Die verschollene Karawane
Hasan al-Basri von seinen Informanten beim ägyptischen Geheimdienst mittlerweile weitere Informationen erhalten. Sein Freund und Ordensbruder saß in Gedanken versunken auf dem Gebetsteppich.
»Salam aleikum, Hasan.«
»Wa aleikum al salam!«
»Izzayyak? Ahlan wa sahlan, Bruder!«
»Ahlan bik! Al hamdullilah – sei ebenfalls willkommen! Lob sei dem Herrn.«
Abdul Qadir Dschila setzte sich auf den Gebetsteppich neben Hasan al-Basri.
Hasan al-Basri trug wie immer eine Nickelbrille. Der gestutzte Kinnbart akzentuierte sein schmales, weit nach vorn stehendes Kinn. Er machte ein sorgenvolles Gesicht. »Na, Abdul? Kif Halak – wie ist die Lage?«
»Nun ja, was soll ich sagen, Hasan? Der Allmächtige scheint uns mit mancherlei Prüfungen zu strafen! Was sich der Statthalter des Schwertes da geleistet hat, könnte unseren Plan zunichtemachen.«
»Ach, Abdul, du weißt doch, was im Koran geschrieben steht: ›Dann schickte Allah auf Seinen Gesandten und auf die Gläubigen innere Ruhe herab und ließ unsichtbare Kräfte herabkommen! Er ist es, der innere Ruhe in die Herzen der Gläubigen legte, damit sie noch mehr Glauben gewinnen.‹ So steht es geschrieben. Also, sei nicht so pessimistisch. Unsere Wege sind von Ihm gewollte Pfade der Fügung. Die Dinge sind zwar komplizierter geworden, aber du wirst sehen. Am Ende werden wir in Besitz nehmen, was den muslimischen Völkern seit Jahrtausenden gehört. Aron ha’brit, wie die Juden es nennen, wird zu uns zurückkehren, und es wird der Beginn einer neuen Zeit sein. Dann werden die Juden die Wahrhaftigkeit des Imam Mahdi erkennen und die Aufrichtigen unter ihnen werden sich ihm anschließen. Sie wird göttliche Gegenwart ausstrahlen und Quelle des Friedens sein. So sagt es der Koran. Und so wird es sein. Weil Er es in seiner Allmacht und Weisheit so fügen wird! Übrigens, Abdul, ich habe heute Morgen ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Abdallah geführt. Du weißt schon, unser enger Vertrauter und Glaubensbruder im Außenministerium. Er zeigte sich wie immer sehr hilfreich.«
Abdul Qadir Dschila blickte misstrauisch um sich, bevor er leise fragte: »Hast du Informationen über den Deutschen und diese Frau erhalten?«
»Ja, habe ich. Unser Freund im ägyptischen Außenministerium hat exzellente Kontakte zu Glaubensbrüdern bei Interpol. Ich habe von ihm Fotos und weitere Informationen erhalten. Was immer dieser Deutsche und diese Christin fortan tun werden, wir erfahren es frühzeitig! Glücklicherweise hat dieser Narr von Mönch immer so unglaublich unvorsichtig am Telefon geplappert und seinen Vertrauten Faxe geschickt, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, dass er abgehört wird. Dieser Deutsche ist wohl ein Freund von Bahri. Er ist nun im Besitz der Karte und anderer Dokumente. Ob er schon weiß, wohin ihn diese Dokumente führen werden, ist mir allerdings noch nicht bekannt. Aber schon ab morgen werden wir mithören, wenn er über sein Handy telefoniert. Über diese Frau wissen wir allerdings noch nicht sehr viel. Doch auch das wird sich bald ändern – «
Hasan al-Basri wollte gerade weitersprechen, als sein Blick auf einen Mann in einem weißen Gewand fiel, der zielstrebig durch die Moschee auf sie zuschritt. »Da kommt Sahib al Saif, der Statthalter des Schwertes«, murmelte er leise. »Lass uns später weiterreden. Der Einfältige muss nicht mehr wissen als unbedingt notwendig. Allah hat ihm den Verstand eines Lamms, die Kraft eines Büffels und den Mut eines Löwen gegeben. Die Schlichtheit eines Fellachen müssen wir mit Nachsicht würdigen. Er muss nicht unbedingt verstehen, was er tut. In seiner grenzenlosen Ergebenheit zu Allah und seiner Treue zu Al Sakina wird er befolgen, was wir ihm auftragen.«
Sahib al Saif versuchte, so demütig wie möglich zu wirken. Ihm war klar, dass diese beiden Sufis in dem Dünkel lebten, besonders weise zu sein und in ihm lediglich einen dumpfköpfigen Bauern und Befehlsempfänger sahen. Sollten sie nur! Ihm war es egal, was die beiden Derwische dachten. Bisher waren sie mit seinen Diensten zufrieden gewesen. Wenn der Orden besonders heikle Dinge zu regeln hatte, wandte man sich stets an ihn. Seit seiner Zeit bei der Armee eilte ihm der Ruf voraus, exzellent mit Waffen und Sprengstoff umgehen zu können, loyal und zuverlässig zu sein. Da sein Sohn vom israelischen Mossad als vermeintlicher Terrorist liquidiert worden war und er seitdem einen grenzenlosen Hass gegen Christen und Zionisten in sich trug, stuften die
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