Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
Vom Netzwerk:
Gefahr schwebt. In Lebensgefahr. Ich kann mir bloß nicht erklären, warum.«
    Langsam drehte sich Commissario Toscanelli zu Peter Föllmer um. Der Deutsche war blass geworden. Seine Betroffenheit schien echt. Dennoch wirkte er gefasst. Abermals sagte ihm sein Instinkt, dass dieser Föllmer mehr mit der ganzen Sache zu tun hatte, als sich vordergründig darstellte.
    »Kennen Sie einen Mann namens Charles Bahri, Signore Föllmer?« Commissario Toscanelli hatte sich entschieden, auf den Überraschungseffekt zu setzen.
    Der Deutsche schaute ihn selbstbewusst an. Seine Augen signalisierten, dass er die Wahrheit sagen wollte, doch er kam nicht dazu.
    »Ja, er kennt ihn!« Die Worte von Yvonne Steimer hallten wie Schüsse durch den Raum.
    Commissario Toscanelli und sein Assistent Pietro schauten verwundert auf. Sie verstanden nicht, warum sie geantwortet hatte.
    Aber Peter wusste es: Yvonne wollte sich rächen. Sie war maßlos eifersüchtig. Sie wollte ihm wehtun. Oder vielleicht hatte sich so auch nur die unerträgliche Anspannung entladen. Die Geschehnisse der letzten Tage überforderten sie.
    Mit zittriger Stimme stotterte sie auf Italienisch: »Er kennt den Mönch schon seit Jahren. Bevor wir nach Venedig kamen, war er in Ägypten. Dort wollte er sich mit Bahri in dessen Haus am Roten Meer treffen. Aber der Mönch war nicht da. Stattdessen wäre Peter beinahe umgebracht worden. Vielleicht sogar von diesem Mann da auf dem Foto. Und heute oder morgen hätten wir Charles Bahri in einem Kloster treffen sollen. Es geht um diese Karte.«
    Peter war wütend, beherrschte sich jedoch. Noch während er sprach, ahnte er, dass die Zwischenfälle der letzten 24 Stunden nicht ohne Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Yvonne und ihm bleiben würden.
    »Ja, es stimmt, was sie sagt.« Er presste die Worte kaum hörbar hervor. »Es geht um diese Karte und um Informationen über ein frühes Christenreich in Ostafrika. Doch nichts davon wäre ein Grund, Charles umzubringen. Hier geht es um mehr. Allerdings weiß ich nicht, worum. Ich weiß nur, dass mir alles, was derzeit geschieht, grenzenlos Angst macht. Ich habe damit nichts zu tun. Aber die Konsequenzen überfordern mich.«
    Seine letzten Worte waren kaum mehr hörbar gewesen. Yvonne wusste, dass diese Sätze auch an sie gerichtet waren. Sie hatte abermals einen Fehler begangen. Einen großen Fehler. Sie schaute Peter in die Augen. Seine Augen verrieten, dass er aufgebracht und traurig war. Doch da lag noch etwas anderes in seinem Blick. Etwas, das sie bei Peter noch nie gesehen hatte.

5.
     
    C arlo Ponti war missmutig.
    »Viel Arbeit für nichts«, fluchte er vor sich hin, steckte den Untersuchungsbericht in einen Umschlag und verließ sein Büro. Die ganze Nacht hindurch hatten er und seine Mitarbeiter der Kriminaltechnischen Abteilung im Polizeipräsidium von Venedig versucht, der Karte, die der Tote von San Francesco del Deserto im Mund hatte, ihr Geheimnis zu entlocken. Sonderlich erfolgreich waren sie nicht gewesen. Das Papier war zu lange dem ätzenden Erbrochenen ausgesetzt gewesen. Selbst mit modernsten Techniken waren Teile der Karte nicht mehr sichtbar zu machen. Nachdem das Blatt gereinigt und geglättet worden war, ließen sich nur mit viel Fantasie die Umrisse von Kontinenten erahnen. Die Schriftfragmente ergaben keinen Sinn. Einige der Schriftzeichen waren überhaupt keiner gängigen Sprache zuzuordnen. So gesehen, war die Arbeit von drei erfahrenen Kriminaltechnikern umsonst gewesen. Enttäuscht ging Carlo durch die langen Flure des Polizeipräsidiums zum Büro von Commissario Toscanelli, um seinen Bericht abzugeben.
    Im Büro seines Kollegen aus Mailand saßen eine Frau und ein Mann. Carlo Ponti hatte nicht den Eindruck, dass es sich um Verdächtige oder gar Festgenommene handelte. Commissario Toscanelli wirkte allerdings sehr angespannt. Die Frau mit den blonden Haaren schien wütend zu sein. Der etwa 45-jährige, auffällig braungebrannte Mann neben ihr war sichtlich nervös. »Ciao, Commissario«, grüßte er knapp, »ich habe hier den Bericht über den Toten. War nicht besonders erfolgreich, unsere Arbeit. Das Blatt Papier war schon sehr zersetzt. Was wir noch herausgefunden haben, steht im Bericht. Ist nicht sonderlich viel. Warum der arme Kerl Kerzen gefressen hat, konnten wir beim besten Willen nicht klären.«
    Commissario Toscanelli hatte seinem Kollegen von der Kriminaltechnik nicht wirklich zugehört. Seine Gedanken kreisten um die Frage, was dieser

Weitere Kostenlose Bücher