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Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi

Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi

Titel: Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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das auch?«
    Sekundenlang sah Geary sie schweigend an. »Wollen Sie, dass ich ganz ehrlich bin?«
    »Ja, warum auch nicht? Wenigstens einer von uns sollte ehrlich sein«, antwortete Rione verbittert.
    »Dann werde ich Ihnen ein paar Dinge erzählen.« Er sprach mit fester Stimme, so als würde er auf der Brücke einen Befehl erteilen. »Erstens ist meine Ehre nicht besudelt worden. Und das gilt auch für Ihre Ehre. So etwas wäre nur möglich, wenn wir wissentlich etwas Unehrenhaftes getan hätten.«
    »Das ist nicht …«
    »Mir ist egal, wie die Leute das heutzutage sehen! Vor hundert Jahren haben die Menschen das verstanden! Ist das Leben nach hundert Jahren Krieg nicht schon schwer genug? Müssen Sie es sich noch schwerer machen, indem Sie Maßstäbe anlegen, die kein Mensch erreichen kann?« Rione starrte ihn an. »Ich habe kein Recht, Ihnen zu sagen, wie Sie empfinden sollen, aber ich sage Ihnen, dass ich so empfinde. Zweitens«, fuhr er fort, »helfen Sie niemandem, wenn Sie sich selbst geißeln. In einem vollkommenen Universum könnten Sie so unglaublich loyal sein, wie Sie es von sich erwarten. Aber nicht in diesem Universum.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wird weder meinen Mann noch meine Vorfahren trösten.«
    »Und wenn die Rollen vertauscht wären?«, fragte Geary. »Angenommen, Sie wären schwer verletzt worden, man würde Sie für tot halten, und Sie würden für immer von Ihrem Mann getrennt sein. Was würden Sie sich dann wünschen?«
    Rione hielt lange Zeit den Blick gesenkt und schwieg. Schließlich schaute sie ihn wieder an. »Ich würde mir wünschen, dass er glücklich ist.«
    »Selbst wenn das bedeuten würde, dass er sich eine neue Partnerin nimmt, wenn er davon überzeugt ist, dass Sie tot sind?«
    »Ja.«
    »Und wenn er dann erfahren sollte, dass Sie doch noch leben, Sie sich dennoch vielleicht nie wiedersehen werden?«
    »Spielen Sie mich nicht gegen meinen Mann aus, John Geary«, warf sie ihm an den Kopf. »Dazu haben Sie kein Recht!«
    Er wich zurück und nickte, während er sich bemühte, die Ruhe zu bewahren. »Das stimmt. Aber warum reden Sie nicht mit Ihren Vorfahren? Vielleicht bekommen Sie ja ein Zeichen von ihnen, das Ihnen zeigt, was sie von Ihnen halten.«
    »Indem sie mir beispielsweise das Wort Ehebrecherin auf die Stirn schreiben?«, gab Rione immer noch wütend zurück.
    »Warum nicht? Sie scheinen ja sowieso zu glauben, dass es längst da geschrieben steht«, konterte Geary. »Aber vielleicht werden sie Sie ja gar nicht verdammen. Sie sind Ihre Vorfahren. Sie waren auch menschlich und haben ganz sicher kein perfektes Leben geführt. Darum reden wir mit ihnen, denn sie können sich erinnern und uns verstehen. Und vielleicht können sie uns etwas von ihrer Weisheit zeigen, die wir selbst noch nicht erlangt haben.«
    Sie schüttelte den Kopf und schaute wieder zur Seite. »Ich kann nicht.«
    »Selbst wer ganz ohne Ehre ist, kann zu seinen Vorfahren sprechen! Niemand kann Ihnen das streitig machen.«
    »Das habe ich damit nicht gemeint.« Ihr Blick erfasste stur das gegenüberliegende Schott.
    Geary betrachtete ihr Profil, das entschlossen vorgeschobene Kinn, und allmählich begann er zu verstehen. »Sie haben Angst davor, mit ihnen zu reden? Angst davor, wie sie vielleicht reagieren werden?«
    »Überrascht Sie das, John Geary? Natürlich habe ich Angst davor. Ich habe einige Dinge getan, auf die ich nicht sonderlich stolz bin. Aber nie zuvor habe ich etwas getan, das meine Vorfahren beschämen könnte.«
    Eine Zeit lang dachte Geary nach. »Sie müssen sich ihnen nicht zwangsläufig allein stellen. Es gibt …«
    »Ich werde meine Schmach mit keinem anderen teilen!«
    »Sie haben sie bereits mit Desjani und nun mit mir geteilt!«, herrschte er sie an.
    »Und dabei bleibt es auch«, murmelte sie starrsinnig.
    »Ich könnte …«
    »Nein!« Sie versuchte, ihre Beherrschung zurückzuerlangen. »Das wäre die Rolle, die mein Ehemann übernehmen müsste. Ich werde mich nicht mit Ihnen an meiner Seite meinen Vorfahren stellen.«
    Damit blieb nur noch eine Möglichkeit offen. »Und Desjani? Können Sie sie fragen, ob sie Sie begleitet?«
    Rione starrte ihn sichtlich schockiert an.
    »Sie weiß es schließlich schon.«
    »Und Sie verabscheut mich.«
    »Weil Sie es mir nicht sagen wollten. Jetzt haben Sie das aber gemacht.« Riones Blick wurde unsicherer, während Geary fortfuhr: »Sie haben selbst erklärt, wie ehrbar Desjani ist. Gegen sie können Ihre Vorfahren nichts

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