Die Verschollenen
locker.
»Zurück, verdammt noch mal!«
»Jerry, was passiert da unten?«
»Keine Zeit für Erklärungen. Hör mir jetzt gut zu. Könnt ihr laufen?«
Nach einer kurzen Pause rief Becka: »Ich glaube schon.«
»Dann kommt hier runter. Und beeilt euch! Ich weiß nicht, wie lange ich sie noch zurückhalten kann. Sie sind gerade ziemlich sauer auf mich.«
Jerry spürte, wie die Panik erneut in ihm aufstieg. Er holte tief Luft und beobachtete die Weibchen, die ihn umkreisten.
»So etwas nennen wir einen großen Showdown.« Seine Stimme brach.
Der Stamm schien seine Angst zu spüren, denn sie wurden wieder mutiger, schlugen mit ihren Krallen durch die Luft und gestikulierten bedrohlich. Die Mutter der Geisel schnappte nach ihm, wobei ihr der Speichel aus dem Maul tropfte. Sie streckte einen Arm nach ihrem Kind aus. Der quengelnde Kleine griff in ihre Richtung, aber Jerry riss ihn zurück.
»Bleib ruhig. Das alles ist bald vorbei. Beeilt euch, Becka!«
Er war nicht sicher, ob sie ihn gehört hatte, denn sie antwortete nicht.
»Becka?«
Sein Schrei dröhnte durch die Höhle. Die einzige Antwort gaben die Monster. Sie schoben sich auf ihn zu, und als er ihnen diesmal befahl, Abstand zu halten, ignorierten sie ihn.
»Ist er es wirklich?«, fragte Shonette.
Becka nickte und versuchte, Pauline dazu zu bringen, sich aufzusetzen.
»Hilf mir, sie auf die Beine zu stellen, Shonette.«
»Komm schon, Pauline. Die Kavallerie ist da. Zeit, zu gehen.«
Pauline schlug die Augen auf, sah sie an und schüttelte den Kopf. Sie wollte sich wieder hinlegen, doch Becka zog sie hoch.
»Pauline«, drängte Becka. »Wir müssen gehen. Du kannst nicht bleiben.«
»Doch, kann ich«, nuschelte sie. »Geht ruhig, ihr zwei. Ich werde einfach die Augen schließen und in einen langen, tiefen Schlaf fallen.«
»Von wegen«, schnaubte Shonette. »Steh auf. Sofort!«
Pauline ignorierte die beiden. »Wenn ich schlafe, kann ich nichts spüren. Ich denke nicht. Ich fühle nicht. Das ist schön.«
Jerrys Stimme schallte von unten herauf.
Er drängte Becka, sich zu beeilen.
Becka legte sich Paulines linken Arm über die Schulter und bedeutete Shonette, den rechten zu greifen. Shonette befolgte die Anweisung, und gemeinsam gelang es ihnen, die Frau trotz ihrer Proteste anzuheben. Sie mussten sie zwischen sich aufrecht halten. Pauline hing wie ein nasser Sack in ihren Armen. Sie war völlig schlaff und weigerte sich, ihre Beine zu benutzen.
Jerry schrie wieder: »Becka?«
»Pauline«, flehte Becka, »du musst mithelfen. Jerry kann nicht ewig da unten bleiben. Wir müssen gehen. Bitte!«
»Werdet ihr zwei mich in Frieden lassen, wenn ich jetzt mithelfe?«
»Ja«, fauchte Shonette. »Verdammt, ja. Wenn du dann deinen Arsch in Bewegung setzt, verspreche ich dir meinetwegen auch, nie wieder ein Wort mit dir zu reden. Und jetzt lasst uns gehen.«
Sie schlurften mühsam zur Kante des Simses, wobei sie den Großteil von Paulines Gewicht schleppten. Sie ging humpelnd zwischen ihnen, und ihr Kopf hing so tief, dass ihr Kinn über ihre blutverschmierte Brust streifte.
Von unten drang ein vielstimmiger Schrei zu ihnen herauf. Es klang, als würden die Kreaturen immer wütender. Becka hörte zwischen dem Knurren und Fauchen Jerrys Stimme. Sie war um einiges höher als sonst. Er klang völlig verängstigt.
»Jerry! Wir kommen!«
»Beeilt euch. Sie werden langsam böse.«
Sie liefen schnell zur Kante des Felsvorsprungs und spähten hinunter. Jerry stand in der Nähe des Haupttunnels. Er hatte eines der Jungen als Geisel genommen und hielt es vor sich. Der Großteil des Stammes war verschwunden, nur die Weibchen, die Jungen und ein paar gebrechliche Alte waren noch da. Die wütenden Mütter hatten ihn von drei Seiten eingekreist und schoben sich immer dichter an ihn heran.
»Da drüben.« Shonette zeigte auf eine zerbrechlich wirkende Leiter, die über die Kante des Simses ragte. Schnell liefen sie hinüber. Der Fuß der Leiter stand auf einem Geröllhaufen.
»Das sieht nicht besonders stabil aus«, meinte Shonette zweifelnd.
»Entweder Leiter oder Springen«, stellte Becka fest. »Aber wie sollen wir zwischen denen durchkommen? Jerry ist auf der anderen Seite der Höhle.«
Shonette ließ Pauline los, die dadurch noch weiter in sich zusammensackte.
»Steh auf«, befahl Shonette ihr. »Jetzt musst du deinen Anteil leisten.«
»Was hast du vor?«, fragte Becka.
»Wartet hier auf mich.«
Sie rannte über das Sims und verschwand in ihrem
Weitere Kostenlose Bücher