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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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angreifen.«
    »Sie müssen also zuerst die Ritter erledigen, wenn sie die Stadt stürmen wollen?«, fragte Isana. »So ist es doch?«
    »Genau. Und sie wissen auch, dass die Zeit gegen sie arbeitet.
Sie müssen die Stadt einnehmen, bevor Verstärkung eintrifft. Die einzige Methode, das schnell zu erreichen, ist die blutige.« Der alte Soldat schüttelte den Kopf. »Das wird ein übles Gemetzel. Wie die Zweite Calderonschlacht.«
    Isana dachte an die Schlacht zurück. Die Leichen hatte man auf Haufen verbrannt, die bis zu vierzig Fuß in die Höhe ragten, und es hatte fast ein Jahr gedauert, um Blut und Schmutz von den Steinen Kasernas zu waschen. Noch immer hörte sie im Kopf die Schreie, das Stöhnen und das Winseln der Verwundeten und Sterbenden. Es war ein Albtraum gewesen.
    Und diesmal stand nicht das Leben einiger hundert, sondern einiger tausend, ja, Zehntausender Zivilisten auf dem Spiel.
    Sie schauderte.
    Giraldi wandte sich endlich vom Fenster ab.
    »Kann ich etwas für dich tun?«
    Isana atmete tief durch. »Im Augenblick nicht.«
    »Dann lasse ich dich mal in Ruhe«, sagte Giraldi. »Ich bin draußen.«
    Isana nickte und biss sich auf die Unterlippe.
    Giraldi drehte sich an der Tür noch einmal um. »Wehrhöferin, meinst du wirklich, du schaffst es?«
    »Ich …« Isana schluckte. »Ich habe nie … Ich weiß nicht, ob ich es schaffe.«
    »Du irrst dich«, knurrte Giraldi. »Ich kenne dich schon so viele Jahre. Tatsache ist: Du musst es versuchen, und du kannst es schaffen.« Er nickte ihr zu, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Isana senkte den Kopf nach Giraldis Worten. Dann wandte sie sich ihrem Kranken zu.
    Entzündete Wunden hatte sie schon oft behandelt, sowohl in ihrer Eigenschaft als Heilerin auf ihrem Wehrhof als auch während ihrer Dienstzeit im Legionslager. Für gewöhnlich beschleunigte man den Blutfluss im betroffenen Bereich, ehe man sich sorgfältig dem erkrankten Gewebe zuwandte und die Entzündung Stück für Stück beseitigte. Nachdem Bächlein die Infektion
stark geschwächt hätte, könnte sich der Körper des Verwundeten selbst um die Krankheit kümmern.
    Im Lager hatte sie Verletzungen behandelt, wie sie bei der Ausbildung immer wieder vorkamen, bei jungen Legionares , die zu dumm waren, um einen kleinen Schnitt ordentlich zu säubern und zu verbinden. Auch für das Volk auf ihrem Wehrhof hatte sie gesorgt, sogar für das Vieh. Entzündungen waren eine heikle Angelegenheit, die sowohl Feingefühl erforderten, um ihren Elementar zu lenken, als auch Kraft, um gegen das eintretende Fieber anzukämpfen. Selten hatte sie länger als eine halbe Stunde gebraucht, um solche Wunden wieder in einen Zustand zu bringen, in dem man sie heilen konnte.
    Isana schickte Bächlein in die Wanne, und der Elementar hüllte Faede ein. Durch den Wasserelementar fühlte Isana eine Entzündung für gewöhnlich als dumpfe, abscheuliche Hitze. Sich dieser Hitze auszusetzen war unangenehm, wenn auch erträglich und ähnelte einem Sonnenbrand.
    Bei Faedes Verletzung lag die Sache anders. In dem Augenblick, in dem ihr Elementar die Wunde berührte, spürte Isana eine sengende Glut, heißer als ein Ofen, und reflexartig wich sie zurück.
    Faede stöhnte im Schlaf, bewegte sich und wurde wieder still. Ein Fiebertraum hatte von ihm Besitz ergriffen. Isana fühlte seine Verwirrung als blitzartige Abfolge verschiedener Emotionen, von denen keine lange genug verweilte, um sie klar zu erfassen. Entschlossen schob sie das Kinn vor. Wieder lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf Bächlein, richtete ihre Sinne auf das Wasser in der Wanne und griff nach Faedes verwundeter Hand.
    Als sie die Wunde berührte, spannte sich jeder Muskel in ihrem eigenen Körper plötzlich an, da sich das flammende, bösartige Feuer der Garic-Öl-Entzündung in ihre Wahrnehmung brannte. Sie hielt dem Schmerz stand, ordnete ihre Gedanken und tastete sich weiter zur Wunde vor.
    Unvermittelt verstand sie, warum Veradis diese Behandlung
als schwierig und gefährlich bezeichnet hatte. Infektionen führten ein Eigenleben, und Isana war schon verschiedenen Formen begegnet, die sich im Körper des Opfers ausbreiten wollten wie die Freien eines Wehrhofs, die in die Wildnis ziehen, um dort Land urbar zu machen.
    Das Garic-Fieber allerdings war mehr als ein Wehrhof von Siedlern, es war eine Legion, eine Horde, eine ganze Zivilisation winziger, zerstörerischer Wesen. Die für gewöhnlich nur unangenehme Hitze löste hier Schmerz aus. Das Fieber

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