Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
Nacht in Ihr Quartier schleiche. Soll ich etwas Verführerisches tragen? Zum Beispiel meine Galauniform?«
»In der sehen Sie verdammt gut aus. Verdammt, Tanya, wir sind verheiratet.«
»Nur, wenn wir uns nicht auf meinem Schiff befinden, Admiral. Auf meinem Schiff sind wir Captain und Admiral. Sie wussten, es würde so sein.«
»In der Theorie lässt es sich damit einfacher leben als in der Praxis«, beklagte sich Geary. »Außerdem ist das eine rein dienstliche Sache, Tanya. Sie haben ein großartiges taktisches Verständnis, und davon könnte ich jetzt ein bisschen gebrauchen.«
»Sie wissen, wie Sie einer Frau Komplimente machen müssen«, meinte sie und schüttelte erneut den Kopf. »Ich glaube, Sie haben Schlaf dringender nötig als meine … taktischen Kenntnisse. Wir überlegen derzeit alle, wie wir an der Festung vor dem Sprungpunkt vorbeikommen können, aber keinem von uns ist bislang etwas eingefallen. Wir müssen irgendetwas anderes versuchen.«
»Zum Beispiel?«
»Was gibt es denn sonst noch? Die Heimatwelt der Bärkühe … nein. Wir haben uns schon Gedanken darüber gemacht, zu was ihre Kriegsschiffe wohl in der Lage sind.«
»Wir wissen allerdings nicht, wie sie diese Schiffe einsetzen werden«, wandte Geary ein.
»Nein, aber bislang haben wir nur gesehen, wie sie gewendet und Kurs auf uns genommen haben. Und wir wissen, wie uns diese Raketenschiffe angegriffen haben.« Sie zuckte flüchtig mit den Schultern. »Das ist nicht gerade viel, aber wir wissen doch immer ein klein wenig darüber, wie sie denken. Vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren. Aber erst morgen, denn ohne Schlaf können Sie nicht klar denken. Gehen Sie ins Bett, wir reden morgen früh weiter.«
»Gehen Sie auch ins Bett?«, gab Geary zurück.
»Ich befehlige einen Schlachtkreuzer. Hatten wir das nicht eben schon mal gehabt? Schlaf ist Luxus.«
»Ich könnte Ihnen befehlen, sich schlafen zu legen.«
»Ja, das könnten Sie, allerdings würden Sie das bereuen. Wenn Sie unbedingt aufbleiben wollen, dann überlegen Sie, wie die Bärkühe denken, damit Sie versuchen können, den Feind zu verstehen. So haben Sie es auch bei den Enigmas gemacht, und das ist der beste Ratschlag, den ich Ihnen geben kann.«
Nachdem das Gespräch beendet war, saß er in seinem abgedunkelten Quartier und dachte über ihren Ratschlag nach. Kenne deinen Feind. Das war eine sehr alte und sehr richtige Weisheit. Tanya hatte recht. Er hatte die ganze Zeit nur überlegt, was seine Streitkräfte tun konnten und wozu der Feind in der Lage sein sollte. Aber die Frage war nicht, was diese Aliens tun konnten , sondern was sie tun würden . Während er sich vor Augen hielt, dass er niemals damit gerechnet hatte, sich diese Frage zu stellen, begann er nach Antworten zu suchen. Sie wussten immer noch verdammt wenig über diese Bärkühe. Im Grunde gab es nur die Einschätzungen von Lieutenant Iger und den zivilen Experten, und die enthielten vor allem Begriffe wie »unbekannt«, »angenommen«, »schätzungsweise« und »womöglich«. Also begann er, nach Informationen über echte Bären zu suchen.
Bären waren eigentlich auf der Alten Erde zu Hause gewesen, doch die Menschheit hatte einige Exemplare der Spezies mit ins All genommen und auf anderen Welten angesiedelt. Außerdem war man auf wiederum anderen Welten auf bärenähnliche Tiere gestoßen, die so ähnliche Merkmale aufwiesen, dass man sie der gleichen Familie zugeordnet hatte. Natürlich handelte es sich bei Berücksichtigung der unterschiedlichen DNS, der Evolution und zahlloser weiterer Faktoren um völlig eigenständige Kreaturen. Aber der durchschnittliche Mensch bezeichnete sie dennoch alle als Bären, auch wenn Zoologen auf eine solche Einstellung mit Grausen reagierten.
Nichts von dem, was er über Bären fand, schien von irgendwelchem Nutzen für die gegenwärtige Situation zu sein. Bären waren relativ einzelgängerische Tiere, vor allem im Vergleich mit Kühen. Klar war, dass diese Bärkühe es mochten, dicht gedrängt zu leben. Bären waren zudem Allesfresser, während die fortgesetzte Analyse der geborgenen Überreste die erste Vermutung bestätigte, dass es sich bei ihnen um reine Pflanzenfresser handelte.
Er rief die Begriffe »Kühe«, »Vieh«, »Stiere« und »Herde« sowie alles andere auf, was ihm in diesem Zusammenhang in den Sinn kam. Er las Beschreibungen und Analysen, er sah sich Videos an (von denen einige laut Beschreibung sogar noch von der Alten Erde stammten) und
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