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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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das Mineralwasser, das er zur Vermeidung von Dehydrierung und Höhenkrankheit in sich hineingeschüttet hatte, hatte er nicht bei sich behalten können. Hinzu waren ein eigentümliches Kribbeln und Jucken gekommen. Zuerst an der Wade des rechten Beines, dann an beiden Oberarmen und schließlich am Rücken. An seinem rechten Unterschenkel war eine Stelle inzwischen auf Handgröße angeschwollen. Es sah wie ein Hämatom aus, blau-rot, mit eigentümlichen Pusteln in der Mitte. Und es juckte ebenso unangenehm, wie längst auch seine Bauchdecke, seine Oberarme und sein Rücken. Wo es kribbelte, entstanden in kurzer Zeit stecknadelgroße Pickel, die nässten. Panisch fragte er sich, was mit seinem Körper geschah. Was hatte er getrunken, gegessen oder angefasst? Da war der Bettler gewesen, diese Mitleid erregende Gestalt an der Einfahrt zum Hotel in Bahir Dar. Ein Greis mit spindeldürren Armchen, die sich ihm flehend entgegengestreckt hatten. Der alte Mann war so dankbar über die zwei Birr-Münzen gewesen, die er ihm in die geöffnete Hand gelegt hatte, dass er mit seinen ausgezehrten Händen nach seinen gegriffen und sie umklammert hatte. Sekunden später hatte er erst bemerkt, dass dieser Mann Lepra hatte! Das hatte Peter schockiert. Er wusste nicht viel über diese Krankheit. War sie durch Hautkontakt übertragbar? Hatte er sich angesteckt?
    Diese rot-blauen Flecken am ganzen Körper ängstigten ihn zunehmend. So krank er sich schon in Aksum gefühlt hatte, so wenig Zeit war ihm dort geblieben, sich die Relikte aksumitischer Hochkulturen anzuschauen. Zwischenzeitlich hatte er einen Rückflug nach Deutschland gebucht, denn für das, was Jahzara und er vorhatten, brauchte er unbedingt ein GPS-Gerät. Ohne ein solches satellitenunterstütztes Navigationssystem würden sie in der Wüste von Mali keine Chance haben. Entsprechend waren Jahzara und er übereingekommen, dass er zurück nach Deutschland fliegen solle, um ein GPS-Gerät und andere Ausrüstungsgegenstände und Karten zu besorgen sowie ein Visum zu beantragen. Jahzara hingegen würde von Addis Abeba über Nairobi nach Bamako, der Hauptstadt Malis, reisen. Dort würden sie sich treffen, gemeinsam weiter nach Timbuktu fliegen, um von dort aus das Meer der Finsternis zu suchen. Mehr als eine erste Inaugenscheinnahme der Region, in der die Karawane vermutlich von einem Wüstensturm überrascht worden war, konnte diese Reise nicht sein. Erst danach wäre eine gezielte Suche nach der Karawane mit einer gut ausgerüsteten Expedition realisierbar. Denn darüber waren sie sich im Klaren: Existierte diese verschollene Karawane tatsächlich, dann lagen dort irgendwo in der Wüste mehr als 2000 Kamele, beladen mit einem Schatz. Eine Bergung würde nicht möglich sein, ohne die Aufmerksamkeit der Behörden zu wecken. Die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer rund um den Globus verbreiten und Begehrlichkeiten wecken. Diese Karawane war eine Sensation! Die Suche nach ihr musste genauso geheim ablaufen wie damals die Vorbereitungen für die Karawane.
    Peter ahnte, dass dies schwierig werden würde. So menschenleer die Wüste auch schien, man war dort nie allein. Unsichtbare Augen folgten einem, wenn man die Ergs, Wadis und Dünen durchquerte. Was auch immer man in der Wüste tat, man hinterließ Spuren. Seyoum war es gewesen, der noch zu bedenken gegeben hatte: »Wir haben es ja nicht nur mit diesen Arabern zu tun. Da ist auch noch dieser Priester aus Jerusalem. Die äthiopischen Behörden mussten ihn freilassen. Es scheint, als sei er ein friedfertiger Mann Gottes, der sich nur für frühe Christengemeinden in Afrika interessiert. Es scheint, denn es geht schließlich um einen Schatz.«
    Peter hatte sich über diese kryptischen Formulierungen Seyoums gewundert. Für einen Moment lang dachte er abermals an Aksum, wo sie auch die Kirche hatten besuchen wollen, in der früher die Bundeslade gestanden haben soll. Heerscharen von Polizisten hatten ihnen den Aufenthalt an diesem mystischen Ort verleidet. Angeblich war kurze Zeit vor ihrer Ankunft dort eine amerikanische Touristin ihrer Handtasche beraubt worden. Einige Zeugen behaupteten, der Flüchtende habe wie ein Araber ausgesehen. Peter starrte nachdenklich aus dem Fenster des Flugzeuges. Schon wieder ein Araber!
    Mit der Aufforderung der Stewardess, die Sitzgurte für die Landung in München festzuziehen, überkam Peter eine ganz andere Angst. Warum er Yvonne kurz vor seinem Abflug in Addis Abeba eine SMS geschickt und sie

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