Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
einen Geldbeutel«, erwiderte Tavi und betrachtete den jungen Mann stirnrunzelnd. Tavi verfügte nicht über die Vorteile eines anständigen Wasserwirkers, aber was das Einschätzen von Menschen anging, verstand er sich darauf genauso gut wie jeder andere ohne dieses Talent. Crassus hatte ihn nicht angelogen, was den Stein betraf. Dessen war sich Tavi sicher.
    »Du bekommst jetzt, was du wolltest«, sagte Crassus leise. »Du wirst mich dem Hauptmann melden. Und der wird mich aus der Legion werfen. Und ich werde in Schande heimgeschickt.«

    Tavi betrachtete Crassus einen Moment lang und sagte schließlich: »Man wird nicht gleich unehrenhaft entlassen, nur weil man eine Treppe hinuntergefallen ist.«
    Crassus blinzelte. »Wie bitte?«
    »Ritter, was, bei den Krähen, glaubst du, haben diese Trommeln zu bedeuten? Die Fische in Schlaf zu lullen? Wir machen uns bereit für den Kampf, und ich werde nichts unternehmen, was die Legion eines tüchtigen Ritters und unserer wunderbaren Tribuna Medica berauben würde.« Tavi reichte ihm die Hand. »Soweit ich weiß, bist du eine Treppe hinuntergestürzt. Komm hoch.«
    Der junge Mann starrte Tavis Hand einen Augenblick lang an, blinzelte verwirrt, streckte dann ebenfalls die Hand aus und ließ sich von Tavi auf die Beine helfen. Er sah entsetzlich aus, allerdings waren die Verletzungen zwar schmerzhaft, aber nicht ernst.
    »Ich nehme an, deine Mutter hat dich zu mir geschickt?«, fragte Tavi.
    »Nein«, antwortete Crassus.
    Tavi zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
    Crassus’ Augen funkelten vor Wut. »Ich bin nicht ihr Diener. Oder ihr Hund.«
    »Wenn sie dich nicht geschickt hat, warum bist du dann hier?«
    »Sie ist meine Mutter«, sagte Crassus und spuckte Blut aus. »Ich versuche nur, auf sie aufzupassen.«
    Tavi riss unwillkürlich die Augen auf, als er plötzlich die Beweggründe des jungen Ritters begriff. »Du hast es nicht getan, um ihr einen Gefallen zu tun«, sagte er leise, »sondern um mich zu beschützen.«
    Crassus starrte Tavi an und wandte dann den Blick ab.
    »Deshalb hast du auch das Schwert nicht gezogen«, meinte Tavi ruhig. »Du wolltest mich nicht verletzen.«
    Der junge Mann wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Sie … wird so schnell jähzornig. Früh am Abend ist sie weggegangen. Ich dachte, ich suche dich und bringe ihr den Geldbeutel
zurück. Und erzähle ihr, ich hätte ihn irgendwo auf dem Boden gefunden.« Er schüttelte den Kopf. »Sie sollte nicht im Zorn etwas Unüberlegtes tun. Manchmal kann sie ihre Wut nicht im Zaum halten.«
    »Wie bei Max«, sagte Tavi.
    Crassus verzog das Gesicht. »Ja.« Er blickte hinüber zum Lager. »Maximus … einige seiner Narben … die hat er, weil er Strafen an meiner Stelle auf sich genommen hat. Er hat Dinge gestanden, die ich getan habe, um mich zu beschützen.« Crassus blickte Tavi an. »Ich kann dich nicht leiden, Scipio. Max mag dich aber. Und ich bin ihm einiges schuldig. Deshalb bin ich hergekommen. Ich wollte mich mit ihm versöhnen. Ich dachte, wenn wir …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, wir könnten ein bisschen Zeit zusammen verbringen und müssten nicht wieder nach Antillus zurück. Mutter hat mir gesagt, sie wolle sich bei ihm entschuldigen, dafür, wie sie ihn behandelt hat.«
    Plötzlich wurde Tavi wütend auf Max’ Stiefmutter. Ihre Entschuldigung hatte darin bestanden, dass sie versucht hatte, Max umzubringen. Doch Tavi beschlich der Verdacht, dass Crassus keine wirklich unbefangene Meinung über sie hatte. Der junge Ritter würde sich niemals eingestehen, dass seine Mutter beabsichtigt hatte, Max zu ermorden.
    Er griff in seine Tasche, holte den Seidenbeutel hervor und schüttelte dabei geschickt den kleinen roten Stein heraus, damit dieser in seiner Tasche blieb. Den Beutel reichte er Crassus.
    Der nahm ihn entgegen und sagte leise: »Das könnte ich dem Hauptmann melden.«
    »Und ich könnte mich urplötzlich daran erinnern, dass es hier gar keine Treppe gibt«, erwiderte Tavi ohne großen Groll. »Aber ich finde, wir haben heute Nacht beide schon genug Kraft verschwendet.«
    Crassus wog den leeren Beutel eine Weile in der Hand, ehe er ihn einsteckte. »Vielleicht hätte ich dich einfach darum bitten sollen.«

    Tavi schnitt eine Grimasse. »Tut mir leid wegen deines Gesichts.«
    Crassus schüttelte den Kopf. »Eigene Schuld. Ich habe ja angefangen. Und dann noch von hinten.« Vorsichtig betastete er seine Nase und zuckte zusammen. »Wo hast du diesen Wurf

Weitere Kostenlose Bücher