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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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hatten den gleichen Ursprung wie jene Mythologie, die buchstäblich älter ist als die Schrift selbst und die er in einem Buch in einem Kloster in Tibet entdeckt hatte – die Ur-Edda.«
     

     
    »Der Komponist Wagner ist mit Rubens verglichen worden…«
    »Dem Maler?«, fragte Marisa.
    »Ja«, erwiderte Galen. »Die beiden hatten eine Menge gemeinsam: die gleiche Meisterschaft im Umgang mit ihrem Material, die gleichen gigantischen Proportionen selbst der kleinsten Dinge. Wagner glaubte, mit der Ur-Edda einen Text gefunden zu haben, der seinem Streben nach großen Leistungen und künstlerischer Weiterentwicklung angemessen war.«
    »Darin war Wagner auch Victor Hugo sehr ähnlich«, fügte Doktor Syntax hinzu, »nicht nur was das Talent anbelangte, sondern auch in seiner enormen Ichbezogenheit. Victor Hugo hielt sich für den besten Dichter seiner Zeit und gab sich große Mühe, die Franzosen davon zu überzeugen. Wagner war vom gleichen Wahnsinn besessen.«
    »Würden Sie dem zustimmen?«, wandte sich Marisa an Galen.
    Galen schürzte die Lippen und nickte. »Wagner war mit Sicherheit besessen. Es ging ihm jedoch um mehr, nicht nur um das Streben nach irdischem Ruhm. Er glaubte fest daran, dass er auf einen Text gestoßen war, mit dem er die Welt verändern konnte.«
    »Es steht außer Frage, dass Rubens ein begnadeter Maler gewesen ist, Victor Hugo ein hervorragender Dichter und Wagner ein großer Musiker«, sagte Doktor Syntax. »Aber das war doch wohl eine Anmaßung, die an Blasphemie grenzte.«
    »Wagner war ein Genie«, sagte Marisa.
    »Zweifellos«, stimmte Galen zu. »Er war ein Genie. Die unvollendete Überarbeitung des Ring des Nibelungen zeigte jedoch mehr als Genie, sie trug das Zeichen des Göttlichen.«
    »Das hat man von Beethoven auch behauptet«, sagte Marisa.
    »Ein guter Vergleich, wenn auch in einem anderen Sinne«, sagte Galen. »Beethoven verlieh dem Orchester die Macht, die Sprache der Seele zu sprechen, bei Wagner sprach das Orchester zu den Sinnen. Beethovens Musik war spirituell, Wagners materiell. Doch in der Inszenierung der Musik übertraf er selbst noch den Meister.«
    »Aber«, warf Marisa ein, »wenn Wagner dieses Konzept entwickelt hat, noch bevor er in den Besitz der Edda gelangt war, muss es dafür eine andere Quelle gegeben haben – vielleicht etwas, das ihm bereits in die Wiege gelegt war.«
    »Sie sind gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt«, ertönte eine Stimme aus dem Korridor, die sie alle erschrocken hochfahren ließ. »Man könnte sogar sagen, dass es ihm nicht nur angeboren war, sondern gottgegeben.«
    Mit einem Lächeln betrat Maddox den Raum.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich bin kein verrückter Atlantide, sondern nur ein etwas griesgrämiger Jude.«
    »Herr Maddox – wie sind Sie aus ihrem Zimmer gekommen?«, fragte Marisa, die heftig blinzelte und zu dem Direktor hinübersah. »Ich bin sicher, dass ich die Tür verriegelt habe.«
    »Das haben Sie auch«, erwiderte Maddox fröhlich. »Aber wenn man über zweitausend Jahre alt ist, hat man einiges von der Welt gesehen. In einem meiner früheren Berufe bin ich Schlosser gewesen.«
    Er grinste breit und ließ den Schließmechanismus zu Boden fallen. In die Seite war der Name und das Logo des Herstellers eingestanzt: Mad Dogs Schließanlagen.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Doktor Syntax.
    »Nun ja, die Tatsachen sprechen für sich«, wandte Galen ein.
    »Davon abgesehen«, sagte Marisa resigniert, »kann er wohl kaum eine größere Gefahr darstellen, als das, was dort draußen lauert – und selbst wenn, lohnt es sich nicht darüber nachzudenken, da ihn Schlösser offenbar nicht aufhalten.«
    »Sie sprechen also über Wagner, ja?«, sagte Maddox.
    »Woher wussten Sie das?«
    »Wir befinden uns in einem Turm. Der Klang wird nach oben getragen. Ich konnte beinahe ihr ganzes Gespräch mitverfolgen, und ich glaube, mir wird langsam klar, warum man mich hierher gebracht hat. Es handelt sich hier nicht um eine neue Verschwörung – sie ist mindestens zweihundert Jahre alt, wenn nicht sogar noch älter. Und was ich heute gehörthabe, hat einige Fragen beantwortet, die mich schon seit Jahrzehnten beschäftigen.«
    »Hunderttausend Höllenhunde«, murmelte Doktor Syntax leise. »Die ganze Sache löst sich komplett in Wohlgefallen auf.«
    »Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?«, fragte Galen.
    »Nun, ich war immer der Meinung, ich sei derjenige, der nicht ins Bild passt«, sagte Maddox. »Sie und die Magier

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