Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
doch noch ganz schön was los hier.
»Ja«, gebe ich zu und werde rot. »Aber es war nicht meine Schuld, es war … Kate hat so eine Riesenparty geschmissen bei uns daheim, als unsere Eltern nicht da waren, und alle saßen draußen im Whirlpool und schwammen rum, und er … und er hatte Oberarme, die sahen aus … als würde er die ganze Zeit trainieren«, beende ich den Satz völlig zerknirscht.
»Und weil er scheinbar dauernd trainiert hat, dachtest du, es wäre okay, wenn du dich an ihn ranmachst?« Ich hätte mir denken können, dass Clarice mit der Geschichte nicht klarkommen würde, bei ihren strengen Ansichten über Liebe und Romantik.
»Nein«, sage ich. »Klar dachte ich nicht, dass es in Ordnung wäre, wenn ich was mit ihm anfange! Aber er und Kate waren damals noch nicht lange zusammen, und sie hatte mir kurz davor noch erzählt, dass sie sich nicht ganz sicher ist, ob sie wirklich auf ihn steht.«
»Klingt ganz so, als würdest du nach einer Ausrede suchen«, meint Clarice und droht mir mit dem Finger. »Das ist nicht gut, Eliza.«
Ich seufze, weil ich weiß, dass ich ihr jetzt die ganze Geschichte erzählen muss.
Folgendes war passiert: Kate und ich hatten uns an jenem Abend vor der Party gemeinsam zurechtgemacht. Wir stylten beide unsere Haare im selben Badezimmer. Klar hätte eine von uns nach unten gehen können, aber irgendwie mochten wir es, uns gemeinsam fertig zu machen. Kate hat mir immer gesagt, wie ich mich schminken soll, und dann hat sie mir die Haare gemacht und sie geföhnt, bis sie glatt und glänzend waren.
Kate war damals gerade ein paar Wochen mit Miguel zusammen, und sie waren eben an dem Punkt angelangt, wo man sich entscheiden muss, ob die Sache irgendwo hinführt oder nicht. Zumindest dachte Kate, dass sie an diesem Punkt wären, weil ich noch genau weiß, wie sie meinte, sie sei sich nicht so sicher, ob sie ihn gern genug habe.
Und als sie das sagte, war ich ein bisschen geschockt. Denn immerhin redeten wir hier von Miguel Contador. Der galt bei uns an der Schule definitiv als ein richtig guter Fang, mit seiner dunklen Haut und dem perfekten Lächeln und dem noch viel perfekteren Körper. (Im Ernst, ich weiß ja, dass ich total darauf herumreite, aber sein Körper war echt eine Frechheit. Wie gemeißelt, was aber trotzdem total natürlich wirkte, und nicht nach: »Ich schmeiß mir ständig Steroide ein und bin ein doofer Muskelprotz«.)
Ja, okay, ich geb’s zu. Ich war ein wenig eifersüchtig. Ich war fünfzehn, und Miguel war fast achtzehn, das kam mir damals unglaublich erwachsen vor. Und ich konnte einfach beim besten Willen nicht begreifen, wie Kate das so locker sehen konnte! Ich meine, sie hatte gerade verkündet, dass sie nicht genau wüsste, ob sie ihn wirklich mochte. So als könne sie sich nicht entscheiden, was sie beim Drive-in beim Burger King bestellen soll. Ich war entsetzt. Und, jetzt kann ich’s ja zugeben, ein wenig genervt war ich auch.
Ich hab damals nichts gesagt, aber später an dem Abend, als ich bei uns im Wohnzimmer irgendwann allein war mit Miguel, da fiel mir wieder ein, was sie gesagt hatte. Der Fernseher lief, irgendeine MTV -Show, und ich saß da und sah mir das an, weil mir auf einmal ziemlich heiß geworden war da draußen, so als hätte ich ein bisschen zu viel getrunken. Deshalb war ich nach drinnen gegangen, um mich abzukühlen, und ein paar Minuten später war auch Miguel reingekommen. Er kam gerade eben aus dem Whirlpool und rieb sich mit einem Handtuch trocken.
»Hey, Kates kleine Schwester«, meinte er.
»Hey«, gab ich zurück. Ich wurde in seiner Nähe immer noch nervös, obwohl er ja irgendwie Kates Fast-Freund war, und jedes Mal, wenn ich mich mit ihm unterhalten hatte, war er supernett gewesen. Er setzte sich neben mich, und ich kann mich nicht genau erinnern, was dann passiert ist, aber ich weiß, dass wir uns unterhalten haben, und ich weiß auch noch, dass ich irgendwas meinte, von wegen er habe denselben Nachnamen wie der berühmte Radfahrer Alberto Contador. Miguel hat mich nur angesehen, als wäre ich total verrückt, und meinte: »Wer soll denn dieser Alberto Contador sein?« Was irgendwie lustig war, aber auch wieder traurig und tragisch, weil ich nämlich wahnsinnig stolz auf mich gewesen war, als ich auf dieses nette kleine Detail stieß. Ich hatte es tagelang mit mir herumgetragen, um es dann im richtigen Moment einzusetzen und Eindruck bei ihm zu schinden. Dabei stand ich überhaupt nicht auf Radfahren.
Ich
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