Die Verschollenen
wahrscheinlich besser, irgendwo abzuwarten, statt zu versuchen, hierher zurückzukommen. Besonders, wenn jemand von ihnen verletzt ist.«
»Ein Grund mehr, sich auf die Suche nach ihnen zu machen«, bekräftigte Jerry.
»Das würde ich nicht tun.«
»Und warum nicht, Stefan?«
»Weil ihr dann, wenn der Sturm zurückkehrt - und das wird er mit Sicherheit - ebenfalls da draußen festsitzt.«
»Stimmt«, pflichtete Pauline ihm bei. »Und was wäre, wenn sie zurückkommen, während ihr weg seid, und Ivan dann wieder zuschlägt? Dann müssen wir uns wieder um euch Sorgen machen.«
Raul spähte in den Dschungel hinaus. »Tja, ihr könnt gern hierbleiben, wenn ihr wollt, aber ich werde es versuchen. Es ist das einzig Richtige. Wenn ich da draußen wäre, würde ich darauf hoffen, dass mich jemand findet. Kommt jemand mit?«
»Ich«, sagte Jerry sofort.
Troy stand auf und rückte seine Kappe zurecht.
»Scheiß drauf. Ich komme auch mit. Alles ist besser als hier mit Stefan rumzuhocken.«
Stefan warf ihm eine Kusshand zu und setzte sich wieder hin. Troy erwiderte die Geste mit einem bestimmten Finger.
»Ich bleibe hier«, verkündete Pauline. »Ich bin auch so schon nass genug.«
Jerry fragte sich, ob dieser Kommentar wieder eine ihrer sexuellen Anspielungen sein sollte. Falls ja, schluckte niemand den Köder. Sie alle hatten andere Sorgen.
Er stupste Becka mit dem Arm an. »Kommst du hier für eine Weile alleine klar?«
Sie lächelte. »Ich bin okay, geh ruhig. Raul hat Recht. Aber es ist lieb, dass du fragst. Kommt einfach heile wieder, okay?«
»Versprochen.«
Und dann beugte sie sich plötzlich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Es passierte so schnell, dass Jerry sich daran erinnern musste, es sich nicht lediglich eingebildet zu haben. Ihre Lippen waren weich und warm, und ihr Atem kitzelte ihn am Ohr. Als sie sich wieder zurücklehnte, spürte er den Kuss immer noch. Das war die einzige Stelle an seinem Körper, die sich sauber anfühlte.
»H-hey«, stammelte er.
Becka wurde rot und wandte sich hastig ab.
»Nur als Glücksbringer«, murmelte sie. »Und als Dankeschön.«
»Wofür?«
Sie sah ihm fest in die Augen. »Weil du auf mich aufgepasst hast - dich um mich gekümmert hast. Das bedeutet mir eine Menge. Bis heute Morgen hatte ich gedacht, ich sei stark. Dann kamen mir während der Challenge erste Zweifel, und ich war kurz davor, aufzugeben. Es war ein langer Tag, und ich weiß nicht, wie ich ihn ohne dich überstanden hätte. Bei dir fühle ich mich sicher, und ich weiß einfach, dass mir nichts passieren kann, solange du da bist.«
Jerry wollte etwas erwidern, aber ein langes, jaulendes Heulen schnitt ihm das Wort ab.
»Was zur Hölle war das?«, rief Troy.
»Ruhe«, zischte Jeff. »Hört mal.«
Das Heulen setzte sich fort und wurde von einem zweiten beantwortet. Dann verstummten beide, und es war wieder still. Der Regen tröpfelte jetzt nur noch sanft vor sich hin. Selbst der Donner war verschwunden.
»Was zur Hölle war das?«, fragte Troy noch einmal.
»Keine Ahnung«, gab Jeff zu.
»Das sind die vom Sender«, vermutete Raul. »Die wollen uns einen Streich spielen. Wir sind wegen des Sturms sowieso schon ziemlich mitgenommen. Wahrscheinlich halten sie das für eine gute Gelegenheit, uns noch ein bisschen fertiger zu machen.«
»Nein«, widersprach Jerry, »das ergibt keinen Sinn. Wenn sie uns einen Streich spielen, würden sie das filmen wollen. Wo sind die Kameras?«
»Okay«, gab Raul nach. »Aber wenn die es nicht sind, wer oder was dann?«
»Ich glaube schon, dass hier irgendjemand Mist macht. Ich glaube nur nicht, dass es jemand von der Crew ist.«
Raul runzelte nachdenklich die Stirn. »Richard oder Sal?«
»Vielleicht. Oder Ryan, oder eines von den Mädchen. Vielleicht sogar Matthew.«
Pauline lachte. »Wisst ihr, bis gerade eben hatte ich den völlig vergessen.«
»Deshalb ist er so ein gerissener Konkurrent«, stellte Stefan fest. »Er hält sich im Hintergrund. Wünschen wir uns nicht alle, Troy würde es auch so halten?«
Der drahtige Mechaniker wirbelte herum und stampfte auf den Waliser zu.
»Das reicht, Arschloch. Scheiß auf die Kameras, scheiß auf das Spiel, und scheiß auf dich. Du und ich werden das jetzt klären.«
Stefan stand lustlos auf. »Ich glaube, du brauchst ein wenig Nachhilfe.«
»Und ich glaube, Raul und die anderen sollten erfahren, was du gesagt hast, als sie nicht da waren.«
Stefan hob zweifelnd eine Augenbraue. »Bist du dir
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