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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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haben keine Chance gegen uns.«
    Sie suchten den Randbereich des Camps ab und leuchteten so lange über den Boden, bis sie eine Spur fanden, die in den Dschungel führte. Es ließ sich unmöglich feststellen, wie viele Kreaturen in diese
Richtung gegangen waren, aber als sie die angrenzenden Pflanzen untersuchten, stellten sie fest, dass sie zerdrückt und plattgetrampelt waren.
    »Das kommt nicht vom Sturm«, stellte Troy fest. »Sieht ganz so aus, als hätten wir eine verdammte Spur.«
    Jerry antwortete nicht. Er nahm die Taschenlampe in die eine Hand, den Speer in die andere und folgte den Fußspuren. Troy ging direkt hinter ihm. Während sie liefen, kehrten Jerrys Gedanken zu dem unerwarteten Kuss von Becka zurück.
    Bei dir fühle ich mich sicher, hatte sie gesagt, und ich weiß einfach, dass mir nichts passieren kann, solange du da bist.
    »Halt durch, Becka«, flüsterte Jerry. »Wir kommen und holen dich. Halt einfach nur durch.«

ACHTZEHN
    B ecka wurde von schluchzenden Schreien geweckt, und einen Moment lang war sie nicht sicher, ob es ihre eigenen waren. Sie klangen seltsam, verzerrt und irgendwie gedämpft, als würden sie wie ein Echo zurückgeworfen. Sie versuchte zu sprechen, aber ihre Zunge und ihr Mund waren völlig ausgetrocknet. Stöhnend tastete Becka ihr Gesicht ab und zuckte zusammen. Schmerz schoss wie ein Blitz durch ihren Körper. Ihre Muskeln brannten, und ihr Gesicht war heiß und geschwollen. Wange und Lippen waren aufgequollen.
    Dann kehrten die Erinnerungen zurück. Während des Marsches durch die Dunkelheit hatte sie ein paarmal versucht zu fliehen und war dafür von ihren Entführern geschlagen worden. Sie erinnerte sich ganz deutlich daran, wie eine der Kreaturen ihr eine brutale Ohrfeige verpasst hatte, während Pauline einfach zugesehen und schlaff über der Schulter eines anderen Monsters gehangen hatte. Becka hatte sie angeschrien, ihr zu helfen, sich gleich ihr zu wehren - aber Pauline hatte nur die Augen zugemacht und sich weggedreht, während
Becka so lange verprügelt wurde, bis sie das Bewusstsein verlor.
    Ihre Gedanken wanderten zu Jerry. Sie hoffte, dass er okay war.
    Becka lag ganz still, schloss die Augen und wartete, bis der Schmerz so weit nachließ, dass er wieder erträglich war. Langsam aber sicher kehrten ihre Sinne zurück, einer nach dem anderen. Sie lag auf dem Rücken, auf einem harten, unebenen Untergrund. Fühlte sich an wie Stein. Die Schreie - von wem auch immer sie stammten - wurden schriller und lauter. Sie blendete sie aus und konzentrierte sich stattdessen auf die anderen Geräusche - Grunzen, Schnauben, Brummen und schnell aufeinanderfolgende Knurrlaute, die einer primitiven Sprache ähnelten. Außerdem hörte sie das unverwechselbare Knistern von Flammen und das leise Knacken von feuchtem Holz in Feuer. Überlagert wurden all diese Geräusche von feuchten, schmatzenden Fresslauten.
    Sie sog die Luft ein und musste würgen. Eine betäubende, ätzende Mischung aus Holzrauch, Moder, Feuchtigkeit und dem grauenhaften, widerlichen Gestank ihrer Entführer stieg ihr in die Nase. Hier schienen ihre Ausdünstungen noch schlimmer zu sein als im Camp und die gesamte Umgebung durchdrungen zu haben.
    Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sofort begannen sie zu tränen und zu brennen. Sie versuchte, das zu ignorieren, und sah sich um. Sie befand sich in einer
Höhle. Es war ziemlich dunkel, aber ein flackerndes Glühen trieb die Schatten in die Spalten und Erker. Soweit sie es erkennen konnte, hielt sich keine der Kreaturen in direkter Nähe auf. Also hob sie vorsichtig den Kopf an und sah sich genauer um.
    Sie lag in einer offenen Nische, die auf eine Art Felsvorsprung hinausging. Von der Haupthöhle unten zweigten einige Tunnel ab. Manche gingen bergab und führten in vielen Windungen tiefer in die Erde hinein. Andere stiegen an und brachten einen wahrscheinlich zur Oberfläche. Stalaktiten und Stalagmiten - sie konnte sich nie merken, welche welche waren - waren in der unterirdischen Landschaft verstreut. Einige von ihnen waren nur noch abgebrochene Stümpfe. Anscheinend waren sie bei früheren Kämpfen oder Erschütterungen in Mitleidenschaft gezogen worden. Andere schienen Tausende von Jahren alt zu sein. Ein Teil der Wände war mit Zeichnungen bedeckt, doch Becka konnte nicht erkennen, was sie darstellten. Die Decke der Kammer war mindestens sechs Meter hoch und spitzte sich in der Mitte zu einem natürlich geschaffenen Abzugsloch zu. Sie starrte darauf und

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