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Die Verschollenen

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Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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sie sich verzweifelt und zitternd aneinanderklammerten. Einige saßen schweigend da. Ein paar beteten. Andere weinten. Dann riss der Sturm einen Teil des Daches ab, der sofort davonflog. Die Wände schwankten bedrohlich. Doch trotz des Schadens hielt die Konstruktion, und der Unterstand brach nicht zusammen, obwohl er ziemlich wackelig war. Stuart überlegte, ob er den verängstigten Kandidaten zu ihren Baukünsten gratulieren sollte, aber es war sinnlos, zu reden. Der heulende Wind übertönte alles. Durch die Löcher im Dach drang der Regen ein und durchweichte die zusammengekauerten Kandidaten.
    Als der Sturm losbrach, hatte Stuart vorgeschlagen, sich in den kleinen, wetterfesten Lagerschuppen zu flüchten, aber dieser Plan wurde hinfällig, als ein Baum darauffiel und das Dach und eine Wand einriss. Stattdessen hatten sie sich für den Unterstand im Camp entschieden.
    Er sah sich in dem provisorischen Gebäude um.
Becka hockte zwischen Jerry und Troy und umklammerte die Hände der beiden. Die Männer schien das nicht zu stören. Eigentlich schienen sie es kaum wahrzunehmen. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf den schrecklichen Sturm konzentriert. Troy klapperte mit den Zähnen und wirkte noch elender und genervter als sonst. Von der geliebten Kappe des Mechanikers lief das Wasser herunter. Becka betete leise das Vater Unser, was Stuart zwar nicht hören, aber von ihren Lippen ablesen konnte. Pauline klammerte sich an Jeff, und im Gegensatz zu Jerry und Troy schien Jeff das sehr wohl zu bemerken. Er starrte immer wieder auf Paulines Dekolleté und fasste »zufällig« an ihr Bikinihöschen. Doch bei jedem Donner oder Blitzschlag zuckte er zusammen und löste sich erschrocken von ihr. Das war das erste Mal, dass Stuart bei diesem Mann etwas anderes als Selbstbewusstsein oder Stärke beobachtete. Stefan saß auf Paulines anderer Seite und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Seine Augen waren geschlossen. Raul hockte in der Ecke und versuchte, dem Regen auszuweichen, der durch die Löcher im verbliebenen Rest des Daches drang.
    Der Wind riss einige Palmwedel aus dem Dach und ließ sie auf Stuart fallen. Der stieß einen überraschten Schrei aus, streifte die nassen Blätter ab und warf sie auf den schlammigen Boden. Die anderen starrten ihn an - außer Stefan, der immer noch die
Augen geschlossen hielt -, sagten aber nichts. Ihnen war ebenfalls klar, dass jeder Versuch, etwas zu sagen, sinnlos war.
    Stuart tastete nach seinem Satellitentelefon und holte es hervor. Überrascht stellte er fest, dass er immer noch Empfang hatte, trotz des heftigen Sturms. Er überlegte kurz, auf dem Schiff anzurufen, entschied sich dann aber dagegen. Vielleicht konnten sie ihn sogar verstehen, aber er würde ihre Antworten nicht hören können. Und was konnte er schon berichten? Dass sie durchnässt waren, froren und alles scheiße war? Es gab keine Verletzten. Alle waren in Sicherheit.
    Zumindest hoffte er das. Er machte sich Sorgen, weil Sal und Richard noch nicht zurück waren, und mehr noch wegen Mark und Jesse. Die beiden hätten das Interview mit Matthew beenden und schon vor Stunden zurück sein sollen. Es konnte immerhin möglich sein, dass Sal und Richard und die anderen da draußen durch den Sturm liefen, aber die beiden Crewmitglieder arbeiteten schon lange bei Castaways, und sowohl Mark als auch Jesse hätte so schlau sein müssen, sofort ins Camp zurückzukehren, als das Wetter die ersten Zeichen eines Umschwungs zeigte. Sie waren bei Dreharbeiten in China dabei gewesen, als sie von einem Monsun erwischt wurden, und auf den Philippinen, während eines Tornados. Beide wussten, was in solchen Situationen alles passieren konnte, und keiner der beiden war leichtsinnig.
Dennoch saß er jetzt hier im Camp, und von den beiden fehlte jede Spur.
    Wo steckten sie bloß?
    Stuart starrte auf den Pfad und versuchte, sie durch reine Willenskraft herbeizuzaubern.
    Ein Blitz tauchte den Dschungel in grelles weißes Licht. Stuart zuckte zusammen. Er glaubte, eine Bewegung in den Schatten zu sehen. Dann kehrte die Finsternis zurück.
    Er legte eine Hand um den Mund: »Ich glaube, ich habe etwas gesehen!«
    Jerry, der am dichtesten bei ihm saß, formte mit den Lippen eine Frage: »Was?«
    Stuart beugte sich zu ihm und brüllte Wort für Wort: »Ich … glaube … ich … habe … etwas … gesehen!«
    Jerry runzelte fragend die Stirn, und Stuart deutete in den Dschungel hinaus. Als der nächste Blitz kam, spähten beide ins

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