Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
Die Antwort darauf kannte er längst, dennoch benötigte er eine Bestätigung. Der Geheimdienst hatte noch immer keine Gefangenenlager entdeckt, was bedeuten musste, dass die Allianz-Angehörigen in relativ kleinen Gruppen im System verstreut gefangen gehalten wurden.
»Ja, das würden sie.« Auch Desjani konnte nur den Kopf schütteln. »Aber es ist unsinnig, jetzt noch diese Drohung auszusprechen, nachdem wir bereits die Steine abgeworfen haben. Die können wir nicht aufhalten, und die Erklärung, dass sich unsere Leute dort befinden sollen, führt zu nichts.«
Er hatte auf die Syndik-Nachricht genauso reagiert wie Desjani. »Das ist der Sinn! Er will uns wütend machen, damit wir die Beherrschung verlieren und unüberlegt handeln. Wir haben diese Taktik gegen die Syndiks eingesetzt. Ich wüsste keinen anderen Grund für den Tonfall und die Wortwahl dieses Mannes.« Er überlegte kurz, dann drehte er sich zu Senator Sakai um, der inzwischen den Beobachterplatz auf der Brücke innehatte und bislang aufmerksam das Geschehen mitverfolgt, aber keinen Kommentar zum Besten gegeben hatte. »Senator, können Sie irgendetwas dazu sagen?«
Ohne eine Miene zu verziehen, erwiderte Sakai: »Nichts, was über Ihre und Captain Desjanis Überlegungen hinausgehen würde, Admiral. Ich bin Ihrer Meinung, dass die Nachricht des feindlichen Commanders darauf abzielte, Sie zu unüberlegtem Handeln zu provozieren. Allerdings bin ich nur mit den Tricks und Taktiken vertraut, mit denen auf dem politischen Parkett gefochten wird, nicht aber auf einem richtigen Schlachtfeld. Ich weiß nicht, zu welchen Aktionen die Syndiks uns herausfordern wollen, und im Moment weiß ich auch nicht, was ich noch dazu sagen könnte.«
»Danke, Senator.« Zumindest war Sakai intelligent genug, seine eigenen Grenzen zu erkennen und auch zu ihnen zu stehen. »Captain Desjani, leiten Sie bitte eine Kopie dieser Nachricht an Co-Präsidentin Rione weiter. Ich würde gern ihre Einschätzung zu den Absichten der Syndiks hören.«
Desjani gab einem Wachhabenden ein Zeichen, damit er die Aufgabe erledigte. »Wenn ich in Waffenreichweite dieses Mannes komme, und ich bete zu den lebenden Sternen, dass mir das gelingt, dann werde ich seine ewige Seele in so viele winzige Stücke zerschießen, dass nicht mal seine Vorfahren in der Lage sein werden, sie wieder zusammenzufügen.«
Ein gedämpfter Alarm ertönte und lenkte Gearys Blick auf das Display. »Die Syndik-Flotte hat Kurs auf uns genommen.«
Desjanis Augen leuchteten auf, während sie auf ihr eigenes Display schaute. Nach einigen Minuten hatten die Syndik-Schiffe ihren neuen Kurs eingeschlagen, aber Desjani machte eine mürrische Miene. »Sie haben sich unserer Steuerbordseite genähert, aber auf diesem Kurs passieren sie uns immer noch mit einem Abstand von gut einer Lichtstunde. Wenn wir auf Abfangkurs gehen, können sie uns nach wie vor mühelos ausweichen.«
»Was haben sie vor?«, rätselte Geary. »Erst ärgern sie uns, und dann bleiben sie doch außer Reichweite. Was erwarten die nur von uns?«
Desjani atmete tief und gleichmäßig durch, da sie ihre eigene Wut in den Griff bekommen musste, dann sah sie Geary an. »Erinnern Sie sich noch an Sutrah? Und Corvus?«
Es gefiel ihm nicht, über diese Kämpfe nachzudenken, in die er diese Flotte kurz nach Übernahme des Kommandos geführt hatte. Dennoch wusste er sofort, auf was sie hinauswollte. »Damals wäre diese Flotte auf den Gegner losgegangen, obwohl jeder wusste, dass es nicht möglich wäre, sie abzufangen.«
»Weil der Angriff immer die richtige Lösung war, und weil wir erwartet hätten, dass uns die Syndiks entgegenstürmen.« Desjani legte die Stirn nachdenklich in Falten. »Dieser CEO ist derjenige, an dem wir uns vor allem rächen wollen. Er sagt Dinge, die uns dazu provozieren sollen, ihn zu verfolgen, während seine Schiffe sich immer außerhalb unserer Reichweite bewegen.«
»Sie wollen uns so wütend machen, dass wir ihnen nachstellen, obwohl wir keine Chance haben, sie einzuholen.« Geary lehnte sich nach hinten und suchte sein Display nach irgendeinem Detail ab, das er bislang übersehen hatte. »Aber warum? Welchen Sinn hat das? Wir würden doch ein Minenfeld entdecken, das uns den Weg versperrt, und außerdem zwingen sie uns zu keinem engen Kurs, bei dem wir mit Minen in Berührung kommen könnten. Ist das eine Verzögerungstaktik? Aber das würde allenfalls ein paar Tage bringen, spätestens dann hätte die Flotte keine Lust mehr
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