Die Verschollenen
so lange wiederholt hatte, bis er sie selbst ehrlich glaubte. Eine Lüge, die er aus einem Grund geschaffen hatte, und nur aus einem einzigen Grund.
Eifersucht.
Er hatte Lorana nicht gehasst, das erkannte er jetzt. Er hatte einfach gehasst, was aus ihr geworden war, denn es war, wonach er sich gesehnt hatte, was er aber nie erreichen konnte.
Er schloss die Augen. So einfach … und er hatte den größten Teil seines Lebens gebraucht, um endlich die Wahrheit zu erkennen.
Oder vielleicht hatte er einfach so lange gebraucht, um es vor sich selbst zugeben zu können. Vielleicht hatte er es tief drinnen immer gewusst.
Er öffnete die Augen, und als er das tat, verschwand das Bild von Lorana im Nebel der Erinnerung, und er saß wieder in einem ruinierten Sternenschiff hinter einer Behelfsbarriere und hielt die Hand eines kleinen Mädchens.
Er wandte sich Uliar zu. »Sie hat die Kraft der Jedi, Direktor Uliar«, sagte er. »Die wird sie immer haben. Sie sollten sich geehrt fühlen, sie zu kennen.«
Der Blick des Direktors bohrte sich in ihn wie hungrige Durabetonschnecken. Aber etwas in Jinzlers Miene hielt ihn offenbar davon ab zu widersprechen. Er schnaubte nur verächtlich und wandte sich ab, ohne etwas gesagt zu haben.
Nun sah Jinzler Tarkosa und Keely an und forderte sie schweigend zu Protesten heraus. Aber was immer Uliar gesehen hatte, sie sahen es ebenfalls. Keiner von ihnen sagte ein Wort.
Und schließlich wandte er sich Rosemari zu. »Es gibt noch etwas«, sagte er. »Sie braucht die Anerkennung der Menschen, die sie liebt. Und noch wichtiger: Sie hat sie verdient!«
Rosemari schluckte angestrengt. Es gefiel ihr nicht – das wurde mehr als klar aus den Linien, die in ihr Gesicht gemeißelt waren. Aber unter der Angst und dem Schmerz konnte er etwas von der gleichen Zähigkeit erkennen, an die er sich von seiner eigenen Mutter erinnerte. »Schon gut, Evlyn«, sagte sie leise. »Es ist in Ordnung. Geh und … und nutze die Kraft, die du hast.«
Evlyn blickte zum Gesicht ihrer Mutter auf, als wollte sie überprüfen, ob sie es wirklich ehrlich meinte. Dann sah sie Jinzler an. »Was soll ich tun?«
Jinzler holte tief Luft. »Der Friedenshüter dort drüben an der Wand hat ein Kom an seinem Gürtel«, sagte er. »Kannst du es sehen?«
Evlyn rutschte ein wenig zur Seite, um durch den Draht des Stuhls schauen zu können, der zwischen Tisch und Schott geklemmt war. »Ja.«
»Mit diesem Kom lässt sich die Störung der anderen Koms abschalten, damit wir unsere Freunde zur Hilfe rufen können«, sagte Jinzler. »Du musst es uns bringen.«
»Ihre Freunde sind tot«, murmelte Keely.
»Nein«, widersprach Jinzler. »Nicht diese Jedi. Ich habe Geschichten über sie gehört, Rat. Sie lassen sich nicht so leicht umbringen, wie Bearsh glaubt.«
»Und es befinden sich immer noch Chiss-Krieger an Bord unseres Schiffs«, fügte Feesa hinzu. »Viele. Sie können uns ebenfalls helfen.«
»Aber nur, wenn wir uns mit ihnen in Verbindung setzen können.« Jinzler schaute Evlyn in die Augen. »Nur, wenn du uns dieses Kom bringen kannst.«
Evlyn biss die Zähne zusammen. »Also gut«, sagte sie. »Ich werde es versuchen.«
Jinzler spürte, wie sich seine Kehle in einem alten, alten Schmerz zusammenzog. Tu es, oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen. Sein Vater hatte diese Jedi-Weisheit so oft zitiert, als er noch ein Kind gewesen war. Aber nie zuvor war Jinzler imstande gewesen, sich über seine eigene Ablehnung hinwegzusetzen und die Ermutigung in diesen Worten zu erkennen. Er drückte die Wange gegen die Stühle über ihm und verzog das Gesicht, als eines der Wolvkils ihm seinen stinkenden Atem praktisch in die Nase blies. Er spähte in den Raum hinein.
An der Seite des Friedenshüters zuckte das Kom.
Uliar knurrte leise etwas. Das Kom zuckte erneut, diesmal fester, dann rutschte es plötzlich aus dem Clip und fiel klappernd aufs Deck.
Die Wolvkils hörten auf, hin und her zu gehen, und alle drei zottigen Köpfe wandten sich dem Geräusch zu. »Ruhig«, murmelte Jinzler. »Lass es einen Moment liegen.«
Evlyn nickte leise. Ein paar Sekunden später wandten sich die Wolvkils wieder ihrem Umherlaufen zu, da nichts an dem Kom mehr ihre Aufmerksamkeit erregte. »Also gut«, sagte Jinzler. »Und jetzt zieh es auf uns zu. »Langsam, und so gleichmäßig, wie du kannst.«
Langsam, wenn auch nicht sonderlich gleichmäßig, begann das Kom, sich über das Deck zu bewegen. Eines der Wolvkils hielt erneut inne, als es bis
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