Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
nicht mit irgendwelchen Schwierigkeiten rechnete. Das System lag zu dicht am Allianz-Gebiet, und es hatte sich bereits von den Syndikatwelten abgewandt und seine Unabhängigkeit erklärt. Für die Syndiks hätte es große Mühen bedeutet, ihnen hier eine Falle zu stellen.
Umso überraschter waren alle, als beim Verlassen des Sprungraums die Gefechtssysteme Alarm auslösten.
»Syndiks!«, rief Desjani und sah Geary entgeistert an. »Zwei Schwere Kreuzer nahe dem Sprungpunkt nach Kalixa und vier Leichte Kreuzer sowie sechs Jäger am Sprungpunkt nach Varandal. Die Syndiks müssen dieses System wieder eingenommen haben. Ist es nicht unser gutes Recht, sie wieder von hier zu verscheuchen?«
»Könnte sein.« Nach allem, was sie in der letzten Zeit durchgemacht hatten, war der Gedanke sehr verlockend, die Syndiks mit einem Tritt in den Hintern aus Atalia zu vertreiben, auch wenn die rechtliche Grundlage dafür eher fraglich war. »Wie seltsam. Das Kurierschiff ist noch hier, und es hält sich in der Nähe der Leichten Kreuzer und der Jäger auf.«
Aus einem unerfindlichen Grund kreiste das Kurierschiff der Allianz unverändert um den Sprungpunkt nach Varandal. Dieses Schiff stellte das halbherzige Bemühen der Allianz dar, die Zusage einzuhalten, dass man Atalia im Auge behalten wollte. Dabei konnte das Schiff zu keinem Zeitpunkt ernsthaft zur Verteidigung des Systems beitragen, falls die Syndikatwelten versuchen würden, dieses Sternensystem wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Und genau das war jetzt offenbar geschehen – aber warum war das Allianz-Schiff nicht sofort heimgekehrt? Selbst wenn die Syndiks keine Drohung ausgesprochen hatten, wäre es doch nötig gewesen, in Varandal über die aktuellen Ereignisse zu berichten.
Bevor Desjani etwas erwidern konnte, tauchten auf ihren Displays die Identifizierungscodes der Schiffe auf. »Diese Syndik-Schiffe sind unserem System bekannt?«, fragte sie verständnislos.
»Das sind gar keine Syndik-Schiffe?«, wunderte sich Geary, als die Farben auf dem Display wechselten. »Die sind … aus Midway? Aber die hatten doch gar keine … Die Manticore? Die Kraken? Diese Schweren Kreuzer waren doch noch in Midway, als wir das System verlassen haben.«
Desjanis Miene war wie versteinert. »Die können nur vor uns hier eingetroffen sein, wenn sie das Hypernet benutzt haben, um beispielsweise bis nach Indras zu reisen. Die Syndiks haben es irgendwie geschafft, unseren Zugang zum Hypernet vorübergehend zu blockieren, und bei Midway war man eingeweiht.«
»Nicht so schnell.« Geary nahm sich einen Moment Zeit, um über die Situation nachzudenken, die sich als so vollkommen unerwartet gestaltete, dass er sich restlos überrumpelt fühlte. »Wenn sie vom Trick der Syndiks gewusst hätten, warum sollen sie es uns dann wissen lassen, indem sie uns hier in Empfang nehmen? Sie können nicht davon ausgegangen sein, dass die gesamte oder zumindest der größte Teil der Flotte zerstört wird, selbst wenn jede Falle ihre volle Wirkung entfaltet hätte. Wir nehmen Kurs auf den Sprungpunkt nach Varandal, und in der Zeit können sie uns ja erklären, wieso sie hier sind.«
Als die Erklärung dann endlich eintraf, sahen sie auf ihrem Display Kommodor Marphissa, die sie freundlich anschaute. »Wenn ihre Wiedersehensfreude nur gespielt ist, dann macht sie das sehr gut«, merkte Rione an.
»Admiral Geary«, sagte Marphissa. »Wir freuen uns, Sie wiederzusehen. Zwei Tage nach Ihrer Abreise aus Midway konnten wir den Zugriff auf alle Hypernet-Portale wiederherstellen. Die Syndikatwelten müssen einen Weg gefunden haben, wie sich fast das ganze Hypernet wenigstens vorübergehend abschalten lässt. Wir lassen derzeit nichts unversucht, um herauszufinden, wie sie das angestellt haben, bislang leider ohne Erfolg. Wir sind auf Anraten von Captain Bradamont hier, die uns von gefangen genommenen Überlebenden der Reserveflotte bei Varandal erzählt hat. Diese Überlebenden könnten wir gut als Besatzung für unsere eigenen Kriegsschiffe gebrauchen, daher hat Präsidentin Iceni diese Mission genehmigt. Sechs Frachter sind in Begleitung von Captain Bradamont nach Varandal geflogen. Sie hat uns versichert, dass Admiral Timbale während Ihrer Abwesenheit in Ihrem Sinn entscheiden werde. Dennoch sind wir um sie und um unsere Schiffe besorgt, und es freut uns umso mehr, dass Sie ebenfalls bald Varandal erreichen werden. Wenn die Kriegsschiffe der Flotte des unabhängigen Midway-Sternensystems Ihnen in
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