Die Verschwörer von Kalare
nicht.«
»Ganz schön eigenartig«, sagte Max nachdenklich. »Allerdings nützlich.«
»Mir wäre es lieber, wenn du es für dich behältst«, sagte Tavi leise.
»Natürlich«, antwortete Max und nahm den Weinschlauch zurück. »Bei den Krähen, ich war schon ziemlich überrascht, als ich sie hier gesehen habe. Ich hatte gedacht, sie würde im Palast bleiben. Das Spielzeug dort hat ihr gut gefallen.«
Tavi schnaubte. »Na ja, was solche Sachen angeht, hat sie ihren eigenen Kopf.«
»Wenigstens ist sie jetzt in Elinarcus und in Sicherheit.«
Tavi sah ihn von der Seite an.
»Etwa nicht?«, fragte Max. »Woher weißt du das?«
»Keine Ahnung. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie uns gestern Nacht in die Stadt geführt hat. Aber ich kenne sie.« Er schüttelte den Kopf. »Sie ist da draußen irgendwo unterwegs.«
»Hauptmann!«, rief eine der Wachen.
Tavi drehte sich um und hatte unwillkürlich sofort seine Waffe in der Hand, nur einen Sekundenbruchteil, nachdem Max sein Schwert gezogen hatte. Sie wichen zurück, doch die Wache gab Entwarnung, und dann hörten sie Hufschlag.
Ein hagerer, erschöpft wirkender Legionare tauchte aus der Dunkelheit auf, dem Alter nach ein Veteran. Sein Helm war mit dunklem Canim-Blut verschmiert. Er schwang sich aus dem Sattel, salutierte müde vor Tavi und nickte Max zu.
»Hauptmann«, sagte Maximus, »das ist Legionare Hagar. Ich habe mit ihm auf der Mauer gedient.«
» Legionare «, grüßte Tavi. »Schön, dich kennen zu lernen. Meldung!«
»Hauptmann«, begann Hagar, »Zenturio Flavis lässt Grüße übermitteln und ausrichten, dass seine Ala auf vierundfünfzig Canim-Plünderer gestoßen ist und diese vernichtet hat. Vierundsiebzig Flüchtlinge wurden so gut wie möglich unterstützt, und er hat sie aufgefordert, in Elinarcus Schutz zu suchen. Zwei Legionares sind bei den Kämpfen gefallen, acht weitere wurden verwundet. Die Verwundeten sind unterwegs zurück nach Elinarcus.«
Tavi runzelte die Stirn. »Seid ihr dem Haupttross des Feindes begegnet?«
Hagar schüttelte den Kopf. »Nein, Hauptmann, doch Zenturio Flavis musste die Verluste und den Großteil der Verwundeten hinnehmen, als er gegen drei Canim kämpfte, die ganz anders als die üblichen Plünderer gekleidet und ausgerüstet waren.«
» Drei? « , entfuhr es Max.
Hagar schnitt eine Grimasse. »Das ist gerade vorhin passiert, Antillar, und es dämmerte schon. Und diese Viecher … ich habe noch nie etwas so Schnelles gesehen, und ich war als Kind bei einem Kampf zwischen Aldrick ex Gladius und Araris Valerian dabei.«
»Dann habt ihr sie fertig gemacht, wie?«
»Zwei von ihnen nicht. Sie konnten entkommen, und Flavis hat sie ziehen lassen. Sie in der Dunkelheit verfolgen zu wollen wäre Selbstmord gewesen.«
Tavi beschlich ein eigenartiges Gefühl; ein bisschen so, als würde einem angesichts einer köstlichen Mahlzeit das Wasser im
Munde zusammenlaufen. »Augenblick mal. Anders gekleidet? Inwiefern?«
Hagar wandte sich zu seinem Pferd um. »Ich habe die Kleidung hier. Flavis meinte, du würdest sie bestimmt sehen wollen, Hauptmann.«
»Flavis hatte recht«, erwiderte Tavi. »Tribun, eine Lampe, bitte.«
»Damit verraten wir unseren Aufenthaltsort«, wandte Max ein.
»Dafür sorgt schon der Geruch unserer hundert Pferde«, gab Tavi trocken zurück. »Ich muss mir das angucken.«
Max nickte und holte eine Lampe. Er hielt seinen Mantel als Abschirmung darüber und murmelte: »Licht.« Nur sehr wenig vom goldenen Schein der Elementarlampe entwich dem Mantel, und die drei gingen in die Hocke, um die Gegenstände zu begutachten, die Hagar mitgebracht hatte.
Der erste, ein riesiger Kapuzenmantel, aus dem man leicht ein kleines Zelt hätte bauen können, war um den Rest gewickelt. In dem Mantel fanden sich zwei kurze Hiebwaffen - was man bei einem Cane eben so als kurz bezeichnen würde. Die Klingen der Waffen waren drei Fuß lang, geschwungen und aus getempertem rotem Blutstahl geschmiedet, aus dem die Canim ihre beste Ausrüstung fertigten. Die Klingenrücken waren mit Zähnen bestückt, die denen einer Holzsäge ähnelten, und der Griff der einen bildete einen Wolfskopf mit kleinen roten Edelsteinen als Augen. Außerdem gab es ein halbes Dutzend schwerer Metallnägel, so lang wie Tavis Unterarm und so dick wie sein Daumen. Wenn ein Cane sie schleuderte, konnten sie einen Menschen durchbohren oder den Schädel eines Mannes sogar durch einen guten Helm brechen. Schließlich sahen sie noch eine
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