Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
weiß noch, wie er mich über Kate ausquetschte, ob sie je von ihm sprach, ob sie ihn wirklich mochte, und dann war ich irgendwann total genervt, weil ich dauernd an Kate denken musste, und dass es ihr im Grunde egal war, ob Miguel sie mochte oder nicht. Jedenfalls weiß ich nicht mehr genau, was ich gesagt habe, aber ich glaube, Miguel hat irgendwann gemerkt, dass Kate ihn vielleicht nicht ganz so gern mochte wie er sie.
Und ich bin mir nicht sicher, ob er sich an ihr rächen wollte oder ob ich ihm einfach nur leidtat, auf jeden Fall beugte er sich als Nächstes zu mir rüber und streifte meine Lippen mit seinen. Und ich hatte doch noch nie jemanden geküsst, und mir blieb nicht einmal Zeit, mir zu überlegen, ob ich das richtig machte oder nicht, weil er nämlich den Mund öffnete, dann öffnete ich meinen, und schließlich küssten wir uns ein paar Sekunden lang.
Dann rief irgendjemand, er solle wieder nach draußen kommen, und er verschwand. Später muss Kate ihn irgendwie wieder herumgekriegt und beschlossen haben, dass sie ihn doch mochte, denn danach waren sie noch fünf Monate zusammen. Ich habe ihr nie erzählt, was passiert ist. Miguel und ich haben nie ein Wort darüber verloren, und soweit ich weiß, hat er meine Schwester nie mit einer anderen betrogen oder eine andere geküsst, solange sie zusammen waren.
»Ach so, deswegen wusste ich nichts davon«, meint Clarice, nachdem ich die Geschichte zu Ende erzählt habe. »Weil ich da noch nicht hier gewohnt habe.« Sie grinst Marissa an, als wolle sie damit sagen: »Siehste! Das ist der einzige Grund, warum du davon weißt und ich nicht!«
»Und sonst hast du wohl keine Sorgen?«, fragt Marissa sie völlig fassungslos. »Für dich zählt nur, dass du nichts davon wusstest, weil du noch nicht hier gewohnt hast?«
»Damit fühl ich mich einfach wohler«, erklärt Clarice. »Zu wissen, dass es einen Grund gibt, warum ich in die Sache nicht eingeweiht war.« Schon komisch, aber ihr Gezanke heitert mich sogar ein wenig auf. Ich meine, wenigstens eine Sache, die ist wie immer.
»Tja, du fühlst dich also wohl damit«, erkundigt sich Marissa, »dass Eliza Kate jetzt auf die Nase binden soll, was damals passiert ist?«
Da piept mein Handy schon wieder. » SAG ES IHR PERSÖNLICH «, steht da. » GEH MIT KATE INS PERK IN DER NÄHE VON DER UNI UND SAG ES IHR DORT. «
»Was soll das denn?« Ich halte Clarice und Marissa das Handy hin.
»Wissen die denn nicht, dass wir schon in einem Perk sitzen?«, fragt Clarice erstaunt. »Wäre doch viel einfacher, wenn Kate hierherkommen könnte.« Sie seufzt.
»Vielleicht wollen die, dass du dorthin gehst«, meint Marissa, »weil sie jemanden vorbeischicken, der das Gespräch belauscht.«
»Warum sollten sie das denn tun?«, frage ich stirnrunzelnd.
»Weil sie sichergehen wollen, dass du es ihr auch wirklich erzählst. Wo wäre denn sonst der Beweis?«
Hm. Vermutlich hat sie recht. So. Eine. Scheiße. Jetzt muss ich Kate nicht nur was gestehen, was mir wirklich, wirklich schwerfällt, ich muss es auch noch in Gegenwart von einem von Tylers beschränkten Untergebenen tun, und der macht dann womöglich noch blöde Bemerkungen und lacht mir ins Gesicht. Vielleicht schickt er ja sogar Cooper vorbei. Außerdem ist es drei Uhr morgens. Was um alles in der Welt soll denn bloß Kate denken, wenn ich um die Zeit bei ihr im Studentenwohnheim auftauche?
»Das wird schon«, meint Marissa. Sie streckt die Hand nach mir aus und reibt mir über die Schulter. »Versprochen.« Aber das glaube ich einfach nicht.
12
3:15 Uhr
Wir fahren zur Boston University, aber auf der Fahrt dorthin sind wir alle ziemlich still. Wahrscheinlich liegt das daran, dass wir es langsam satthaben, die ganze Zeit durch die Gegend zu hetzen. Außerdem waren die Sachen, die sie von mir verlangt haben, bis jetzt ja gar nicht mal so weltbewegend. Zumindest gab es keine großen, lebensverändernden Einschnitte. Jetzt allerdings … ich will gar nicht darüber nachdenken, was passieren könnte.
Von unterwegs rufe ich Kate an und hoffe insgeheim, dass sie tief und fest schläft oder einfach nicht an ihr Handy geht. Doch schon beim dritten Klingeln meldet sie sich und klingt auch noch hellwach.
»Hey«, sage ich, und ich gebe mir wirklich alle Mühe, möglichst so zu klingen wie immer. »Ich bin’s. Hab ich dich geweckt?«
»Nein, ich bin noch auf«, meint sie. »Ich muss bis Montag eine total wichtige Hausarbeit abgeben, deswegen leg ich heut ’ne Nachtschicht
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