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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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mit Wagners Mutter? Wie haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Auf einer Reise durch Bayern begegnete ich einer Frau namens Johanna Pätz – Wagners Mutter. Ich habe mich augenblicklich in sie vernarrt und sie wusste sofort, dass ich ihr nachstellen würde. Doch mehr noch, sie schien zu wissen, wer ich wirklich war, und das führte zu einer heimlichen Romanze und einem Kind. Als ihr Mann starb, übernahm ich die Rolle des Ehemannes und Vaters für den Jungen.«
    »Eine Zeit lang«, sagte Marisa.
    »Ja, eine Zeit lang. Ich bin ihm über die Jahre immer näher gekommen und habe ihn am Ende schließlich wirklich kennen gelernt – aber eher als ein netter Bekannter denn als sein Vater. Nachdem er gestorben war, blieb ich noch über ein Jahrzehnt in jener Gegend. Es sollte jedoch über ein Jahrhundert dauern, bis ich etwas über die Mutter meines einzigen Kindes erfuhr, das mir buchstäblich die Augen öffnete. Ich fand heraus, was ich hätte tun können, um Wagner zu retten, doch dieses Wissen kam um ein Jahrhundert zu spät.«
    »Was hätten Sie tun können?«
    »Eins nach dem anderen«, erwiderte Maddox. »Ich glaube, wir müssen die Dinge in der richtigen Reihenfolge erzählen, wenn wir entwirren wollen, was hier vor sich geht.«
    »Bitte«, wandte er sich an Galen, »fahren Sie mit Ihrem Bericht fort. Ich werde Ihre Geschichte ergänzen, wenn es mir angebracht erscheint.«
    »Also gut«, stimmte Galen zu.
     

     
    »Ursprünglich wollte Wagner München zum Zentrum seiner Musik machen. Am Ende des Jahres 1865 wurde ihm jedoch der direkte Kontakt zu Ludwig II. verwehrt, und er richtete seine Aufmerksamkeit von München auf Nürnberg, das ihm für die Aufführung der Meistersänger und seiner anderen Opern besonders geeignet erschien. Allerdings verwarf er Nürnberg, als er von Hans Richter erfuhr, dass es in Bayreuth ein ausgezeichnetes Opernhaus gäbe. Als es um die Frage zukünftiger Aufführungen ging, entschied sich Wagner daher für Bayreuth. 1864 hatte er aufgrund von Geldnöten die Aufführungsrechte für alle zukünftigen Opern an Ludwig II. verkauft. Der enthusiastische Wagnerverehrer Ludwig wollte Wagners Musik so oft wie möglich in München hören und sorgte schließlich dafür, dass Das Rheingold am zweiundzwanzigsten September 1869 in dieser Stadt uraufgeführt wurde – gegen Wagners Willen.«
    »Warum hatte Wagner etwas dagegen?«
    »Wegen des neuen Quellenmaterials«, sagte Maddox und Galen nickte zustimmend. »Eine Aufführung des Rheingolds, die starkes öffentliches Interesse weckte und noch dazu von Ludwig befürwortet wurde, machte es ihm beinahe unmöglich, eine Überarbeitung der Oper zu rechtfertigen.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Marisa.
    »Und das war längst noch nicht alles«, fuhr Galen fort. »Die Walküre näherte sich ebenfalls der Vollendung, und Ludwig wünschte, dass sie so bald wie möglich aufgeführt wurde. Zur gleichen Zeit wuchs jedoch Wagners Interesse an Bayreuth. München wurde seinem Vorhaben nicht mehr länger gerecht. 1870 weckte ein Zeitungsbericht über Bayreuth Wagners Aufmerksamkeit. In ihm wurde der Gedanke geäußert, der Ring könne im berühmten Opernhaus des Städtchens aufgeführt werden.«
    »Kein Wunder, dass Wagner etwas gegen die Aufführung seiner Werke in München hatte.«
    »In der Tat. Er schrieb eiligst einen Brief an Ludwigs Sekretär Lorenz von Düfflipp, in dem er sich auf Ludwigs Versprechen berief, er könne die Ring- Tetralogie nach seinen eigenen Wünschen aufführen. Der Brief sollte vergebens sein. Die Walküre wurde 1871 in der Münchner Hofoper uraufgeführt. Auf dem Weg nach Berlin stattete Wagner Bayreuth einen Besuch ab, um sich davon zu überzeugen, dass die Stadt seinen Ansprüchen genügen würde. Leider erwies sich das berühmte barocke Opernhaus in technischer Hinsicht als veraltet und konnte für Wagners Werke nicht benutzt werden, deren Bühnendekorationen eine umfangreiche Ausstattung erforderten. Er kam zu dem Schluss, dass in der Stadt ein vollkommen neues Opernhaus gebaut werden musste. Am zweiundzwanzigsten Mai 1872 wurde auf einer Anhöhe in der Nähe von Bayreuth der Grundstein gelegt. Wagner wurde jedoch bald klar, dass das Musikfestival noch nicht im darauf folgenden Jahr veranstaltet werden konnte. Es fehlte weiterhin an Geld. Außerdem musste der Bauplan des Opernhauses erneut überarbeitet und der letzte Teil der Tetralogie – Die Götterdämmerung – orchestriert werden. Das Festival konnte also frühestens

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