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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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jeder, der ihn von dort aus angreifen wollte, würde erst das freie Gebiet überqueren müssen, so dass er früh genug gewarnt wäre, um eine angemessene Verteidigung vorzubereiten.
    Er rieb sich die kalten Arme und versuchte, die Durchblutung anzuregen. Während er aufjedes Geräusch aus dem Dschungel lauschte, nur für den Fall, dass eine der Kreaturen zurückkehrte, durchsuchte Stefan das Chaos nach irgendetwas, das ihm nützlich sein konnte. Etwas, das ihm dabei helfen konnte, den Weg von hier bis zum Strand zu überleben. Er fand nichts. Die Wucht des Wirbelsturms Ivan und der Angriff der Affenwesen hatten das Camp in ein Riesenchaos aus abgerissenen Ästen, umgestürzten Bäumen und klebrigem Matsch verwandelt. Das Feuer war erloschen, und die Steine der Feuerstelle lagen verstreut herum oder waren verschwunden.
Ihre gesamte Ausrüstung war weg oder beschädigt, ebenso ihre mageren Essensvorräte.
    »Verdammter Mist. Nicht mal ein Reiskorn übrig.«
    Er fand einen blutigen Fetzen von Rauls Hemd und benutzte ihn dazu, sich letzte Schlammreste aus dem Gesicht zu wischen. Dann hielt er stirnrunzelnd inne.
    »Tja, das war wohl nicht besonders clever, oder? Sich mit einem schmutzigen Stück Stoff den Schlamm abzuwischen? Ich muss besser aufpassen.«
    Stefan ging zu dem Pfad, der zum Strand führte. Er ging langsam und konzentrierte sich voll auf seine Umgebung, um jedes Geräusch und jede Bewegung wahrzunehmen. Er hatte keine Möglichkeit, herauszufinden, wie viele dieser Wesen auf der Insel lebten, aber er schätzte, dass es insgesamt nicht sehr viele sein konnten. Wenn man berücksichtigte, was sie mit den Leichen seiner Mitkandidaten angestellt hatten, waren sie wohl Fleischfresser - vielleicht auch Allesfresser. Doch wenn Fleisch auf ihrem Speiseplan stand, gab es hier wohl kaum genug Wild, um eine große Anzahl der Wesen zu ernähren, überlegte Stefan. Und auch wenn die Wesen, die das Camp angegriffen hatten, wild und stark gewesen waren, hatten sie trotzdem unterernährt und zottelig gewirkt. Doch egal, ob die Bevölkerung der Insel ein Dutzend oder einhundert dieser Wesen umfasste, Stefan hatte vor, ihnen wenn möglich aus dem
Weg zu gehen. Es spielte keine Rolle, wie zahlreich sie waren, er wäre auf jeden Fall in der Unterzahl.
    Neben diesen Monstern wollte er auch seinen Mitkandidaten ausweichen, falls er jemandem begegnen sollte, der noch am Leben war. Stefan rechnete nach und zählte sie an den Fingern ab, während er durch die Dunkelheit ging und sich einen Weg durch die umgestürzten Bäume und die platt gedrückte Vegetation suchte, die den Pfad bedeckte. Raul und Jeff waren ganz offensichtlich tot. Das hatte er mit eigenen Augen gesehen. Pauline und Becka waren entführt worden; er wusste zwar nicht genau, zu welchem Zweck, aber sie waren sicher aus dem Rennen. Jerry und Troy waren in die andere Richtung verschwunden. Entweder hatten die Kreaturen sie eingeholt, oder sie waren entkommen. Das konnte Stefan nicht wissen, doch er beschloss, sie zu den Lebenden zu zählen, bis er etwas Gegenteiliges erfuhr. Und der Rest - Richard, Sal, Shonette, Roberta, Ryan, Matthew und die drei verschwundenen Crewmitglieder -, sie waren ebenfalls eine unbekannte Größe. Es gab zu viele Variablen, um ihr Schicksal erfolgreich zu bestimmen. Sie konnten im Sturm verletzt worden sein und jetzt in irgendeinem provisorischen Lager hocken. Oder sie waren den Kreaturen zum Opfer gefallen.
    Im Idealfall waren sie alle tot. Natürlich wäre das tragisch. Immerhin war er kein Monster. Er hätte Mitleid mit ihren Familien. Doch wenn die anderen
Kandidaten alle dahingeschieden wären, würde er automatisch das Preisgeld kassieren. Immerhin wäre er dann der Letzte auf der Insel - zumindest der letzte Lebende. Stefan wusste nicht, ob es hierfür einen Präzedenzfall gab, doch sobald er wieder auf dem Festland wäre, würde er einfach damit drohen, alles, was hier passiert war, an die Medien weiterzugeben. Das würde den Sender sicherlich davon überzeugen, ihn großzügig für alles zu entschädigen, was vorgefallen war.
    Er grinste, und seine makellosen Zahnkronen blitzten in der Dunkelheit auf. Vielleicht würde er auch das Preisgeld übergehen und lieber gleich sein Glück mit einem Prozess versuchen. Immerhin waren seine Schmerzen und sein Leid wesentlich mehr wert als eine schnöde Million. Ja, wenn es ihm gelang, bei klarem Verstand zu bleiben und es lebend von dieser Insel zu schaffen, würde er reicher sein, als er es

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