelt sie. »Und wenn er demnächst nach Hause kommt, fahre ich zu ihm rüber.« Clarice und ich tauschen einen Blick aus, und ich weiß genau, dass wir beide dasselbe denken: wieder mal eine schnelle Nummer. Aber natürlich sagen wir keinen Ton.
Als wir im Perk in der Nähe von Kates Wohnheim ankommen, entwickelt sich ein kleiner Streit. Zwischen uns dreien, meine ich. Clarice und Marissa haben sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass sie mit ins Perk gehen wollen.
»Als moralische Unterstützung sozusagen«, erklärt Clarice und streichelt mir über den Arm.
»Genau«, bestätigt Marissa. »Als moralische Unterstützung, nur für denn Fall, dass du Schiss kriegst und einen Rückzieher machst. Oder wenn Kate durchdreht und meint, sie müsse dich umbringen oder so.«
»Danke«, sage ich. »Das sind wirklich tröstliche Vorstellungen, dass ich Schiss krieg oder dass meine Schwester mich umbringt. Ihr zwei seid mir bestimmt eine großartige moralische Unterstützung.«
Clarice verdreht die Augen. »Logisch wird Kate nicht ausrasten oder dich umbringen«, meint sie und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. Aber es ist die Art von Lächeln, das die eigene Mom einem schenkt, wenn man gleich zum Zahnarzt muss und sie einem erklärt, dass es schon nicht so schlimm wird, obwohl man genau weiß, dass es genau das wird. »Kate hat viel zu viel Stil, sie würde nie in der Öffentlichkeit eine Szene machen.«
Seufz.
»Außerdem, was sollen wir denn draußen anstellen?«, fragt Marissa. »Ist doch alles geschlossen.«
»Na gut«, erkläre ich mich schließlich einverstanden. »Aber ihr verzieht euch ganz weit nach hinten in eine Ecke, und ihr müsst aufpassen, dass Kate euch nicht sieht.« Das wäre das Letzte, was ich brauche: dass meine Schwester meine Freundinnen entdeckt und sie dann vor lauter Freude zu uns an den Tisch holt. Das würde sie auf jeden Fall tun. Deswegen mögen ja alle Leute Kate so sehr – sie ist total freundlich zu allen.
»Klar«, versprechen Marissa und Clarice wie aus einem Mund, und zwar im Brustton der Überzeugung. Logo, sie würden niemals auf die Idee kommen, irgendwas zu tun, was Kate auf sie aufmerksam machen könnte. Als ich mich auf den Weg in Richtung von Kates Wohnheim mache, höre ich Clarice noch sagen: »Meinst du, ich muss mir hier ein neues Getränk kaufen, oder gilt das, was ich schon habe?«
Kate wohnt im neunten Stock des Wohnheims, aber ich muss noch nicht mal bei ihr klingeln – weil ich nämlich einer ihrer Freundinnen begegne, Cecilia, und die lässt mich rein. Wir fahren gemeinsam im Lift nach oben, zusammen mit ein paar besoffenen Kids, die lachen und kichern und dafür sorgen, dass der ganze Fahrstuhl nach Alkohol und anderen widerlichen Dingen riecht. Eins von den Mädchen sagt die ganze Zeit: »Oh mein Gott, Leute, ich KOTZ gleich, echt, ich KOTZ gleich«, und der Rest der Truppe findet das alles wahnsinnig witzig.
Als der Aufzug im neunten Stock zum Stehen kommt, verabschiede ich mich von Cecilia und gehe den Flur hinunter zu Zimmer 1012. Kates Mitbewohnerin hatte vergangenen Monat diesen krassen Totalzusammenbruch und ist von der Uni abgegangen, deswegen hat sie das Zimmer jetzt ganz für sich allein. Ein echt winziges Zimmer, aber immerhin ein eigenes.
»Eliza!«, jubelt Kate, als
Weitere Kostenlose Bücher