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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Blick aber weiter auf das Gemetzel in der Hauptkammer gerichtet. Als sie mit dem Rücken gegen die Höhlenwand stieß, drehte sie den Kopf nach links. Versteckt hinter einem besonders großen Felsblock hockte Shonette. Sie war nackt und blutete aus Dutzenden von Kratzwunden. Die meisten waren oberflächlich, aber eine war tief und sah übel aus. Das Fleisch rundherum war bereits angeschwollen, ein erstes Zeichen einer Infektion. Shonette drückte sich an die Wand, ihre Hände waren in ihren Haaren vergraben und zerrten daran. Sie schien es nicht zu bemerken. Ihre Augen waren weit aufgerissen und glänzten.
    »Shonette …« Becka schob sich näher an sie heran und legte ihr einen Arm um die Schultern. Ihr fiel auf, dass Shonettes Pupillen stark geweitet waren. Ihr Hinterkopf schien geschwollen, und in ihren Haaren klebte Blut. Zwischen ihren Beinen klebte noch mehr Blut am Höhlenboden. Shonette schauderte und zuckte heftig zusammen, als Becka sie berührte, doch sie rückte nicht von ihr ab.
    »Bist du okay?«, fragte Becka wieder. »Bist du verletzt?«
    »Ich …«
    »Ist schon gut. Rede einfach nur mit mir.«
    »Mein Kopf. Ich habe mir den Kopf angehauen … irgendwie.«
    »Was ist hier los? Was haben sie mit dir gemacht?«

    Shonette zeigte mit dem Kopf in Richtung Haupthöhle. »Das … dasselbe, was sie gerade mit Pauline machen.«
    »Pauline? Ist sie okay? Wo …«
    Das Schluchzen ertönte wieder, dann verwandelte es sich plötzlich in einen schrillen Schrei. Er wurde abrupt unterbrochen, als Fleisch auf Fleisch schlug - ein harter, klatschender Schlag.
    »Sie haben mich vergewaltigt«, sagte Shonette ruhig, so als würde sie über irgendwas Triviales wie das Wetter oder das Fernsehprogramm sprechen. Ihre Stimme wurde gelassen. Friedlich. »Sie haben mich vergewaltigt, und jetzt vergewaltigen sie sie. Und ich schätze mal, du wirst die Nächste sein.«
    Becka wollte etwas erwidern, aber die erdrückende Angst hatte ihre Stimme gestohlen. Sie brachte nur ein kurzes, ersticktes Schluchzen hervor.
    »Sie sind weniger hart zu dir, wenn du dich ruhig verhältst und dich nicht bewegst«, erklärte Shonette. »Nicht so wie die Männer daheim. Diese Dinger scheinen es zu mögen, wenn die Frau einfach nur daliegt wie ein toter Fisch. Ich wünschte nur, ich hätte das gewusst, bevor sie bei mir angefangen haben. Denk dran, wenn du an der Reihe bist. Verhalt dich ruhig und wehr dich nicht. Oh, und halt besser den Atem an. Sie stinken wie die Pest. Wahrscheinlich halten sie nicht viel vom Duschen oder Baden. Durch den Sturm sind sie jedenfalls nicht viel sauberer geworden. Vielleicht könnten wir Roland ja dazu
überreden, uns als Preis bei der nächsten Challenge Seife und Shampoo zu geben.«
    Sie kicherte leise, und dieses Geräusch war für Becka noch beängstigender als die Szenen in der Höhle.
    Pauline schrie erneut, und Becka zuckte zusammen, als sie den Schlag hörte. Es folgte ein Brüllen, dann eine Reihe von Grunzlauten und eine Art Hecheln. Becka schloss die Augen, holte tief Luft und dachte an Jerry.
    Bitte, lass es ihm gut gehen, betete sie. Bitte, komm und hol uns …
    Shonette neben ihr regte sich stöhnend. Ein dünner Blutfaden tropfte aus ihrem Mundwinkel über die geschwollenen, blutigen Lippen.
    »Hat es sonst noch jemand geschafft?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Becka. »Jerry und Troy - Ich glaubte, die konnten fliehen.«
    »Gut für sie. Vielleicht holen sie Hilfe.«
    »Vielleicht«, meinte Becka zustimmend. Doch sie hatte nicht mehr viel Hoffnung.
    Sie haben mich zurückgelassen, dachte sie. Sie sind geflohen und haben zugelassen, dass diese Monster mich hierher schleppen. Wie sollen sie uns jetzt überhaupt noch finden?
    »Was ist mit Stefan? Den habe ich in dem bunten Haufen da draußen nicht gesehen.«
    Becka runzelte irritiert die Stirn. Bisher hatte sie Shonette noch nie so abgebrüht und gleichgültig
erlebt. Sie fragte sich, wie stabil der Geisteszustand ihrer Mitkandidatin noch war, nach allem, was sie durchgemacht hatte.
    »Ich weiß nicht, was mit Stefan passiert ist«, antwortete sie schließlich. »Was ist mit Roberta? Sie ist nicht ins Camp zurückgekommen. Hast du sie gesehen?«
    Ohne ihre Haare loszulassen, schüttelte Shonette den Kopf. »Nein, sie ist nicht hier. Vielleicht konnte sie auch fliehen.«
    »Oder sie haben sie umgebracht.«
    »Falls es so ist, hatte sie Glück. Wenn du mich fragst, hat sie das Spiel gewonnen. Schon scheiße, der Letzte auf der Insel zu

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