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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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über ihren jüngeren Bruder Cedric ab, der auf seinem kleinen Schiff, der Betty Grable , während der berühmten Evakuierung der alliierten Truppen über den Ärmelkanal segelte. »Bei seiner Rückkehr war er nicht mehr derselbe«, erzählte sie. »Er hat zu stricken angefangen und ist der Kommunistischen Partei beigetreten.« Offenbar reichten diese
beiden Aktivitäten aus, um ihn aus dem Schoß der Familie Wormington zu verbannen. »Ich habe ihm immer heimlich geschrieben«, sagte sie. »Und zum Geburtstag hab ich ihm Strickmuster geschickt.« William und Glenn kleben anlässlich des Jahrestags der Evakuierung am Fernseher, in der Hoffnung, in einem der vielen Berichte Cedric auf seiner Betty Grable zu entdecken.

Sonntag, 4. Juni
    Meine Mutter kam vorbei, um bei Mrs Wormington und den Jungs zu bleiben, während ich meinen Vater im Krankenhaus besuchte. Seine ursprünglichen Verletzungen heilen gut, aber er leidet immer noch unter der Infektion, die er sich im Krankenhaus geholt hat. Wie es aussieht, hat sein Körper auf den Großteil der starken Antibiotika nicht angesprochen, die man ihm verabreicht hat. Was mein Vater zum Anlass für Prahlereien nimmt – im Stil von »kein Antibiotikum der Welt kann es mit George Mole aufnehmen«.
    Tania hat sich alle Mühe gegeben, ihn zu einem neuen Mann der Mittelschicht zu machen, aber ich fürchte, das ist vergebliche Liebesmüh. Seit dem Gartenpagodenunfall ist er in seine alten Angewohnheiten zurückverfallen: Jeden Morgen wird ihm die Sun von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Women’s Voluntary Service ans Bett gebracht, und aus dem computergenerierten Menüformular sucht er sich unfehlbar die schwer verdaulichen Nahrungsmittel aus. Auch das Vorlesen erbaulicher Literatur hat Tania aufgegeben, seit er am Ende von Die Möwe Jonathan laut lachen musste.

    Als ich nach Hause kam, fand ich eine tröstliche Szene generationenübergreifender Harmonie vor: Mrs Wormington, meine Mutter, Glenn und William saßen im Kreis und reichten den Nissenkamm von einem zum anderen. William hat wieder einmal Kopfläuse in unser Heim gebracht.
     
    Iwan Braithwaite kam meine Mutter abholen. Bei ihm wurde kürzlich das Angebotsübersättigungssyndrom diagnostiziert, nachdem er im Supermarkt vor dem Waschpulverregal zusammengebrochen war. Eine Überwachungskamera filmte sein absonderliches Verhalten – volle zwanzig Minuten lang lief er auf und ab und kritzelte Berechnungen auf einen Block. Dann kniete er sich neben die Persil Ökotabs und brach in Tränen aus. Als meine Mutter schließlich erschien, um ihn abzuholen, saß er hungrig und durstig im Büro des Marktleiters. Man hatte ihm zwar Tee und Kaffee sowie Ingwerplätzchen und Haferkekse angeboten, aber selbstredend war er nicht in der Lage gewesen, sich zu entscheiden.
    Zwar mag ich den Mann nicht, aber sein Leiden kann ich nachempfinden. Ich bekomme selbst ein Pochen in den Schläfen, wenn ich mich zwischen Hunderten von Shampoosorten entscheiden soll.

Montag, 5. Juni
    Habe an Der Schweinestall gearbeitet, meinem neuen Roman. Seit der Trennung von Pamela Pigg schreibe ich besser denn je. Hat P. Pig mich in irgendeiner Weise blockiert?

Dienstag, 6. Juni
    Während die Jungs in der Schule waren und Mrs Wormington sich von einer hausierenden Fußpflegerin behandeln ließ, schrieb ich über eine Seite an Der Schweinestall . Sollte ich meinem Schweinehelden einen Namen geben oder sollte das Schwein symbolisch für die Menschheit in all ihrer Mühsal stehen? Ich brauche literarischen Rat von einem Lektor.
    22:00 Uhr. Habe gerade im Internet nach Lektoren gesucht und stieß auf den Lektor des Jahres …
    An: Penguin Books, Kensington
     
    Sehr geehrte Louise Moore,
    herzlichen Glückwunsch zu Ihrer renommierten Auszeichnung. Mein Name ist Adrian Mole, ich bin ein Vollzeitbetreuer und Teilzeitautor und -dramatiker (bislang unveröffentlicht und nicht aufgeführt). Derzeit arbeite ich an einem Bewusstseinsstrom-Roman aus der Sicht eines Schweins. Damit habe ich mir keine leichte Aufgabe gestellt – denn ich bin natürlich selbst kein Schwein und habe keine Ahnung, was diese Tiere so den lieben langen Tag denken. Darf ich Sie aufsuchen? Damit verbleibe ich, verehrte Dame, Ihr bescheidener und ergebener Diener,
    Adrian Mole

Donnerstag, 8. Juni
    Arthur Askey Way
     
    Ich stecke in einem schweren Dilemma. Aus Mrs Wormingtons Daily Express fiel heute eine Beilage. Ein glänzendes buntes DIN-A6-Blatt mit der Überschrift

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