Die Verschollenen
imperialen Sturmtruppen sollten inzwischen alle tot sein – unsere Sabotage der Turbolift-Kabinen, in denen sie festsaßen, wird dieses Problem gelöst haben. Wer sonst ist noch da, um uns aufzuhalten?«
»Wir« , knurrte Uliar. »Wir haben uns seit fünfzig Jahren auf Ärger vorbereitet. Sie glauben, wir können es nicht mit Ihnen aufnehmen?«
»Ich bezweifle es«, sagte Bearsh. »Und wahrscheinlich werden wir es auch nicht herausfinden. Da Ihre Störsender immer noch aktiv sind, werden Sie Ihre jämmerliche kleine Kolonie nicht einmal zum Angriff rufen können. Und bis sie begreifen, was hier los ist, sind wir schon lange weg.« Er lächelte. »Und Sie befinden sich auf dem Weg zu einem dunklen, eisigen Tod.«
Er griff nach unten und schüttelte sein Gewand. Leises Klatschen erklang, als etwas aufs Deck fiel. »Ein kleines Geschenk für die Überlebenden des Extragalaktischen Flugprojekts«, sagte er. »Wir haben schon einige an den Turbolifts benutzt; diese hier sollten mit dem Bereich in unmittelbare Nähe fertig werden.«
Stirnrunzelnd drehte Jinzler den Kopf zur Seite und drückte die Wange gegen den Stuhl über sich, um über den Tisch hinwegschauen zu können. Ein halbes Dutzend schnurähnlicher Geschöpfe wanden sich auf dem Deck und krochen nun auf die Wände zu.
Er hielt den Atem an. »Leitungskriecher.«
»Sehr gut, Botschafter«, sagte Bearsh anerkennend. »Ich habe Ihnen immerhin versprochen, dass Sie in Kälte und Dunkelheit sterben werden, oder?«
»Was sind Leitungskriecher?«, fragte Uliar.
»Sie sind wie Kabelwürmer«, sagte Jinzler und spürte, dass sein Magen sich zusammenzog. »Nur schlimmer. Bearsh hat ein paar in die Steuerungsleitungen auf der Chaf Envoy geraten lassen und damit beinahe alles lahmgelegt.« Er zog die Brauen hoch. »Das waren doch Sie, oder?«
»Wir werden noch eine Weile hier unterwegs sein und den Rest unserer kleinen Freunde verteilen, um die Wirkung zu vergrößern«, sagte Bearsh zu Uliar und ignorierte die Frage. »Danach überlassen wir Sie Ihrem Schicksal.«
»Es ist nicht nötig, diese Leute zu töten oder ihnen ihr Heim zu nehmen, Bearsh«, meldete sich Formbi zu Wort. Seine Stimme war tödlich ruhig, und man hörte ihm die Schmerzen, die er wegen seines zerfetzten Arms haben musste, kaum an. »Wenn Sie die Chaf Envoy wollen, nehmen Sie sie sich.«
Bearsh schnaubte. »Sie unterschätzen uns, Aristocra. Wir haben Größeres im Sinn als ein schlichtes Diplomatenschiff der Chiss.«
Er deutete auf die Wolvkils. »Und da ich gerade von Beute spreche – wir werden unsere vierbeinigen Freunde hier lassen, um dafür zu sorgen, dass Sie sich ruhig verhalten, bis wir fertig sind. Sie haben wohl festgestellt, wie schwer sie umzubringen sind. Wenn nicht, oder wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie einen schnelleren Tod als den wünschen, dem wir Sie überlassen, werden diese drei hier die Übung zweifellos genießen.«
»Bearsh …«, begann Formbi erneut.
Aber Bearsh wandte ihnen nur den Rücken zu und ging. Jinzler spähte wieder durch die Stühle und sah, wie die anderen Geroons ihm folgten, wobei die beiden unverletzten den dritten stützten. Die Tür ging auf, und Bearsh warf einen kurzen Blick in den Flur. Einen Augenblick später waren sie draußen, und die Tür schloss sich hinter ihnen.
Jinzler wandte die Aufmerksamkeit den drei verbliebenen Wolvkils zu. Sie gingen nun umher, putzten sich weiter und schnupperten hin und wieder an ihren Opfern. Aber es war klar, dass sie auch die Gefangenen hinter ihrer Barriere im Auge behielten.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Rosemari mit zitternder Stimme. »Was wollen sie von uns?«
Uliar seufzte. »Rache, Ausbilderin«, sagte er. »Rache für echte und eingebildete Verbrechen.«
»Welche Verbrechen?«, fragte Rosemari. »Was haben wir den Geroons je angetan?«
»Den Geroons haben wir nichts getan«, sagte Uliar bitter. »Das ist das Problem.«
Jinzler drehte sich um und starrte ihn an.
»Was?«
»Wussten Sie das nicht, Botschafter?«, fauchte Uliar mit finsterem Blick, als er an Rosemari vorbeischaute. »Bearsh und seine Freunde sind keine Geroons. Sie sind Vagaari.«
19
Jinzler sah den Direktor blinzelnd an, während Bilder von ihrer Reise auf dem Schiff der Chiss durch seinen Kopf zuckten. Wie konnte Uliar auch nur daran denken , dass diese quälend bescheidenen Mitreisenden Angehörige einer Spezies von Piraten und Sklavenhaltern sein konnten?
Aber noch während sich die Frage in seinem Kopf
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