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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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sicher, dass du das tun willst?«

    Raul drehte sich zu ihm um. »Wovon redet er da, Stefan?«
    Troy grinste siegessicher. »Als ihr heute Nachmittag weg wart, um Feuerholz zu sammeln, hat dein Freund hier -«
    Das Heulen erklang erneut, diesmal näher. Es wurde von mehreren Seiten beantwortet.
    »Okay«, keuchte Becka. »Vielleicht sollten wir besser alle hier bleiben, bis die anderen zurückkommen oder Hilfe eintrifft.«
    »Schaut mal …«
    Jeff zeigte in die Dunkelheit. Die anderen drehten sich in die gewiesene Richtung. Ein Paar gelbe Augen starrte sie an. Sie blinzelten, dann tauchten sie wieder auf. Dann erschien ein zweites Augenpaar. Und noch eines. Dann sechs weitere. Dann ein Dutzend.
    Irgendwo in der dampfenden Finsternis knurrte etwas.
    »Was zur Hölle?«, brüllte Troy.
    Pauline schrie. Raul und Jeff wichen langsam vom Eingang zurück, als die Augen näher kamen und das Knurren lauter wurde.
    »Was ist das für ein Gestank?«, murmelte Stefan. Jerry stürzte in den hinteren Teil des Unterstands und wühlte hektisch in den wenigen Habseligkeiten, die in der Dunkelheit lagen. Alles war durchnässt, und es war schwierig, irgendwas zu finden. Dann schloss sich seine Hand um die vertraute Plastikhülle
einer Taschenlampe. Er fragte sich, wo die plötzlich herkam, doch dann fiel ihm wieder ein, dass Vaughn, ein Kandidat, der bereits ausgeschieden war, sie als Luxusgegenstand mitgebracht hatte. Anscheinend hatte er vergessen, sie wieder mitzunehmen, und sie hatte die ganze Zeit zwischen den anderen Sachen im Unterstand herumgelegen. Jerry schaltete sie ein und richtete den kräftigen Strahl in die Dunkelheit.
    Er erstarrte.
    Ein Dutzend Gestalten - es konnten auch mehr sein - stand im Camp. Die meisten von ihnen waren klein, gerade mal einen Meter zwanzig groß, ein paar vielleicht einen Meter fünfzig. Sie gingen aufrecht und waren mit einem dichten, lockigen Fell bedeckt, das alle Farbtöne von Braun bis Schwarz aufwies. Ihre Köpfe hatten die Form von kleinen Melonen, die Ohren waren spitz und die Stirnpartien stark gewölbt. Das Auffälligste jedoch war der kräftige, im Vergleich zum Rest des Gesichts überproportional große Unterkiefer. Ihre Füße hingegen waren winzig, mit dicken, runden Fersen und langen Zehen, an deren Spitzen Krallen saßen. Die Hände waren ebenso geformt, und an jedem der zehn langen Finger befand sich eine gebogene schwarze Kralle. Einige von ihnen wiesen auffällige Deformierungen auf - zusätzliche Finger, verkrüppelte Gliedmaßen oder verwachsene Nasen.
    Einen kurzen Augenblick vor ihrem Angriff kam
Jerry der Gedanke, dass er hier einer Rasse von Kryptiden gegenüberstand - einer bislang unentdeckten Art von Primaten oder vielleicht sogar einem Missing Link. Ihm fielen die Geschichten über die Insel wieder ein, und der Amateurkryptozoologe in Jerry war fasziniert, auch wenn er am liebsten geflohen wäre. Er richtete den Lichtstrahl direkt auf die leuchtenden Augen einer Kreatur, woraufhin diese zurückwich und Zähne fletschte, die von Mutter Natur eindeutig zum Verzehr von Fleisch entwickelt worden waren.
    »Mach das aus«, befahl Jeff. »Mach es aus, bevor sie …«
    Die affenartigen Wesen griffen an. Sie sprangen alle gleichzeitig auf den beschädigten Unterstand zu. Die Kandidaten liefen auseinander. Jeff und Raul rannten durch den Eingang nach draußen und sprangen seitlich weg. Pauline hetzte hinter ihnen her. Becka und Troy zogen sich an die Rückwand des Unterstands zurück und kauerten sich neben Jerry. Stefan duckte sich und rührte sich nicht von der Stelle.
    »Mach die verdammte Taschenlampe aus«, flüsterte Troy.
    Jerry gehorchte. Es spielte sowieso keine Rolle. In diesem Moment war der Sturm so weit abgezogen, dass die Wolkendecke aufriss, und das fahle Mondlicht fiel auf die Verwüstungen, die der Wirbelsturm zurückgelassen hatte - und auf das Gemetzel, das nun folgte.

    Zwei der Kreaturen stürzten sich auf Raul und drückten ihn durch ihr Gewicht zu Boden. Die anderen sahen nur herumwirbelnde Arme und Beine - sowohl menschliche als auch andere. Dann schrie Raul auf, der unter dem Haufen verschwand wie ein Quarterback in einem besonders grausamen Footballmatch.
    Jeffs Rückzug wurde unterbrochen, als ihm eines der Monster in den Weg sprang. Das Wesen klapperte provozierend mit seinen Krallen, und Jeff wich zurück - direkt in die Arme eines zweiten Monsters. Es schlang die Arme um seinen Oberkörper und fixierte so seine Hände an seinen Seiten. Jeff war

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