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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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dem Mann, den wir suchen. Wie ich schon mit Bedauern zum Ausdruck brachte, hat er wirklich eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihnen. Was unsere Leute zu diesem peinlichen Zugriff veranlasst hat, war die Tatsache, dass Sie ebenso wie der Verdächtige Jeans und ein blaues Hemd getragen haben. Und, das vermuten wir, dass der Täter sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenfalls in einem Hotel nahe der Piazzale Roma aufgehalten hat – also irgendwo in der Nähe des Hotels, in dem Sie und Ihre Begleiterin wohnen. Das sind viele Gemeinsamkeiten, deshalb bitte ich nochmals um Ihr Verständnis, dass es zu dieser Verwechslung kam. Ich möchte mich auch nochmals entschuldigen, dass – « Peter unterbrach den Kommissar mit einem Handzeichen und richtete sich langsam auf. Er hatte einen ungewöhnlich angespannten Gesichtsausdruck, als er nach seiner Digitalkamera griff und auf Commissario Toscanelli zuging. Er atmete sehr schnell, suchte nach Worten: »I think… ich denke, ja, doch, ich bin mir fast sicher!« Er blickte von dem Display der Kamera auf und schaute verlegen zu Yvonne. Abermals atmete er tief durch: »Ich denke, ich habe ein Foto von dem Mann, den Sie suchen!«
    Im Raum herrschte plötzlich angespannte Stille. Yvonne schaute ungläubig zwischen Peter und dem Commissario hin und her. Ihr Blick blieb an Peters Augen haften. Sie kannte diesen Blick, wusste aber nicht, was er zu bedeuten hatte. Ihr Freund sprach plötzlich sehr leise, sehr konzentriert, dabei wirkte er verlegen.
    »Als wir auf dem Canal Grande entlangfuhren, habe ich einige Fotos gemacht…« Peter räusperte sich und vermied jeglichen Augenkontakt mit Yvonne, »… dann sah ich eine ungewöhnlich hübsche Afrikanerin auf dem Boot. Ich habe sie durch den Sucher meiner Kamera hindurch lange beobachtet. Und ich habe sie auch fotografiert. Mehrmals.«
    Yvonne erstarrte. Warum Peter das erzählte, wusste sie nicht. Aber sie fühlte, wie maßlose Eifersucht in ihr aufwallte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. Also doch, dachte sie. Er hat sie begehrt! Ja, das hat er. Er hat nur so getan, als fotografiere er die Paläste entlang des Kanals. In Wirklichkeit hat er diese Afrikanerin heimlich beobachtet, ihren reizvollen Körper mit seinen Blicken abgetastet. Und er hat sie fotografiert. Warum hat er sie fotografiert? Peters Worte unterbrachen ihre Gedanken. »Während ich diese Afrikanerin durch die Kamera hindurch beobachtete, fiel mir im Hintergrund ein Mann auf, der irgendwie arabische Gesichtszüge hatte. Er stand vielleicht fünf Meter von der Frau entfernt. Zuerst dachte ich, er gehöre vielleicht zu ihr, weil sie auch arabische Gesichtszüge hatte. Doch dann merkte ich, wie unangenehm es dem Mann offensichtlich war, dass ich mit meiner Kamera in seine Richtung fotografierte. Er hat sich umgedreht. Ich sah sein blaues Hemd nur noch von hinten. Doch er ist auf zwei der Fotos drauf.«
    Commissario Toscanelli hatte das Gefühl, noch nie in seinem Leben so perplex dreingeschaut zu haben. Das war ja unglaublich.
    »Zeigen Sie her!«, schoss es aus seinem Mund. Zusammen mit seinem Kollegen Pietro schritt er hastig auf den Deutschen zu. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie dessen Freundin plötzlich sehr wütend aussah. Er konnte sich nicht erklären, warum. Hektisch drängte er sich am Schreibtisch vorbei. Der Deutsche hielt die Kamera in der Hand. Commissario Toscanelli stierte auf das große Display.
    Das Bild war gestochen scharf. Vor dem Hintergrund der Palazzi zeigte es eine sehr attraktive dunkelhäutige Frau, die unzweifelhaft kokett in die Kamera blickte. Plötzlich verstand er, warum diese Yvonne Steimer ihren Freund die ganze Zeit so entgeistert anstarrte. Ja, sie wusste, dass da auf dem Boot etwas geschehen war. Und er, Commissario Toscanelli, ahnte, um was es ging.
    »Wahnsinn!«, riss er sich selbst aus seinen Gedanken heraus. »Absoluter Wahnsinn, Signore Föllmer.«
    Er beugte sich näher über die Kamera und fixierte einen Mann, der, ein wenig verdeckt durch eine Wand, nur wenige Meter hinter der Afrikanerin stand. Der etwa 45-jährige Mann, bekleidet mit einem blauen, kurzärmligen Hemd, hatte kurze, krause Haare und einen auffällig braun-schwarzen Teint. Und doch war er anscheinend kein Afrikaner. Dafür war seine Nase zu schmal und zu dünn. Die Stirn war auffällig hoch. Aber er war auch kein Araber. Der Commissario atmete hektisch ein und aus. Er konnte die Augen des Mannes deutlich sehen. Er hatte genug Lebens- wie auch

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