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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Unterholz, aber da war nichts. Außer den Bäumen und Pflanzen, die von dem heulenden Wind hin und her gerissen wurden, rührte sich nichts.
    »Da draußen ist nichts«, rief Jerry. Er musste es zweimal wiederholen, bevor Stuart verstanden hatte.
    Ein weiterer Teil des Daches riss ab. Regen strömte in den Unterstand. Pauline schrie so laut, dass es trotz des Sturms zu hören war. Sie rückten alle in Rauls Ecke und drängten sich kauernd zusammen. Mit jeder Minute verwandelte sich der Boden mehr
und mehr in eine schlammige Brühe. Troy nahm die durchweichte Kappe ab und wrang sie aus. Dann setzte er sie wieder auf und zuckte resigniert mit den Schultern. Von der Spitze seiner Hakennase tropfte das Wasser.
    Stuart hockte sich neben Jeff und Pauline. Er rutschte im Matsch aus und wäre beinahe auf sie gefallen, konnte sich aber im letzten Moment halten. Wieder starrte er in den Dschungel hinaus und dachte an seine verschollenen Kollegen. Er fühlte sich hilflos und ängstlich, und mit jedem Donnerschlag verstärkte sich seine Panik. Sie konnten verletzt sein - oder Schlimmeres. Vom Blitz erschlagen. Unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt. Oder sie hatten sich in der Dunkelheit verlaufen und waren von einer Klippe gestürzt. Von einer tobenden Welle aufs Meer rausgezogen worden. Es gab unendlich viele Möglichkeiten, und sein Verstand schien sich einen Spaß daraus zu machen, eine mögliche Katastrophe nach der anderen heraufzubeschwören.
    Stuart hatte nicht viele Freunde. Er hatte keine Zeit dafür. Er hatte nicht einmal ein Haustier. Seine Arbeit war gleichzeitig sein Sozialleben, und sobald eine Staffel fertig war, wurde es Zeit, mit der nächsten anzufangen. Er war ständig unterwegs, immer auf dem Weg zum nächsten Drehort, und seine kleine, vollgestopfte Kabine auf dem Schiff war für ihn mehr ein Zuhause als seine Wohnung
in Binghamton oder das teure Apartment in Los Angeles.
    Mark und Jesse waren seine Freunde - oder zumindest das, was Freunden in seinem Leben am nächsten kam. Auf jeden Fall gute Bekannte. Er machte sich Gedanken um sie und ihr Wohlergehen. Und jetzt waren sie irgendwo dort draußen, verloren in diesem Sturm, zusammen mit den sechs fehlenden Kandidaten: Roberta, Matthew, Sal, Richard, Ryan und Shonette. Die Kandidaten konnten sich natürlich auch verlaufen haben oder verletzt sein, und das wäre durchaus tragisch. Aber Mark und Jesse waren seine Freunde. Sollte ihnen etwas passiert sein, würde er es sich nie verzeihen, sie ausgesucht zu haben, mit ihm auf der Insel zu bleiben, während alle anderen zum Schiff zurückkehren durften.
    Das war richtig übel. Jeder Kandidat bei Castaways musste einen Haufen Verzichtserklärungen und juristische Formblätter unterschreiben, und sie kannten alle das Risiko, das eine Teilnahme an der Show beinhaltete. Und auch wenn der Sender nicht einmal im Falle ihres Todes rechtlich belangt werden konnte, wäre es ein PR-Albtraum, wenn die sechs wirklich verletzt wären. Es musste etwas unternommen werden. Man musste nach ihnen suchen, und vor allen Dingen nach Mark und Jesse.
    Er sah sich im Unterstand um. Wenn einer der Kandidaten sich um seine Mitspieler Sorgen machte,
war es ihm jedenfalls nicht anzusehen. Sie wirkten allesamt verängstigt, aber Stuart ging davon aus, dass sie sich mehr um sich selbst sorgten als um andere. Dieses Spiel brachte das Schlimmste an den Menschen zum Vorschein, und nachdem er in unzähligen Staffeln das abgründigste menschliche Verhalten dokumentiert hatte, war er ziemlich zynisch geworden.
    Nein. Wenn hier jemand etwas unternehmen sollte, musste er das selber in die Hand nehmen.
    Er dachte wieder an das Satellitentelefon, schob es dann aber zurück in seine Tasche. Er stand auf und ging gebückt durch den Matsch zum Eingang des Unterstands. Die anderen hoben überrascht die Köpfe und beobachteten ihn. Jerry und Becka wollten aufstehen, doch Stuart signalisierte ihnen, sich wieder hinzusetzen.
    »Ich … bin … gleich … zurück«, rief er so laut wie möglich und betonte die Worte überdeutlich, damit man sie von seinen Lippen ablesen konnte. »Bleibt … hier!«
    Jerry wollte protestieren, aber Stuart schnitt ihm mit einer abwehrenden Geste das Wort ab. Dann zog er den Kopf ein und kämpfte sich in den Sturm hinaus. Der Wind traf ihn mit voller Wucht und drängte ihn sofort wieder ein paar Schritte zurück. Zähneknirschend stemmte Stuart die Füße in den Boden und schob sich erneut vorwärts. Es fühlte sich an, als

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