Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
ihm bewusst, dass alle anderen ihn ansahen und auf seine Erwiderung auf die Worte des Admirals warteten, der ihn überheblich anlächelte. »Admiral«, begann er ruhig. »Sie zweifeln meine Ehre an, indem Sie Anschuldigungen aussprechen, für die es keine Grundlage gibt. Und Sie zweifeln auch die Ehre jedes Offiziers und jedes Matrosen in der Flotte an. Ich habe mich nie in einer Weise geäußert, die den Schluss zulässt, dass es ihnen an Tapferkeit fehlte oder dass sie jemals darin nachgelassen haben, den Feind auf jede nur denkbare Weise in die Enge zu treiben. Die Schiffe und ihre Besatzungen, die wir auf dem Weg nach Hause verloren haben, belegen deutlicher den Mut unseres Personals, als ich es mit Worten ausdrücken könnte.«
»Ich habe nicht ...«, begann Otropa.
»Ich bin noch nicht fertig, Admiral.« Geary hatte als Befehlshaber der Flotte lange genug mit aufsässigen Offizieren zu tun gehabt, dass es für ihn keinen Grund gab, Otropa mit Samthandschuhen anzufassen, auch wenn der ein Vorgesetzter war. Einen Moment lang sah er Numos bei Kaliban scheitern, er sah Falco, wie der einen Teil der Flotte bei Vidha in den Tod führte, wie Midea die Paladin bei Lakota blindlings in den Untergang trieb. Seine Geduld mit Idioten war schon seit Langem aufgebraucht. »Unsere Vorfahren sind mit Mut, aber auch mit Weisheit in die Schlacht gezogen. Ich weiß es, denn ich war dabei. Ihre Kämpfe und ihre Opfer waren nicht vergebens. Mir wurde die Ehre zuteil, die Schiffe unserer gegenwärtigen Flotte zu befehligen und den Männern und Frauen an Bord dieser Schiffe zu zeigen, wie unsere Vorfahren tatsächlich gekämpft haben. In einer Schlacht wetteifert man mit dem Feind, aber nicht mit den eigenen Kameraden. Innerhalb des Zusammenwirkens einer gut ausgebildeten und disziplinierten Flotte ist immer noch genug Spielraum für den Mut des Einzelnen, aber ein Wetteifern darf nicht auf Kosten unserer Pflichten gegenüber den Menschen und den Welten erfolgen, die wir beschützen.«
Otropa verzog das Gesicht, da er krampfhaft nach einer passenden Erwiderung zu suchen schien. Admiral Timbale, der nach wie vor neben ihm stand, ließ kein Interesse erkennen, dem anderen Offizier zu Hilfe zu kommen. Vielmehr starrte er beharrlich in eine entlegene Ecke des Raums, als wolle er sich auf diese Weise von dem Admiral distanzieren.
Die stämmige Frau lachte amüsiert und fragte spöttisch: »Können Sie irgendwelche Beweise vorlegen, dass die hier gezeigten Flottenaufzeichnungen gefälscht worden sind, Admiral Otropa?«
»Nein, Madam Senatorin«, räumte der Mann schließlich mit erstickter Stimme ein. »Aber diese Ergebnisse und die Behauptung, es seien dermaßen viele gegnerische Schiffe vernichtet worden, während die eigenen Verluste so niedrig ausgefallen sind ...«
»Dann sollten wir vielleicht Captain Geary gestatten, seinen Vortrag fortzusetzen. In der Zwischenzeit können Sie sich ja auf die Suche nach entsprechenden Beweisen machen«, schlug sie vor.
Otropa bekam einen roten Kopf, während Senator Navarro zustimmend nickte und mit einer Kopfbewegung auf die Tür deutete. Nachdem der Admiral gegangen war, schwieg Geary einen verlegenen Moment lang, dann fuhr er fort und kam auf die streng vertraulichen Punkte seines Berichts zu sprechen, nämlich auf das, was über die fremde Rasse auf der anderen Seite des Syndik-Territoriums bekannt war und welche Vermutungen über sie am plausibelsten waren. Die Politiker reagierten zunächst mit Unglauben, zeigten sich dann aber zunehmend besorgt. Als Geary schilderte, wie die Aliens versucht hatten, die Vernichtung der Allianz-Flotte im Lakota-System sicherzustellen, schüttelte eine der anderen Frauen den Kopf. »Wenn es irgendeine andere Erklärung dafür gäbe, Captain, würde ich keine fünf Sekunden damit vergeuden, auch nur ein Wort von diesen Dingen zu glauben.«
Geary verzog den Mund. »Glauben Sie mir, Ma’am, wenn es irgendeine andere Erklärung gäbe, hätten wir keine fünf Sekunden benötigt, um sie zu akzeptieren.«
Als er von den Würmern in den Navigations- und Kommunikationssystemen der Allianz-Kriegsschiffe berichtete, bekam Timbale vor Fassungslosigkeit den Mund nicht mehr zu. Senator Navarro machte fast einen Satz über den Konferenztisch hinweg. »Sie haben diese Würmer gefunden? Unsere eigenen Schiffe haben ihre jeweilige Position an diese ... diese Fremden gesendet?«
»Wir haben nicht herausfinden können, wie sie arbeiten«, ergänzte Geary. »Aber wir
Weitere Kostenlose Bücher