Die Verschwörer von Kalare
Sinn. In der Richtung, in der wir unterwegs sind, stehen wir Kalarus nicht im Weg. Und können überhaupt nicht in diesen Krieg eingreifen. Er sollte glücklich sein, uns hier marschieren zu sehen.«
»Ja«, meinte Cyril. »Trotzdem will uns offensichtlich jemand langsamer und vor allem blind machen.«
Der Erste Speer schnaubte. »Und deshalb möchtest du vermutlich besonders schnell vorankommen und herausfinden, was bei den Krähen eigentlich vor sich geht. Aus reiner Gehässigkeit.«
Cyril grinste und zeigte die Zähne. »Wir machen eine halbe Stunde Rast, damit die Männer und die Tiere Wasser trinken können. Danach geht es weiter.«
Der Erste Speer salutierte dem Hauptmann, schritt davon, rief Meldegänger zu sich und erteilte Befehle.
Cyril starrte auf den Überlebenden des Angriffs. Langsam hörte der Mann auf, vor Schmerzen zu zucken. Der Hauptmann gesellte sich zu Crassus. Der junge Ritter hatte sich kaum geregt. Sein Blick hing an den traurigen verwelkten Überresten des Toten.
»Ritter Crassus«, sagte Cyril.
»Hauptmann?«
Der Hauptmann nahm den jungen Mann an den Schultern und drehte ihn langsam von der Leiche fort zu sich hin. »Ritter Crassus, du kannst nichts mehr für ihn tun. Deine Brüder, die anderen Ritter, brauchen dich, wachsam und pflichtbewusst. Daran solltest du jetzt denken.«
Crassus schüttelte den Kopf. »Wenn ich nur …«
»Ritter Crassus«, unterbrach Cyril ihn, leise und doch nachdrücklich. »Deine Selbstvorwürfe und Selbstzweifel können deine Männer nicht gebrauchen. Du bist ein Ritter des Reiches, und du wirst dich auch wie einer benehmen.«
Der junge Mann nahm Haltung an, schluckte und salutierte dem Hauptmann.
Cyril nickte. »Schon besser. Du hast für die beiden alles getan, was in deiner Macht stand. Kehre nun zu deinen Pflichten zurück, Ritter Crassus.«
»Hauptmann«, sagte Max’ Halbbruder. Er wollte sich über die Schulter umblicken, beherrschte sich jedoch mit sichtlicher Anstrengung, setzte den Helm auf und ging zurück zur Spitze der Kolonne.
Der Hauptmann schaute Crassus einen Moment lang hinterher, dann wichen die Heiler von der zweiten Wanne zurück, mit der Haltung von Männern, die ihre Arbeit erledigt haben. Der verwundete junge Ritter in der Wanne war zwar totenblass, atmete jedoch regelmäßig, während die Fürstin noch neben ihm kniete und seinen Kopf hielt.
Cyril nickte, und sein Blick fiel auf Tavi. »Scipio?«, fragte er. »Was ist mit dir passiert?«
»Unfall mit einem Wagen, Hauptmann«, erwiderte Tavi.
»Er hat sich das Bein gebrochen«, ergänzte Foss.
Cyril zog eine Augenbraue hoch und sah Foss an. »Schlimm?«
»Unterschenkel, sauberer Bruch. Ich habe mich drum gekümmert. Sollte ganz ordentlich wieder verheilen.«
Der Hauptmann starrte Tavi eine Weile mit zusammengekniffenen Augen an. Schließlich nickte er.
Die Fürstin Antillus erhob sich von der Heilwanne, ordnete ihre Kleidung, ging bedächtig zum Hauptmann und salutierte.
»Tribun«, grüßte Cyril. »Wie geht es ihm?«
»Ich glaube, so weit ganz gut«, erwiderte die Fürstin mit kühler, ruhiger Stimme. »Falls es keine weiteren Komplikationen gibt, sollte er überleben. Die Säure hat die Muskeln am linken Bein und dem rechten Unterarm stark angefressen. In den Dienst wird er nicht zurückkehren.«
»In der Legion gibt es auch andere Dienste als den Kampf«, sagte Cyril leise.
»Ja, Hauptmann«, meinte die Fürstin Antillus, doch ihr Ton ließ vermuten, dass sie anderer Meinung war.
»Danke, Hoheit«, sagte Cyril. »Dass du ihm das Leben gerettet hast.«
Die Miene der Fürstin wirkte entrückt und war nicht zu deuten, doch sie neigte den Kopf leicht.
Cyril erwiderte das Nicken, wandte sich seinem Pferd zu, stieg in den Sattel und ritt zurück zur Spitze der Kolonne.
Die Fürstin wandte sich Tavi zu, nachdem der Hauptmann davongeritten war. »Scipio.«
»Tribun«, antwortete Tavi und salutierte.
»Hüpf doch mal vom Wagen«, verlangte sie, »ich will mir dein Bein ansehen.«
»Verzeihung?«
Die Fürstin runzelte die Stirn. »Ich bin Tribuna Medica dieser Legion. Du gehörst zu meinen Untergebenen. Komm schon runter, Subtribun .«
Tavi nickte, stieg vorsichtig vom Wagen und bemühte sich, das Bein so wenig wie möglich zu belasten.
Die Fürstin kniete nieder und berührte das Bein kurz, ehe sie sich wieder erhob und die Augen verdrehte. »Da ist nichts.«
»Foss hat sich schon drum gekümmert«, erklärte Tavi.
»Ist nur eine winzige Verletzung«,
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