Die Verschwörer von Kalare
Gegenteil. Er ließ sich nach hinten sacken, legte einen Arm über die Augen und war sofort eingeschlafen.
Dunkel bekam er mit, dass laute Rufe und plärrende Hörner zum Halt riefen. Der Wagen wurde langsamer und blieb stehen. Tavi schlug die Augen auf. Über sich sah er einen wolkenverhangenen Himmel, über den immer wieder rötliche Blitze zuckten. Donner
grollte bedrohlich übers Land. Tavi setzte sich auf und fragte: »Was ist denn los?«
Der Heiler und Veteran erhob sich im hinteren Teil des Wagens, als dieser zum Halt kam, und spähte nach vorn hinaus. Eine Trommel gab ein Signal aus mehreren schnellen und langsamen Schlägen, und Foss stieß einen Fluch aus. »Verwundete.«
»Wir kämpfen schon?«, fragte Tavi. Er schüttelte den Kopf und hoffte, so die Schläfrigkeit vertreiben zu können.
»Macht den Weg frei!«, rief eine Frau, lauter als menschenmöglich, und das große weiße Pferd der Fürstin Antillus donnerte die Straße entlang. Die Legionares stoben auseinander, andere Pferde tänzelten nervös umher. Sie preschte nur wenige Fuß entfernt an Tavi vorbei, ihr Harnisch und ihr Geldbeutel klingelten.
»Komm schon«, knurrte Foss. »Mit deinen Armen ist doch alles in Ordnung, Subtribun.«
Er gab Tavi mit einem Wink zu verstehen, ihm zu helfen, und die beiden hievten zwei Ganzkörperwannen vom Wagen auf den Boden. Tavis Bein schmerzte heftig, und die Muskeln verspannten sich zu harten Knoten, aber er biss die Zähne zusammen und ignorierte die Schmerzen. Er und Foss schleppten die Wannen zum Rand des Dammweges, als die Fürstin ihr Pferd abrupt zum Halt brachte und aus dem Sattel sprang, ehe es richtig stand.
»Wasser«, knurrte Foss. Tavi zog sich wieder hoch auf den Wagen und schleifte die schweren Krüge zur Ladekante hinten. Wind erhob sich zu tosendem Gebrüll, und die Ritter Fantus und Crassus rasten keine zehn Fuß über dem Boden die Straße entlang. Die Fürstin, Foss und vier weitere Heiler liefen ihnen entgegen und übernahmen Verwundete von den beiden Ritter Aeris. Sie zogen den Verletzten mit geübten Bewegungen die Rüstung aus und steckten sie in die Wanne.
Tavi schaute vom Wagen aus zu und sagte kein Wort. Die beiden Männer hatten eigenartige Verletzungen. Sie waren mit Blut verschmiert, zuckten heftig und schrien vor Schmerzen. Lange Streifen Haut an den Beinen waren verschwunden, auf einer
Breite von ungefähr einem Zoll, als wären sie mit glühenden Ketten geschlagen worden.
Sobald sie in den Wannen saßen, trat Fürstin Antillus vor und packte einen der verwundeten Ritter am Kopf. Er wehrte sich noch kurz, ehe er langsam nachgab und nur noch keuchte. Seine Augen waren glasig. Bei dem zweiten Mann tat sie das Gleiche, dann gab sie den Heilern einen Wink, die Männer zu untersuchen und sich über das Ergebnis auszutauschen.
Wieder näherte sich donnernder Hufschlag, aber diesmal von der Seite der Straße, wo nicht die Gefahr bestand, dass ein nervöses Pferd scheute und einen unglücklichen Legionare niedertrampelte. Hauptmann Cyril und der Erste Speer gesellten sich zu den Heilern. Der Hauptmann stieg aus dem Sattel, gefolgt von Valiar Marcus, und blickte sich um, bis der den Rittertribun Fantus entdeckte. »Tribun? Meldung!«
Fantus warf den beiden jungen Männern in der Wanne einen schmerzlichen Blick zu, ehe er salutierte. »Wir wurden angegriffen, Hauptmann.«
»Angegriffen?«, hakte Cyril nach. »Von wem?«
»Von was «, berichtigte Fantus. »Von etwas oben am Rand der Wolkendecke. Was auch immer es war, ich habe es nicht zu Gesicht bekommen.« Er deutete auf Crassus. »Er aber.«
Crassus starrte die beiden Verwundeten an. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und ihm schien übel zu sein. Tavi verspürte Mitleid mit ihm, trotz der Feindschaft zwischen ihm und Maximus. Crassus hatte zum ersten Mal mit angesehen, wie Blut im Kampf vergossen wurde, und er wirkte viel zu jung, um damit fertig zu werden, sogar in Tavis Augen.
»Ritter Crassus«, sagte Cyril, laut genug, um den jungen Ritter aus seiner Erstarrung zu reißen.
»Hauptmann?«, fuhr Crassus auf. Er salutierte plötzlich, als sei ihm gerade wieder eingefallen, was sich gehörte.
Cyril sah den Jungen an, verzog das Gesicht und fragte ruhiger: »Was ist dort oben passiert?«
Crassus fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schaute ins Leere. »Ich habe eine Luftpatrouille angeführt, Hauptmann. Bardis und Adrian flogen an meinen Flanken. Ich wollte die Deckung ausnutzen und uns am
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