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Die Verschwender vom Mars

Die Verschwender vom Mars

Titel: Die Verschwender vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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im Zimmer. Diese Art von Psychologie war so durchsichtig und ungeschickt.
    Wendell Urth war beinahe erstaunt über diese Reaktion und sah Talliaferro ernst über seine Brille hinweg an. Er sagte: »Ich habe genug Einfluß auf die Polizei, um die Sondierung geheimzuhalten.«
    Ryger sagte wütend: »Ich bin's nicht gewesen.«
    Kaunas schüttelte den Kopf.
    Talliaferro enthielt sich jeder Antwort.
    Urth seufzte. »Dann muß ich zeigen, wer der Schuldige ist. Das wird seelische Erschütterungen zur Folge haben. Dadurch wird alles schwieriger.« Er legte die Arme fester um den Bauch, und die Finger zuckten. »Dr. Talliaferro hat darauf hingewiesen, daß der Film auf dem äußeren Fensterbrett versteckt wurde, damit er vor Entdeckung und Beschädigung sicher war. Ich bin seiner Meinung.«
    »Besten Dank«, sagte Talliaferro trocken.
    »Aber wieso glaubte jemand, daß ein äußeres Fensterbrett ein besonders sicheres Versteck ist? Die Polizei würde dort auf jeden Fall nachsehen. Selbst ohne Polizei wurde es entdeckt. Wer würde zu der Überlegung neigen, daß etwas außerhalb eines Gebäudes besonders sicher sei? Offenbar jemand, der lange auf einer luftlosen Welt gelebt hat, dem es in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß niemand ohne genau festgelegte Vorsichtsmaßnahmen einen luftdicht verschlossenen Bau verläßt.
    Zum Beispiel wäre für jemanden auf dem Mond alles, was außerhalb einer Mondkuppel versteckt wäre, verhältnismäßig sicher. Die Menschen würden sich nur selten hinauswagen und nur, um ganz bestimmte Dinge zu tun. Er würde also die Schwierigkeiten, die mit dem Öffnen eines Fensters verbunden sind, überwinden und sich dem aussetzen, was er unbewußt für ein Vakuum ansieht, um zu einem sicheren Versteck zu kommen. Der vorgeprägte Gedanke ›das Äußere eines bewohnten Baus ist sicher‹ würde das zuwege bringen.«
    Talliaferro sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Wieso erwähnen Sie den Mond, Dr. Urth?«
    Urth erwiderte sanft: »Ach, er ist nur ein Beispiel. Was ich bis jetzt gesagt habe, paßt auf jeden von Ihnen. Aber jetzt kommen wir zum Kernpunkt, zur Sache mit der schwindenden, sterbenden Nacht.«
    Talliaferro legte die Stirn in Falten. »Sie meinen die Nacht, in der Villiers starb?«
    »Ich meine jede Nacht. Sehen Sie mal, selbst wenn man ein äußeres Fensterbrett als sicheres Versteck ansieht, wer von Ihnen wäre verrückt genug, es als sicheres Versteck für ein Stück unentwickelten Films anzusehen? Filme für Schnellblicker sind nicht sehr lichtempfindlich, und man kann sie bei allen möglichen passenden und unpassenden Gelegenheiten entwickeln. Das geringe Licht nächtlicher Beleuchtung würde einem solchen Film nicht viel anhaben, diffuses Tageslicht würde ihn jedoch in ein paar Minuten vernichten, und direktes Sonnenlicht zerstört ihn sofort. Das weiß jedes Kind.«
    Mandel sagte: »Nur zu, Urth. Worauf willst du hinaus?«
    »Du willst, daß ich schneller mache«, sagte Urth und machte einen großen Schmollmund. »Ich möchte, daß ihr es klar begreift. Der Verbrecher wollte vor allem den Film in Sicherheit haben. Er trug die einzige Aufzeichnung von etwas, das von größtem Wert für ihn und die Welt war. Warum legte er ihn dann dorthin, wo er zwangsläufig von der Morgensonne vernichtet werden würde? – Nur deshalb, weil er gar nicht mit der Morgensonne rechnete. Er dachte, die Nacht sei sozusagen unsterblich.
    Aber die Nächte sind nicht unsterblich. Auf der Erde schwinden sie und machen dem Tag Platz. Selbst die sechs Monate währende Polarnacht wird schließlich zu einer schwindenden Nacht. Die Nächte auf Ceres dauern nur zwei Stunden, die auf dem Mond zwei Wochen. Sie sind auch schwindende Nächte, und die Doktoren Talliaferro und Ryger wissen, daß immer ein Tag kommen muß.«
    Kaunas war aufgestanden: »Aber warten Sie ...«
    Wendell Urth blickte ihm voll ins Gesicht. »Wir brauchen nicht weiter zu warten, Dr. Kaunas. Der Merkur ist der einzige größere Himmelskörper im Sonnensystem, der der Sonne nur eine Seite zukehrt. Auch wenn man die Libration mit in Betracht zieht, sind ganze drei Achtel der Oberfläche reine Nachtseite und sehen nie die Sonne. Das Polobservatorium liegt am Rand dieser Nachtseite. Zehn Jahre lang haben Sie sich daran gewöhnt, daß Nächte unsterblich sind, daß die Nachtseite ewig dunkel bleiben wird, und so haben Sie der Erdnacht einen unentwickelten Film anvertraut, wobei Sie in Ihrer Erregung vergaßen, daß diese Nacht schwinden muß

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