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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Kom von einem der Friedenshüter hätten, könnten wir den Störsender dann abstellen?«
    »Wenn wir eins hätten, ja«, sagte Uliar. »In die Geräte ist eine Kommandofrequenz eingebaut, die es gestattet, sich mit anderen Friedenshütern und dem Steuersystem in Verbindung zu setzen.«
    »Wissen Sie, wie man das Gerät benutzt?«
    »Selbstverständlich«, knurrte der Direktor. »Ich habe meine Zeit als Friedenshüter abgeleistet.«
    »Nur dass das nächste Kom zehn Meter entfernt ist«, warf Tarkosa ein. »Wollen Sie vielleicht eins der Tiere überreden, es Ihnen zu bringen?«
    »Nein.« Jinzler sah Evlyn an. »Nicht eins der Tiere.«
    Das Mädchen erwiderte seinen Blick, und zum ersten Mal, seit er ihr begegnet war, sah er Angst in ihren Augen. »Nein«, flüsterte sie. »Ich kann das nicht.«
    »Doch, du kannst«, sagte Jinzler mit fester Stimme. »Du musst es tun.«
    »Nein!«, rief Rosemari aufgeregt. »Sie haben gehört, was Sie gesagt hat. Sie kann es nicht.«
    »Kann was nicht?«, fragte Uliar plötzlich wachsam.
    »Sie hat nichts Besonderes an sich«, erklärte Rosemari nachdrücklich und mit einem warnenden Seitenblick zu Jinzler.
    »Doch«, sagte Jinzler ebenso entschlossen. »Sie wissen das ebenso gut wie ich. Rosemari, es ist unsere einzige Chance.«
    »Nein!«, fauchte Rosemari und drückte ihre Tochter fest an sich.
    »Ich hatte also Recht«, murmelte Uliar.
    Rosemari fuhr zu ihm herum. »Lassen Sie sie in Ruhe!«, zischte sie mit zitternder Stimme. »Sie werden sie nicht nach Drei schicken, damit sie dort stirbt. Das werden Sie nicht tun! «
    »Wollen Sie sich etwa dem Gesetz widersetzen?«, donnerte Uliar.
    »Sie hat nichts getan !«, rief Rosemari. »Wie können Sie sie verdammen, wenn sie nichts getan hat?«
    »Sie ist eine Jedi !«, knurrte Tarkosa. »Das ist alles, was das Gesetz verlangt.«
    »Dann ist das Gesetz idiotisch«, sagte Jinzler.
    Die drei Überlebenden starrten ihn wütend an. »Halten Sie sich raus, Fremder«, befahl Tarkosa ihm. »Was wissen Sie denn schon über uns und über das, was wir durchgemacht haben?«
    »Ist das der Grund, Ihren Kindern ihr Geburtsrecht zu verweigern?«, fragte Jinzler wütend. »Sie davon abzuhalten, die Talente zu entwickeln, mit denen sie geboren wurden? Ist das Ihre Ausrede – etwas, was vor fünfzig Jahren geschehen ist? Bevor sie auch nur auf der Welt waren?«
    »Nein«, sagte Evlyn mit flehentlicher Miene und tränenfeuchten Augen. »Bitte, Botschafter, ich will das nicht tun. Ich will keine Jedi sein.«
    Jinzler schüttelte den Kopf. »Dir bleibt nichts anderes übrig«, sagte er leise. »Niemand von uns kann wählen, mit welchen Talenten und Fähigkeiten wir geboren werden. Wir haben nur die Wahl, ob wir diese Gaben nutzen, um zu leben, zu wachsen und zu dienen, oder ob wir sie begraben und versuchen, so zu tun, als hätte es sie nie gegeben.«
    Verlegen verlagerte er das Gewicht in dem engen Raum und griff nach der Hand des Mädchens. Sie zitterte, und ihre Haut war eiskalt. »Du kannst die Macht nutzen, Evlyn«, sagte er. »Das ist eine der größten und seltensten Gaben, die jemand erhalten kann. Du kannst sie nicht einfach wegwerfen.«
    Sie blickte zu ihm auf und blinzelte die Tränen weg. Ihr Gesicht war so angespannt, sah er, und dennoch so beherrscht …
    Und plötzlich war es, als wäre er wieder vier Jahre alt und schaute von weitem zum ersten Mal in die Augen seiner Schwester Lorana. Er sah das Misstrauen und die Unsicherheit in ihrem Gesicht, als sie sich abwandte; spürte, wie er mit Verwirrung und Ablehnung reagierte, weil sie immer noch so eindeutig einen besonderen Platz im Herzen seiner Eltern einnahm.
    Aber war das wirklich so klar, wie er immer gedacht hatte?
    Er spürte, wie er Evlyns Hand fester packte, als Erinnerungen, die er jahrelang von sich geschoben hatte, auf ihn eindrangen und seine sorgfältig konstruierten Ansichten über sich selbst und sein Leben wegwischten. Ein Bild seiner Mutter, die ihn für eine beinahe perfekte Beurteilung in der vierten Stufe lobte. Ein anderes Bild, diesmal sein Vater, wie er ihm ein Kompliment für seinen Einfallsreichtum machte, als sie zusammenarbeiteten, um einen Teil des Holobetrachters der Familie neu zu verdrahten. Mehr Bilder – Dutzende von ihnen –, die alle zeigten, dass seine lange gehegte Überzeugung, er sei von seinen Eltern vernachlässigt worden, einfach falsch gewesen war.
    Nein, nicht nur falsch, sondern eine vollständige Lüge. Eine Lüge, die er selbst geschaffen und

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